Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

lauben? Diese und viele andere wichtige Fragen *)
sind zwischen den Buchhändlern selbst sehr streitig;
Jeder beantwortet sie, wie sein augenblicklicher Vor-
theil, und wenn dieser gerade nicht in Anregung
kömmt, wie seine Laune es fodert. Wer muß es
nicht einsehen, daß gerade das, was die Buchhänd-
ler sich selbst erlauben, und durch Mehrheit der
Stimmen für sehr gerecht und billig erklären, nichts
gerechter und billiger ist, als was sie den Nach-
druckern verbieten wollen? Wie können die Urver-
leger unter allen diesen Verhältnissen wohl erwar-
ten, daß eine weise und billige Gesetzgebung zu
ihrem Vortheile einschreiten soll? Jst in diesem und
jenem Lande der Nachdruck verboten, so folgt dar-
aus noch nicht, daß es in allen Ländern geschehen
müsse. Napoleon war freilich ein sehr großer
Mann; aber mehr Feldherr als Gesetzgeber, obgleich
das unter seiner Regierung abgefaßte Gesetzbuch
nach seinem Namen genannt ward. Weil er im
Königreich Jtalien ein Gesetz gegen den Nachdruck
gab, soll man auch im Würtembergischen eins ge-
ben? Welche Folgerung! Napoleon verbot die
Einfuhr der englischen Waaren; nach seinem un-
glücklichen Sturz wurden diese Dekrete aufgehoben,
und ich glaube, es wäre besser, daß man sie an
manchen Orten wieder, zum Besten unserer Fabri-

*) M. s. Krause über den Büchernachdruck S. 7 ff.

lauben? Dieſe und viele andere wichtige Fragen *)
ſind zwiſchen den Buchhaͤndlern ſelbſt ſehr ſtreitig;
Jeder beantwortet ſie, wie ſein augenblicklicher Vor-
theil, und wenn dieſer gerade nicht in Anregung
koͤmmt, wie ſeine Laune es fodert. Wer muß es
nicht einſehen, daß gerade das, was die Buchhaͤnd-
ler ſich ſelbſt erlauben, und durch Mehrheit der
Stimmen fuͤr ſehr gerecht und billig erklaͤren, nichts
gerechter und billiger iſt, als was ſie den Nach-
druckern verbieten wollen? Wie koͤnnen die Urver-
leger unter allen dieſen Verhaͤltniſſen wohl erwar-
ten, daß eine weiſe und billige Geſetzgebung zu
ihrem Vortheile einſchreiten ſoll? Jſt in dieſem und
jenem Lande der Nachdruck verboten, ſo folgt dar-
aus noch nicht, daß es in allen Laͤndern geſchehen
muͤſſe. Napoleon war freilich ein ſehr großer
Mann; aber mehr Feldherr als Geſetzgeber, obgleich
das unter ſeiner Regierung abgefaßte Geſetzbuch
nach ſeinem Namen genannt ward. Weil er im
Koͤnigreich Jtalien ein Geſetz gegen den Nachdruck
gab, ſoll man auch im Wuͤrtembergiſchen eins ge-
ben? Welche Folgerung! Napoleon verbot die
Einfuhr der engliſchen Waaren; nach ſeinem un-
gluͤcklichen Sturz wurden dieſe Dekrete aufgehoben,
und ich glaube, es waͤre beſſer, daß man ſie an
manchen Orten wieder, zum Beſten unſerer Fabri-

*) M. ſ. Krauſe uͤber den Buͤchernachdruck S. 7 ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0100" n="100"/>
lauben? Die&#x017F;e und viele andere wichtige Fragen <note place="foot" n="*)">M. &#x017F;. Krau&#x017F;e u&#x0364;ber den Bu&#x0364;chernachdruck S. 7 ff.</note><lb/>
&#x017F;ind zwi&#x017F;chen den Buchha&#x0364;ndlern &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ehr &#x017F;treitig;<lb/>
Jeder beantwortet &#x017F;ie, wie &#x017F;ein augenblicklicher Vor-<lb/>
theil, und wenn die&#x017F;er gerade nicht in Anregung<lb/>
ko&#x0364;mmt, wie &#x017F;eine Laune es fodert. Wer muß es<lb/>
nicht ein&#x017F;ehen, daß gerade das, was die Buchha&#x0364;nd-<lb/>
ler &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t erlauben, und durch Mehrheit der<lb/>
Stimmen fu&#x0364;r &#x017F;ehr gerecht und billig erkla&#x0364;ren, nichts<lb/>
gerechter und billiger i&#x017F;t, als was &#x017F;ie den Nach-<lb/>
druckern verbieten wollen? Wie ko&#x0364;nnen die Urver-<lb/>
leger unter allen die&#x017F;en Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en wohl erwar-<lb/>
ten, daß eine wei&#x017F;e und billige Ge&#x017F;etzgebung zu<lb/>
ihrem Vortheile ein&#x017F;chreiten &#x017F;oll? J&#x017F;t in die&#x017F;em und<lb/>
jenem Lande der Nachdruck verboten, &#x017F;o folgt dar-<lb/>
aus noch nicht, daß es in allen La&#x0364;ndern ge&#x017F;chehen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Napoleon war freilich ein &#x017F;ehr großer<lb/>
Mann; aber mehr Feldherr als Ge&#x017F;etzgeber, obgleich<lb/>
das unter &#x017F;einer Regierung abgefaßte Ge&#x017F;etzbuch<lb/>
nach &#x017F;einem Namen genannt ward. Weil er im<lb/>
Ko&#x0364;nigreich Jtalien ein Ge&#x017F;etz gegen den Nachdruck<lb/>
gab, &#x017F;oll man auch im Wu&#x0364;rtembergi&#x017F;chen eins ge-<lb/>
ben? Welche Folgerung! Napoleon verbot die<lb/>
Einfuhr der engli&#x017F;chen Waaren; nach &#x017F;einem un-<lb/>
glu&#x0364;cklichen Sturz wurden die&#x017F;e Dekrete aufgehoben,<lb/>
und ich glaube, es wa&#x0364;re be&#x017F;&#x017F;er, daß man &#x017F;ie an<lb/>
manchen Orten wieder, zum Be&#x017F;ten un&#x017F;erer Fabri-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0100] lauben? Dieſe und viele andere wichtige Fragen *) ſind zwiſchen den Buchhaͤndlern ſelbſt ſehr ſtreitig; Jeder beantwortet ſie, wie ſein augenblicklicher Vor- theil, und wenn dieſer gerade nicht in Anregung koͤmmt, wie ſeine Laune es fodert. Wer muß es nicht einſehen, daß gerade das, was die Buchhaͤnd- ler ſich ſelbſt erlauben, und durch Mehrheit der Stimmen fuͤr ſehr gerecht und billig erklaͤren, nichts gerechter und billiger iſt, als was ſie den Nach- druckern verbieten wollen? Wie koͤnnen die Urver- leger unter allen dieſen Verhaͤltniſſen wohl erwar- ten, daß eine weiſe und billige Geſetzgebung zu ihrem Vortheile einſchreiten ſoll? Jſt in dieſem und jenem Lande der Nachdruck verboten, ſo folgt dar- aus noch nicht, daß es in allen Laͤndern geſchehen muͤſſe. Napoleon war freilich ein ſehr großer Mann; aber mehr Feldherr als Geſetzgeber, obgleich das unter ſeiner Regierung abgefaßte Geſetzbuch nach ſeinem Namen genannt ward. Weil er im Koͤnigreich Jtalien ein Geſetz gegen den Nachdruck gab, ſoll man auch im Wuͤrtembergiſchen eins ge- ben? Welche Folgerung! Napoleon verbot die Einfuhr der engliſchen Waaren; nach ſeinem un- gluͤcklichen Sturz wurden dieſe Dekrete aufgehoben, und ich glaube, es waͤre beſſer, daß man ſie an manchen Orten wieder, zum Beſten unſerer Fabri- *) M. ſ. Krauſe uͤber den Buͤchernachdruck S. 7 ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/100
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/100>, abgerufen am 06.05.2024.