Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.Wirklich, eine weit vernünftigere Einrichtung, als das unanständige, alle Andacht störende Herum- laufen mit den Klingebeuteln in den christlichen Kirchen! Die Männer sind in der Synagoge von den Jn der Mitte der Synagoge steht der Alme- *) Dies ist kein hebräisches, sondern ein, nach jüdi-
scher Weise, verunstaltetes französisches Wort a la memoire zum Gedächtniß oder zum Anden- ken, zur Erinnerung, weil das, was man hier redet, zur Erinnerung für die Zuhörer gesagt wird. Wahrscheinlich ward jene Benennung von fran- zösischen oder italienischen Juden zuerst eingeführt. Wirklich, eine weit vernuͤnftigere Einrichtung, als das unanſtaͤndige, alle Andacht ſtoͤrende Herum- laufen mit den Klingebeuteln in den chriſtlichen Kirchen! Die Maͤnner ſind in der Synagoge von den Jn der Mitte der Synagoge ſteht der Alme- *) Dies iſt kein hebraͤiſches, ſondern ein, nach juͤdi-
ſcher Weiſe, verunſtaltetes franzoͤſiſches Wort à la mémoire zum Gedaͤchtniß oder zum Anden- ken, zur Erinnerung, weil das, was man hier redet, zur Erinnerung fuͤr die Zuhoͤrer geſagt wird. Wahrſcheinlich ward jene Benennung von fran- zoͤſiſchen oder italieniſchen Juden zuerſt eingefuͤhrt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0420" n="420"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Wirklich, eine weit vernuͤnftigere Einrichtung, als<lb/> das unanſtaͤndige, alle Andacht ſtoͤrende Herum-<lb/> laufen mit den Klingebeuteln in den chriſtlichen<lb/> Kirchen!</p><lb/> <p>Die Maͤnner ſind in der Synagoge von den<lb/> Frauen durch eine Bretterwand geſchieden, in wel-<lb/> cher fuͤr die andaͤchtigen Schoͤnen Gitterfenſter zum<lb/> Durchkucken angebracht ſind. Nach dem Talmud<lb/> fand ehemals dieſe Trennung nicht ſtatt, ſondern<lb/> die Frauen ſaßen auf etwas erhabenen Sitzen. Die<lb/> Reize der holden Juͤdinnen gaben aber waͤhrend<lb/> des Gottesdienſtes zu mancherlei Eingriffen in das<lb/> ſechste Gebot Anlaß, und daher ſahe man ſich ge-<lb/> noͤthigt, den Frauen eine abgeſonderte Kirche an-<lb/> zuweiſen. Hiemit iſt, nach der Auslegung der<lb/> Talmudiſten, die Weiſſagung des Propheten Zacha-<lb/> rias erfuͤllt: das Land wird klagen, ein jegliches<lb/> Geſchlecht beſonders; das Haus David beſonders,<lb/> und ihre Weiber beſonders. Zach. 12. V. 12—14.</p><lb/> <p>Jn der Mitte der Synagoge ſteht der Alme-<lb/> mor <note place="foot" n="*)">Dies iſt kein hebraͤiſches, ſondern ein, nach juͤdi-<lb/> ſcher Weiſe, verunſtaltetes franzoͤſiſches Wort <hi rendition="#aq">à</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">la<lb/> mémoire</hi> zum Gedaͤchtniß</hi> oder <hi rendition="#g">zum Anden-<lb/> ken, zur Erinnerung,</hi> weil das, was man<lb/> hier redet, zur Erinnerung fuͤr die Zuhoͤrer geſagt<lb/> wird. Wahrſcheinlich ward jene Benennung von fran-<lb/> zoͤſiſchen oder italieniſchen Juden zuerſt eingefuͤhrt.</note> oder die Kanzel, die dem Chaſan zum<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [420/0420]
Wirklich, eine weit vernuͤnftigere Einrichtung, als
das unanſtaͤndige, alle Andacht ſtoͤrende Herum-
laufen mit den Klingebeuteln in den chriſtlichen
Kirchen!
Die Maͤnner ſind in der Synagoge von den
Frauen durch eine Bretterwand geſchieden, in wel-
cher fuͤr die andaͤchtigen Schoͤnen Gitterfenſter zum
Durchkucken angebracht ſind. Nach dem Talmud
fand ehemals dieſe Trennung nicht ſtatt, ſondern
die Frauen ſaßen auf etwas erhabenen Sitzen. Die
Reize der holden Juͤdinnen gaben aber waͤhrend
des Gottesdienſtes zu mancherlei Eingriffen in das
ſechste Gebot Anlaß, und daher ſahe man ſich ge-
noͤthigt, den Frauen eine abgeſonderte Kirche an-
zuweiſen. Hiemit iſt, nach der Auslegung der
Talmudiſten, die Weiſſagung des Propheten Zacha-
rias erfuͤllt: das Land wird klagen, ein jegliches
Geſchlecht beſonders; das Haus David beſonders,
und ihre Weiber beſonders. Zach. 12. V. 12—14.
Jn der Mitte der Synagoge ſteht der Alme-
mor *) oder die Kanzel, die dem Chaſan zum
*) Dies iſt kein hebraͤiſches, ſondern ein, nach juͤdi-
ſcher Weiſe, verunſtaltetes franzoͤſiſches Wort à la
mémoire zum Gedaͤchtniß oder zum Anden-
ken, zur Erinnerung, weil das, was man
hier redet, zur Erinnerung fuͤr die Zuhoͤrer geſagt
wird. Wahrſcheinlich ward jene Benennung von fran-
zoͤſiſchen oder italieniſchen Juden zuerſt eingefuͤhrt.
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