Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.als bloße Aufstellungen menschlicher Willkühr und Thorheit. Gott hat nur Einen Tempel, den er sel- ber gebauet, und mit Billionen Sternen und Son- nen und Blumen geschmückt hat. Er hat nur Ein Wort, das er mit Flammenschrift in die Herzen aller seiner Menschen grub. Er spricht zu uns eben so deutlich, wie er zu Moses sprach; im Donner und im Brausen des Ozeans; im leisen Gemurmel der Bäche, im Nachtigallengesang und im duftigen Frühlingswehn. Wo wir nur hinblicken, sehen wir ihn größer und herrlicher, als er jemals auf dem kleinen Hügel Sinai erschien. Was bedürfen wir mehr? Tugend nur ist es, was den Menschen wahr- haft beglückt; was seinen Geist und sein Herz mit Freude und Wonne, mit Muth und Hoffnung zu dem Unendlichen erhebt. Alles Andre veraltet, wie ein Kleid; verwelkt, wie eine Blume, die heute aufblühet, und morgen schon Staub ist! Aber, wann einst der große Baumeister der Welten sein Werk zertrümmert; wann er die Himmel zusammen rollt, wie ein Gewand; wann Sonnen und Monde und Sterne in Flammen vergehen; dann werden die Flammen unser Schauspiel seyn, und Tugend beut uns dann noch ihren Wonnekelch. als bloße Aufſtellungen menſchlicher Willkuͤhr und Thorheit. Gott hat nur Einen Tempel, den er ſel- ber gebauet, und mit Billionen Sternen und Son- nen und Blumen geſchmuͤckt hat. Er hat nur Ein Wort, das er mit Flammenſchrift in die Herzen aller ſeiner Menſchen grub. Er ſpricht zu uns eben ſo deutlich, wie er zu Moſes ſprach; im Donner und im Brauſen des Ozeans; im leiſen Gemurmel der Baͤche, im Nachtigallengeſang und im duftigen Fruͤhlingswehn. Wo wir nur hinblicken, ſehen wir ihn groͤßer und herrlicher, als er jemals auf dem kleinen Huͤgel Sinai erſchien. Was beduͤrfen wir mehr? Tugend nur iſt es, was den Menſchen wahr- haft begluͤckt; was ſeinen Geiſt und ſein Herz mit Freude und Wonne, mit Muth und Hoffnung zu dem Unendlichen erhebt. Alles Andre veraltet, wie ein Kleid; verwelkt, wie eine Blume, die heute aufbluͤhet, und morgen ſchon Staub iſt! Aber, wann einſt der große Baumeiſter der Welten ſein Werk zertruͤmmert; wann er die Himmel zuſammen rollt, wie ein Gewand; wann Sonnen und Monde und Sterne in Flammen vergehen; dann werden die Flammen unſer Schauſpiel ſeyn, und Tugend beut uns dann noch ihren Wonnekelch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0444" n="444"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> als bloße Aufſtellungen menſchlicher Willkuͤhr und<lb/> Thorheit. Gott hat nur Einen Tempel, den er ſel-<lb/> ber gebauet, und mit Billionen Sternen und Son-<lb/> nen und Blumen geſchmuͤckt hat. Er hat nur Ein<lb/> Wort, das er mit Flammenſchrift in die Herzen aller<lb/> ſeiner Menſchen grub. Er ſpricht zu uns eben ſo<lb/> deutlich, wie er zu Moſes ſprach; im Donner und<lb/> im Brauſen des Ozeans; im leiſen Gemurmel der<lb/> Baͤche, im Nachtigallengeſang und im duftigen<lb/> Fruͤhlingswehn. Wo wir nur hinblicken, ſehen wir<lb/> ihn groͤßer und herrlicher, als er jemals auf dem<lb/> kleinen Huͤgel Sinai erſchien. Was beduͤrfen wir<lb/> mehr? Tugend nur iſt es, was den Menſchen wahr-<lb/> haft begluͤckt; was ſeinen Geiſt und ſein Herz mit<lb/> Freude und Wonne, mit Muth und Hoffnung zu<lb/> dem Unendlichen erhebt. Alles Andre veraltet, wie<lb/> ein Kleid; verwelkt, wie eine Blume, die heute<lb/> aufbluͤhet, und morgen ſchon Staub iſt! Aber, wann<lb/> einſt der große Baumeiſter der Welten ſein Werk<lb/> zertruͤmmert; wann er die Himmel zuſammen rollt,<lb/> wie ein Gewand; wann Sonnen und Monde und<lb/> Sterne in Flammen vergehen; dann werden die<lb/> Flammen unſer Schauſpiel ſeyn, und Tugend beut<lb/> uns dann noch ihren Wonnekelch.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [444/0444]
als bloße Aufſtellungen menſchlicher Willkuͤhr und
Thorheit. Gott hat nur Einen Tempel, den er ſel-
ber gebauet, und mit Billionen Sternen und Son-
nen und Blumen geſchmuͤckt hat. Er hat nur Ein
Wort, das er mit Flammenſchrift in die Herzen aller
ſeiner Menſchen grub. Er ſpricht zu uns eben ſo
deutlich, wie er zu Moſes ſprach; im Donner und
im Brauſen des Ozeans; im leiſen Gemurmel der
Baͤche, im Nachtigallengeſang und im duftigen
Fruͤhlingswehn. Wo wir nur hinblicken, ſehen wir
ihn groͤßer und herrlicher, als er jemals auf dem
kleinen Huͤgel Sinai erſchien. Was beduͤrfen wir
mehr? Tugend nur iſt es, was den Menſchen wahr-
haft begluͤckt; was ſeinen Geiſt und ſein Herz mit
Freude und Wonne, mit Muth und Hoffnung zu
dem Unendlichen erhebt. Alles Andre veraltet, wie
ein Kleid; verwelkt, wie eine Blume, die heute
aufbluͤhet, und morgen ſchon Staub iſt! Aber, wann
einſt der große Baumeiſter der Welten ſein Werk
zertruͤmmert; wann er die Himmel zuſammen rollt,
wie ein Gewand; wann Sonnen und Monde und
Sterne in Flammen vergehen; dann werden die
Flammen unſer Schauſpiel ſeyn, und Tugend beut
uns dann noch ihren Wonnekelch.
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