Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.den, blos dazu, alles baare Geld in ihre Seckel zu bringen. Kömmt einst Abrahams großer Esel mit dem Messias, um Jsraels glorreiche Kinder aus Europa zu holen, dann wird er tausendmal schwe- rer an all' dem Golde und Silber, als an den sieben bis acht Millionen Juden und ihrem Messias zu tragen haben; und uns armen Christen wird nichts weiter übrig bleiben, als eine ungeheure Men- ge von Bankzetteln, Schatz- und Kammerscheinen, Staatsschuldenverschreibungen und dergleichen, wo- mit wir uns, wie mancher Buchhändler mit seinen Verlagswerken, die Thränen abtrocknen können *). Einen Grund des Widerwillens der Christen *) Der Verfasser eines alten Buchs: Weltbuch,
oder spiegel vnd bildnuß des gantzen erdtbodens genannt, sagt (S. 146) eben so naiv, als wahr: "Narren seynd wir; fafen, münch vnd jüden wöllen wir ehe müssig in allem pracht mösten, denn daz sy selbs mit redlicher arbeit jr narung suchend." Unsere vernünftigen Vorfahren dachten also, wie wir. den, blos dazu, alles baare Geld in ihre Seckel zu bringen. Koͤmmt einſt Abrahams großer Eſel mit dem Meſſias, um Jſraels glorreiche Kinder aus Europa zu holen, dann wird er tauſendmal ſchwe- rer an all’ dem Golde und Silber, als an den ſieben bis acht Millionen Juden und ihrem Meſſias zu tragen haben; und uns armen Chriſten wird nichts weiter uͤbrig bleiben, als eine ungeheure Men- ge von Bankzetteln, Schatz- und Kammerſcheinen, Staatsſchuldenverſchreibungen und dergleichen, wo- mit wir uns, wie mancher Buchhaͤndler mit ſeinen Verlagswerken, die Thraͤnen abtrocknen koͤnnen *). Einen Grund des Widerwillens der Chriſten *) Der Verfaſſer eines alten Buchs: Weltbuch,
oder ſpiegel vnd bildnuß des gantzen erdtbodens genannt, ſagt (S. 146) eben ſo naiv, als wahr: „Narren ſeynd wir; fafen, muͤnch vnd juͤden woͤllen wir ehe muͤſſig in allem pracht moͤſten, denn daz ſy ſelbs mit redlicher arbeit jr narung ſuchend.‟ Unſere vernuͤnftigen Vorfahren dachten alſo, wie wir. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="58"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> den, blos dazu, alles baare Geld in ihre Seckel<lb/> zu bringen. Koͤmmt einſt Abrahams großer Eſel<lb/> mit dem Meſſias, um Jſraels glorreiche Kinder aus<lb/> Europa zu holen, dann wird er tauſendmal ſchwe-<lb/> rer an all’ dem Golde und Silber, als an den<lb/> ſieben bis acht Millionen Juden und ihrem Meſſias<lb/> zu tragen haben; und uns armen Chriſten wird<lb/> nichts weiter uͤbrig bleiben, als eine ungeheure Men-<lb/> ge von Bankzetteln, Schatz- und Kammerſcheinen,<lb/> Staatsſchuldenverſchreibungen und dergleichen, wo-<lb/> mit wir uns, wie mancher Buchhaͤndler mit ſeinen<lb/> Verlagswerken, die Thraͤnen abtrocknen koͤnnen <note place="foot" n="*)">Der Verfaſſer eines alten Buchs: <hi rendition="#g">Weltbuch,<lb/> oder ſpiegel vnd bildnuß des gantzen<lb/> erdtbodens</hi> genannt, ſagt (S. 146) eben ſo naiv,<lb/> als wahr: „Narren ſeynd wir; fafen, muͤnch vnd<lb/> juͤden woͤllen wir ehe muͤſſig in allem pracht moͤſten,<lb/> denn daz ſy ſelbs mit redlicher arbeit jr narung<lb/> ſuchend.‟ Unſere vernuͤnftigen Vorfahren dachten<lb/> alſo, wie wir.</note>.</p><lb/> <p>Einen Grund des Widerwillens der Chriſten<lb/> gegen die Juden muß ich noch vor dem Schluße<lb/> dieſes Abſchnitts beruͤhren. Es iſt der uͤble Geruch<lb/> der letztern, welcher ihnen ſchon in den heiligen<lb/> Buͤchern als Folge ihrer unzuͤchtigen Ausſchweifun-<lb/> gen ſo oft vorgeworfen wird. Auch den Griechen<lb/> und Roͤmern waren ſie deshalb verhaßt. <hi rendition="#g">Ammi-<lb/> anus Marcellinus</hi> nennt ſie die ſtinkenden<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0058]
den, blos dazu, alles baare Geld in ihre Seckel
zu bringen. Koͤmmt einſt Abrahams großer Eſel
mit dem Meſſias, um Jſraels glorreiche Kinder aus
Europa zu holen, dann wird er tauſendmal ſchwe-
rer an all’ dem Golde und Silber, als an den
ſieben bis acht Millionen Juden und ihrem Meſſias
zu tragen haben; und uns armen Chriſten wird
nichts weiter uͤbrig bleiben, als eine ungeheure Men-
ge von Bankzetteln, Schatz- und Kammerſcheinen,
Staatsſchuldenverſchreibungen und dergleichen, wo-
mit wir uns, wie mancher Buchhaͤndler mit ſeinen
Verlagswerken, die Thraͤnen abtrocknen koͤnnen *).
Einen Grund des Widerwillens der Chriſten
gegen die Juden muß ich noch vor dem Schluße
dieſes Abſchnitts beruͤhren. Es iſt der uͤble Geruch
der letztern, welcher ihnen ſchon in den heiligen
Buͤchern als Folge ihrer unzuͤchtigen Ausſchweifun-
gen ſo oft vorgeworfen wird. Auch den Griechen
und Roͤmern waren ſie deshalb verhaßt. Ammi-
anus Marcellinus nennt ſie die ſtinkenden
*) Der Verfaſſer eines alten Buchs: Weltbuch,
oder ſpiegel vnd bildnuß des gantzen
erdtbodens genannt, ſagt (S. 146) eben ſo naiv,
als wahr: „Narren ſeynd wir; fafen, muͤnch vnd
juͤden woͤllen wir ehe muͤſſig in allem pracht moͤſten,
denn daz ſy ſelbs mit redlicher arbeit jr narung
ſuchend.‟ Unſere vernuͤnftigen Vorfahren dachten
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Zitationshilfe: | Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/58>, abgerufen am 16.02.2025. |