Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



erste Spielzeug des Knaben und des Mädchens;
daher haben Peitsche und Waffen für den erstern,
und Puppe und kleines Küchengeräth für das letz-
tere auch weit weniger Reiz, als ein alter schmuz-
ziger Thaler, der mit Schimmel und Grunspan
bedeckt ist. Vater und Mutter schwatzen täglich von
der Herrlichkeit des Reichthums, dessen Erwerb sie
ihren Kindern als die höchste Bestimmung des Men-
schen, als den einzigen Zweck des Lebens darstel-
len und entrichten. Es ist wahr, ein armer Jude
genießt keiner Achtung, und daher möchte man den
Jsraeliten ihr ängstliches Streben nach Reichthümern
verzeihen, wenn sie blos die Absicht hätten, sich
durch Geld und Gut und durch die Anwendung
desselben eine Art von Achtung zu erringen; allein
der Jude kauft den Besitz seiner Schätze um jeden
Preis; er giebt sich dem Spott und Hohn und selbst
körperlichen Mißhandlungen hin, wenn diese nur
nicht gar zu schmerzhaft sind, um einige Groschen
zu gewinnen, und das macht ihn nicht blos ver-
ächtlich, sondern auch verabscheuungswerth. Ganz
in diesen selbstsüchtigen, eigennützigen Ansichten wer-
den die Kinder der Juden erzogen. Kaum können
sie reden, so treiben sie schon Wucher und Schacher
mit einander, oft gar wohl noch etwas Aergeres.
Keines giebt und leistet dem Andern das Mindeste
umsonst und aus Liebe; alles muß bezahlt und
vergolten werden, und die Eltern sind entzückt über



erſte Spielzeug des Knaben und des Maͤdchens;
daher haben Peitſche und Waffen fuͤr den erſtern,
und Puppe und kleines Kuͤchengeraͤth fuͤr das letz-
tere auch weit weniger Reiz, als ein alter ſchmuz-
ziger Thaler, der mit Schimmel und Grunſpan
bedeckt iſt. Vater und Mutter ſchwatzen taͤglich von
der Herrlichkeit des Reichthums, deſſen Erwerb ſie
ihren Kindern als die hoͤchſte Beſtimmung des Men-
ſchen, als den einzigen Zweck des Lebens darſtel-
len und entrichten. Es iſt wahr, ein armer Jude
genießt keiner Achtung, und daher moͤchte man den
Jſraeliten ihr aͤngſtliches Streben nach Reichthuͤmern
verzeihen, wenn ſie blos die Abſicht haͤtten, ſich
durch Geld und Gut und durch die Anwendung
deſſelben eine Art von Achtung zu erringen; allein
der Jude kauft den Beſitz ſeiner Schaͤtze um jeden
Preis; er giebt ſich dem Spott und Hohn und ſelbſt
koͤrperlichen Mißhandlungen hin, wenn dieſe nur
nicht gar zu ſchmerzhaft ſind, um einige Groſchen
zu gewinnen, und das macht ihn nicht blos ver-
aͤchtlich, ſondern auch verabſcheuungswerth. Ganz
in dieſen ſelbſtſuͤchtigen, eigennuͤtzigen Anſichten wer-
den die Kinder der Juden erzogen. Kaum koͤnnen
ſie reden, ſo treiben ſie ſchon Wucher und Schacher
mit einander, oft gar wohl noch etwas Aergeres.
Keines giebt und leiſtet dem Andern das Mindeſte
umſonſt und aus Liebe; alles muß bezahlt und
vergolten werden, und die Eltern ſind entzuͤckt uͤber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0092" n="92"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
er&#x017F;te Spielzeug des Knaben und des Ma&#x0364;dchens;<lb/>
daher haben Peit&#x017F;che und Waffen fu&#x0364;r den er&#x017F;tern,<lb/>
und Puppe und kleines Ku&#x0364;chengera&#x0364;th fu&#x0364;r das letz-<lb/>
tere auch weit weniger Reiz, als ein alter &#x017F;chmuz-<lb/>
ziger Thaler, der mit Schimmel und Grun&#x017F;pan<lb/>
bedeckt i&#x017F;t. Vater und Mutter &#x017F;chwatzen ta&#x0364;glich von<lb/>
der Herrlichkeit des Reichthums, de&#x017F;&#x017F;en Erwerb &#x017F;ie<lb/>
ihren Kindern als die ho&#x0364;ch&#x017F;te Be&#x017F;timmung des Men-<lb/>
&#x017F;chen, als den einzigen Zweck des Lebens dar&#x017F;tel-<lb/>
len und entrichten. Es i&#x017F;t wahr, ein armer Jude<lb/>
genießt keiner Achtung, und daher mo&#x0364;chte man den<lb/>
J&#x017F;raeliten ihr a&#x0364;ng&#x017F;tliches Streben nach Reichthu&#x0364;mern<lb/>
verzeihen, wenn &#x017F;ie blos die Ab&#x017F;icht ha&#x0364;tten, &#x017F;ich<lb/>
durch Geld und Gut und durch die Anwendung<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben eine Art von Achtung zu erringen; allein<lb/>
der Jude kauft den Be&#x017F;itz &#x017F;einer Scha&#x0364;tze um jeden<lb/>
Preis; er giebt &#x017F;ich dem Spott und Hohn und &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
ko&#x0364;rperlichen Mißhandlungen hin, wenn die&#x017F;e nur<lb/>
nicht gar zu &#x017F;chmerzhaft &#x017F;ind, um einige Gro&#x017F;chen<lb/>
zu gewinnen, und das macht ihn nicht blos ver-<lb/>
a&#x0364;chtlich, &#x017F;ondern auch verab&#x017F;cheuungswerth. Ganz<lb/>
in die&#x017F;en &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;u&#x0364;chtigen, eigennu&#x0364;tzigen An&#x017F;ichten wer-<lb/>
den die Kinder der Juden erzogen. Kaum ko&#x0364;nnen<lb/>
&#x017F;ie reden, &#x017F;o treiben &#x017F;ie &#x017F;chon Wucher und Schacher<lb/>
mit einander, oft gar wohl noch etwas Aergeres.<lb/>
Keines giebt und lei&#x017F;tet dem Andern das Minde&#x017F;te<lb/>
um&#x017F;on&#x017F;t und aus Liebe; alles muß bezahlt und<lb/>
vergolten werden, und die Eltern &#x017F;ind entzu&#x0364;ckt u&#x0364;ber<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0092] erſte Spielzeug des Knaben und des Maͤdchens; daher haben Peitſche und Waffen fuͤr den erſtern, und Puppe und kleines Kuͤchengeraͤth fuͤr das letz- tere auch weit weniger Reiz, als ein alter ſchmuz- ziger Thaler, der mit Schimmel und Grunſpan bedeckt iſt. Vater und Mutter ſchwatzen taͤglich von der Herrlichkeit des Reichthums, deſſen Erwerb ſie ihren Kindern als die hoͤchſte Beſtimmung des Men- ſchen, als den einzigen Zweck des Lebens darſtel- len und entrichten. Es iſt wahr, ein armer Jude genießt keiner Achtung, und daher moͤchte man den Jſraeliten ihr aͤngſtliches Streben nach Reichthuͤmern verzeihen, wenn ſie blos die Abſicht haͤtten, ſich durch Geld und Gut und durch die Anwendung deſſelben eine Art von Achtung zu erringen; allein der Jude kauft den Beſitz ſeiner Schaͤtze um jeden Preis; er giebt ſich dem Spott und Hohn und ſelbſt koͤrperlichen Mißhandlungen hin, wenn dieſe nur nicht gar zu ſchmerzhaft ſind, um einige Groſchen zu gewinnen, und das macht ihn nicht blos ver- aͤchtlich, ſondern auch verabſcheuungswerth. Ganz in dieſen ſelbſtſuͤchtigen, eigennuͤtzigen Anſichten wer- den die Kinder der Juden erzogen. Kaum koͤnnen ſie reden, ſo treiben ſie ſchon Wucher und Schacher mit einander, oft gar wohl noch etwas Aergeres. Keines giebt und leiſtet dem Andern das Mindeſte umſonſt und aus Liebe; alles muß bezahlt und vergolten werden, und die Eltern ſind entzuͤckt uͤber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/92
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/92>, abgerufen am 27.11.2024.