Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



ragen. Erlaubt dies die Oertlichkeit nicht, so be-
festigt man gewöhnlich oben auf dem Dach eine
Stange, damit die Synagoge mit Jnbegriff dersel-
ben höher, als alle übrigen Häuser des Orts er-
scheinen möge. Kein Jsraelit darf in gleicher Höhe
bauen, und thut er es, so wird er oft von seinen
Glaubensgenossen gezwungen, ein Stockwerk ab-
zutragen.

Eigentlich soll an jedem Ort, wo zehn Juden
wohnen, die dreizehn Jahr und einen Tag alt sind,
eine Synagoge (Beth Hakeneses) gebauet werden;
leider, will man dies aber nicht allenthalben gestat-
ten, obgleich Rabbi Maimonides gesegneten Anden-
kens es ausdrücklich befohlen hat.

Die Arche, Aaron hakkodesch, in welcher die
Gesetzbücher verwahrt werden, muß immer an der-
jenigen Seite der Synagoge stehen, welche dem
Lande Kanaan zugewandt ist, wie z. B. bei uns
in Europa die Morgenseite. Jhr gegenüber sind
zwei Thüren zum Eintritt in das Haus Gottes,
eine für die Männer, die andere für die Frauen.
Außerhalb denselben findet man ein Eisen zum Ab-
wischen der Fußbekleidung, und überhaupt muß man
sich auf dem Hinwege vorsehen, daß man sich, so
wenig, wie möglich beschmutzt, denn es heißt: be-
wahre deinen Fuß, wenn du zum Hause Gottes
gehest. Jnnerhalb vor den Thüren sind Büchsen
oder Kästchen, in welche man die Almosen legt.



ragen. Erlaubt dies die Oertlichkeit nicht, ſo be-
feſtigt man gewoͤhnlich oben auf dem Dach eine
Stange, damit die Synagoge mit Jnbegriff derſel-
ben hoͤher, als alle uͤbrigen Haͤuſer des Orts er-
ſcheinen moͤge. Kein Jſraelit darf in gleicher Hoͤhe
bauen, und thut er es, ſo wird er oft von ſeinen
Glaubensgenoſſen gezwungen, ein Stockwerk ab-
zutragen.

Eigentlich ſoll an jedem Ort, wo zehn Juden
wohnen, die dreizehn Jahr und einen Tag alt ſind,
eine Synagoge (Beth Hakeneſes) gebauet werden;
leider, will man dies aber nicht allenthalben geſtat-
ten, obgleich Rabbi Maimonides geſegneten Anden-
kens es ausdruͤcklich befohlen hat.

Die Arche, Aaron hakkodeſch, in welcher die
Geſetzbuͤcher verwahrt werden, muß immer an der-
jenigen Seite der Synagoge ſtehen, welche dem
Lande Kanaan zugewandt iſt, wie z. B. bei uns
in Europa die Morgenſeite. Jhr gegenuͤber ſind
zwei Thuͤren zum Eintritt in das Haus Gottes,
eine fuͤr die Maͤnner, die andere fuͤr die Frauen.
Außerhalb denſelben findet man ein Eiſen zum Ab-
wiſchen der Fußbekleidung, und uͤberhaupt muß man
ſich auf dem Hinwege vorſehen, daß man ſich, ſo
wenig, wie moͤglich beſchmutzt, denn es heißt: be-
wahre deinen Fuß, wenn du zum Hauſe Gottes
geheſt. Jnnerhalb vor den Thuͤren ſind Buͤchſen
oder Kaͤſtchen, in welche man die Almoſen legt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0419" n="419"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
ragen. Erlaubt dies die Oertlichkeit nicht, &#x017F;o be-<lb/>
fe&#x017F;tigt man gewo&#x0364;hnlich oben auf dem Dach eine<lb/>
Stange, damit die Synagoge mit Jnbegriff der&#x017F;el-<lb/>
ben ho&#x0364;her, als alle u&#x0364;brigen Ha&#x0364;u&#x017F;er des Orts er-<lb/>
&#x017F;cheinen mo&#x0364;ge. Kein J&#x017F;raelit darf in gleicher Ho&#x0364;he<lb/>
bauen, und thut er es, &#x017F;o wird er oft von &#x017F;einen<lb/>
Glaubensgeno&#x017F;&#x017F;en gezwungen, ein Stockwerk ab-<lb/>
zutragen.</p><lb/>
        <p>Eigentlich &#x017F;oll an jedem Ort, wo zehn Juden<lb/>
wohnen, die dreizehn Jahr und einen Tag alt &#x017F;ind,<lb/>
eine Synagoge (Beth Hakene&#x017F;es) gebauet werden;<lb/>
leider, will man dies aber nicht allenthalben ge&#x017F;tat-<lb/>
ten, obgleich Rabbi Maimonides ge&#x017F;egneten Anden-<lb/>
kens es ausdru&#x0364;cklich befohlen hat.</p><lb/>
        <p>Die Arche, Aaron hakkode&#x017F;ch, in welcher die<lb/>
Ge&#x017F;etzbu&#x0364;cher verwahrt werden, muß immer an der-<lb/>
jenigen Seite der Synagoge &#x017F;tehen, welche dem<lb/>
Lande Kanaan zugewandt i&#x017F;t, wie z. B. bei uns<lb/>
in Europa die Morgen&#x017F;eite. Jhr gegenu&#x0364;ber &#x017F;ind<lb/>
zwei Thu&#x0364;ren zum Eintritt in das Haus Gottes,<lb/>
eine fu&#x0364;r die Ma&#x0364;nner, die andere fu&#x0364;r die Frauen.<lb/>
Außerhalb den&#x017F;elben findet man ein Ei&#x017F;en zum Ab-<lb/>
wi&#x017F;chen der Fußbekleidung, und u&#x0364;berhaupt muß man<lb/>
&#x017F;ich auf dem Hinwege vor&#x017F;ehen, daß man &#x017F;ich, &#x017F;o<lb/>
wenig, wie mo&#x0364;glich be&#x017F;chmutzt, denn es heißt: be-<lb/>
wahre deinen Fuß, wenn du zum Hau&#x017F;e Gottes<lb/>
gehe&#x017F;t. Jnnerhalb vor den Thu&#x0364;ren &#x017F;ind Bu&#x0364;ch&#x017F;en<lb/>
oder Ka&#x0364;&#x017F;tchen, in welche man die Almo&#x017F;en legt.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[419/0419] ragen. Erlaubt dies die Oertlichkeit nicht, ſo be- feſtigt man gewoͤhnlich oben auf dem Dach eine Stange, damit die Synagoge mit Jnbegriff derſel- ben hoͤher, als alle uͤbrigen Haͤuſer des Orts er- ſcheinen moͤge. Kein Jſraelit darf in gleicher Hoͤhe bauen, und thut er es, ſo wird er oft von ſeinen Glaubensgenoſſen gezwungen, ein Stockwerk ab- zutragen. Eigentlich ſoll an jedem Ort, wo zehn Juden wohnen, die dreizehn Jahr und einen Tag alt ſind, eine Synagoge (Beth Hakeneſes) gebauet werden; leider, will man dies aber nicht allenthalben geſtat- ten, obgleich Rabbi Maimonides geſegneten Anden- kens es ausdruͤcklich befohlen hat. Die Arche, Aaron hakkodeſch, in welcher die Geſetzbuͤcher verwahrt werden, muß immer an der- jenigen Seite der Synagoge ſtehen, welche dem Lande Kanaan zugewandt iſt, wie z. B. bei uns in Europa die Morgenſeite. Jhr gegenuͤber ſind zwei Thuͤren zum Eintritt in das Haus Gottes, eine fuͤr die Maͤnner, die andere fuͤr die Frauen. Außerhalb denſelben findet man ein Eiſen zum Ab- wiſchen der Fußbekleidung, und uͤberhaupt muß man ſich auf dem Hinwege vorſehen, daß man ſich, ſo wenig, wie moͤglich beſchmutzt, denn es heißt: be- wahre deinen Fuß, wenn du zum Hauſe Gottes geheſt. Jnnerhalb vor den Thuͤren ſind Buͤchſen oder Kaͤſtchen, in welche man die Almoſen legt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/419
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/419>, abgerufen am 23.11.2024.