Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

wahrlich viel sagen will, ein König, dessen Ge-
schichte mit Blut und Thränen aufgezeichnet ist,
brandschatzte sein unglückliches Volk durch uner-
schwingliche Auflagen, um blutige, ungerechte Kriege
führen, und schändliche Huren und schmarotzende
Versemacher besolden zu können. Boileau, Racine
und andere, die sich auf feinen Weihrauch und
wohlklingende Reime verstanden, erhielten von ihm
bedeutende Jahrgehalte; Chapelain, der Abbe Co-
tin und Desmarais empfiengen eben so große Wohl-
thaten, die sie ihm mit den erbärmlichsten Versen
vergalten. Dem albernen, unwissenden Thoren
war es gleich, ob sein königlicher Name von einer
Nachtigall besungen, oder von einer Unke bequackt
wurde. Jhm galten die Verse eines Cotin eben so
viel, wie jene eines Racine, wenn er nur dadurch
verherrlicht zu werden glaubte. Die Herzoge von
Weimar und Gotha haben, so klein ihre Länder
im Verhältniß gegen Fraukreich auch sind, weit
mehr für Künste und Wissenschaften gethan, als
jener große Ludwig, der deshalb von seinen Fran-
zosen ehemals vergöttert ward.

Auch Handel, Gewerbe und Ackerbau suchen
Keturas legitime Söhne manchmal in ihren Län-
dern dem Anscheine nach zu befördern, denn sie
halten es mit dem Grundsatz des römischen Rechts:
was der Sklave erwirbt, gehört seinem Herrn.
Allein immer wird doch die Betriebsamkeit und der

13 *

wahrlich viel ſagen will, ein Koͤnig, deſſen Ge-
ſchichte mit Blut und Thraͤnen aufgezeichnet iſt,
brandſchatzte ſein ungluͤckliches Volk durch uner-
ſchwingliche Auflagen, um blutige, ungerechte Kriege
fuͤhren, und ſchaͤndliche Huren und ſchmarotzende
Verſemacher beſolden zu koͤnnen. Boileau, Racine
und andere, die ſich auf feinen Weihrauch und
wohlklingende Reime verſtanden, erhielten von ihm
bedeutende Jahrgehalte; Chapelain, der Abbé Co-
tin und Desmarais empfiengen eben ſo große Wohl-
thaten, die ſie ihm mit den erbaͤrmlichſten Verſen
vergalten. Dem albernen, unwiſſenden Thoren
war es gleich, ob ſein koͤniglicher Name von einer
Nachtigall beſungen, oder von einer Unke bequackt
wurde. Jhm galten die Verſe eines Cotin eben ſo
viel, wie jene eines Racine, wenn er nur dadurch
verherrlicht zu werden glaubte. Die Herzoge von
Weimar und Gotha haben, ſo klein ihre Laͤnder
im Verhaͤltniß gegen Fraukreich auch ſind, weit
mehr fuͤr Kuͤnſte und Wiſſenſchaften gethan, als
jener große Ludwig, der deshalb von ſeinen Fran-
zoſen ehemals vergoͤttert ward.

Auch Handel, Gewerbe und Ackerbau ſuchen
Keturas legitime Soͤhne manchmal in ihren Laͤn-
dern dem Anſcheine nach zu befoͤrdern, denn ſie
halten es mit dem Grundſatz des roͤmiſchen Rechts:
was der Sklave erwirbt, gehoͤrt ſeinem Herrn.
Allein immer wird doch die Betriebſamkeit und der

13 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0147" n="147"/>
wahrlich viel &#x017F;agen will, ein Ko&#x0364;nig, de&#x017F;&#x017F;en Ge-<lb/>
&#x017F;chichte mit Blut und Thra&#x0364;nen aufgezeichnet i&#x017F;t,<lb/>
brand&#x017F;chatzte &#x017F;ein unglu&#x0364;ckliches Volk durch uner-<lb/>
&#x017F;chwingliche Auflagen, um blutige, ungerechte Kriege<lb/>
fu&#x0364;hren, und &#x017F;cha&#x0364;ndliche Huren und &#x017F;chmarotzende<lb/>
Ver&#x017F;emacher be&#x017F;olden zu ko&#x0364;nnen. Boileau, Racine<lb/>
und andere, die &#x017F;ich auf feinen Weihrauch und<lb/>
wohlklingende Reime ver&#x017F;tanden, erhielten von ihm<lb/>
bedeutende Jahrgehalte; Chapelain, der Abb<hi rendition="#aq">é</hi> Co-<lb/>
tin und Desmarais empfiengen eben &#x017F;o große Wohl-<lb/>
thaten, die &#x017F;ie ihm mit den erba&#x0364;rmlich&#x017F;ten Ver&#x017F;en<lb/>
vergalten. Dem albernen, unwi&#x017F;&#x017F;enden Thoren<lb/>
war es gleich, ob &#x017F;ein ko&#x0364;niglicher Name von einer<lb/>
Nachtigall be&#x017F;ungen, oder von einer Unke bequackt<lb/>
wurde. Jhm galten die Ver&#x017F;e eines Cotin eben &#x017F;o<lb/>
viel, wie jene eines Racine, wenn er nur dadurch<lb/>
verherrlicht zu werden glaubte. Die Herzoge von<lb/>
Weimar und Gotha haben, &#x017F;o klein ihre La&#x0364;nder<lb/>
im Verha&#x0364;ltniß gegen Fraukreich auch &#x017F;ind, weit<lb/>
mehr fu&#x0364;r Ku&#x0364;n&#x017F;te und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften gethan, als<lb/>
jener große Ludwig, der deshalb von &#x017F;einen Fran-<lb/>
zo&#x017F;en ehemals vergo&#x0364;ttert ward.</p><lb/>
        <p>Auch Handel, Gewerbe und Ackerbau &#x017F;uchen<lb/>
Keturas legitime So&#x0364;hne manchmal in ihren La&#x0364;n-<lb/>
dern dem An&#x017F;cheine nach zu befo&#x0364;rdern, denn &#x017F;ie<lb/>
halten es mit dem Grund&#x017F;atz des ro&#x0364;mi&#x017F;chen Rechts:<lb/>
was der Sklave erwirbt, geho&#x0364;rt &#x017F;einem Herrn.<lb/>
Allein immer wird doch die Betrieb&#x017F;amkeit und der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">13 *</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0147] wahrlich viel ſagen will, ein Koͤnig, deſſen Ge- ſchichte mit Blut und Thraͤnen aufgezeichnet iſt, brandſchatzte ſein ungluͤckliches Volk durch uner- ſchwingliche Auflagen, um blutige, ungerechte Kriege fuͤhren, und ſchaͤndliche Huren und ſchmarotzende Verſemacher beſolden zu koͤnnen. Boileau, Racine und andere, die ſich auf feinen Weihrauch und wohlklingende Reime verſtanden, erhielten von ihm bedeutende Jahrgehalte; Chapelain, der Abbé Co- tin und Desmarais empfiengen eben ſo große Wohl- thaten, die ſie ihm mit den erbaͤrmlichſten Verſen vergalten. Dem albernen, unwiſſenden Thoren war es gleich, ob ſein koͤniglicher Name von einer Nachtigall beſungen, oder von einer Unke bequackt wurde. Jhm galten die Verſe eines Cotin eben ſo viel, wie jene eines Racine, wenn er nur dadurch verherrlicht zu werden glaubte. Die Herzoge von Weimar und Gotha haben, ſo klein ihre Laͤnder im Verhaͤltniß gegen Fraukreich auch ſind, weit mehr fuͤr Kuͤnſte und Wiſſenſchaften gethan, als jener große Ludwig, der deshalb von ſeinen Fran- zoſen ehemals vergoͤttert ward. Auch Handel, Gewerbe und Ackerbau ſuchen Keturas legitime Soͤhne manchmal in ihren Laͤn- dern dem Anſcheine nach zu befoͤrdern, denn ſie halten es mit dem Grundſatz des roͤmiſchen Rechts: was der Sklave erwirbt, gehoͤrt ſeinem Herrn. Allein immer wird doch die Betriebſamkeit und der 13 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/147
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/147>, abgerufen am 24.11.2024.