Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite


Von den Gelübden.


Da die jüdischen Gelübde zum Theil mit kirchli-
chen Feierlichkeiten verbunden sind, so müssen wir
ihnen hier nach den Festen einen Platz gönnen.

Die Juden theilen ihre Gelübde in heilige
und in verbindliche ein. Die erstern werden
zum Besten einer heiligen Person, als solcher, oder
einer heiligen Sache geleistet; z. B. man verspricht
dem Rabbiner, als solchem, eine jährliche Abgabe
zu entrichten, oder der Synagoge etwas zu schen-
ken. Die verbindlichen Gelübde, oder diejeni-
gen, wodurch sich Jemand, wie die Juden sagen,
nur für sich selbst verpflichtet, betreffen eine an sich
gleichgültige Handlung, die man ohne ein Gesetz
zu übertreten, thun oder unterlassen kann. Auf die
Erfüllung der erstern Art der Gelübde wurde ehe-
mals äußerst strenge gehalten, und wenn selbst Kin-
der zu einem heiligen Zweck etwas gelobt hatten,
was den Eltern gehörte, so mußte es geleistet wer-
den, weil man es als ein Corban, als ein Opfer,
betrachtete. Von dieser Strenge ist man sehr ab-
gewichen. Die heiligen Gelübde können jetzt auf
dieselben Arten vernichtet und aufgehoben werden,



Von den Geluͤbden.


Da die juͤdiſchen Geluͤbde zum Theil mit kirchli-
chen Feierlichkeiten verbunden ſind, ſo muͤſſen wir
ihnen hier nach den Feſten einen Platz goͤnnen.

Die Juden theilen ihre Geluͤbde in heilige
und in verbindliche ein. Die erſtern werden
zum Beſten einer heiligen Perſon, als ſolcher, oder
einer heiligen Sache geleiſtet; z. B. man verſpricht
dem Rabbiner, als ſolchem, eine jaͤhrliche Abgabe
zu entrichten, oder der Synagoge etwas zu ſchen-
ken. Die verbindlichen Geluͤbde, oder diejeni-
gen, wodurch ſich Jemand, wie die Juden ſagen,
nur fuͤr ſich ſelbſt verpflichtet, betreffen eine an ſich
gleichguͤltige Handlung, die man ohne ein Geſetz
zu uͤbertreten, thun oder unterlaſſen kann. Auf die
Erfuͤllung der erſtern Art der Geluͤbde wurde ehe-
mals aͤußerſt ſtrenge gehalten, und wenn ſelbſt Kin-
der zu einem heiligen Zweck etwas gelobt hatten,
was den Eltern gehoͤrte, ſo mußte es geleiſtet wer-
den, weil man es als ein Corban, als ein Opfer,
betrachtete. Von dieſer Strenge iſt man ſehr ab-
gewichen. Die heiligen Geluͤbde koͤnnen jetzt auf
dieſelben Arten vernichtet und aufgehoben werden,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0406" n="406"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#g">Von den Gelu&#x0364;bden</hi>.</head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>a die ju&#x0364;di&#x017F;chen Gelu&#x0364;bde zum Theil mit kirchli-<lb/>
chen Feierlichkeiten verbunden &#x017F;ind, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir<lb/>
ihnen hier nach den Fe&#x017F;ten einen Platz go&#x0364;nnen.</p><lb/>
        <p>Die Juden theilen ihre Gelu&#x0364;bde in <hi rendition="#g">heilige</hi><lb/>
und in <hi rendition="#g">verbindliche</hi> ein. Die er&#x017F;tern werden<lb/>
zum Be&#x017F;ten einer heiligen Per&#x017F;on, als &#x017F;olcher, oder<lb/>
einer heiligen Sache gelei&#x017F;tet; z. B. man ver&#x017F;pricht<lb/>
dem Rabbiner, als &#x017F;olchem, eine ja&#x0364;hrliche Abgabe<lb/>
zu entrichten, oder der Synagoge etwas zu &#x017F;chen-<lb/>
ken. Die <hi rendition="#g">verbindlichen</hi> Gelu&#x0364;bde, oder diejeni-<lb/>
gen, wodurch &#x017F;ich Jemand, wie die Juden &#x017F;agen,<lb/>
nur fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t verpflichtet, betreffen eine an &#x017F;ich<lb/>
gleichgu&#x0364;ltige Handlung, die man ohne ein Ge&#x017F;etz<lb/>
zu u&#x0364;bertreten, thun oder unterla&#x017F;&#x017F;en kann. Auf die<lb/>
Erfu&#x0364;llung der er&#x017F;tern Art der Gelu&#x0364;bde wurde ehe-<lb/>
mals a&#x0364;ußer&#x017F;t &#x017F;trenge gehalten, und wenn &#x017F;elb&#x017F;t Kin-<lb/>
der zu einem heiligen Zweck etwas gelobt hatten,<lb/>
was den Eltern geho&#x0364;rte, &#x017F;o mußte es gelei&#x017F;tet wer-<lb/>
den, weil man es als ein Corban, als ein Opfer,<lb/>
betrachtete. Von die&#x017F;er Strenge i&#x017F;t man &#x017F;ehr ab-<lb/>
gewichen. Die heiligen Gelu&#x0364;bde ko&#x0364;nnen jetzt auf<lb/>
die&#x017F;elben Arten vernichtet und aufgehoben werden,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[406/0406] Von den Geluͤbden. Da die juͤdiſchen Geluͤbde zum Theil mit kirchli- chen Feierlichkeiten verbunden ſind, ſo muͤſſen wir ihnen hier nach den Feſten einen Platz goͤnnen. Die Juden theilen ihre Geluͤbde in heilige und in verbindliche ein. Die erſtern werden zum Beſten einer heiligen Perſon, als ſolcher, oder einer heiligen Sache geleiſtet; z. B. man verſpricht dem Rabbiner, als ſolchem, eine jaͤhrliche Abgabe zu entrichten, oder der Synagoge etwas zu ſchen- ken. Die verbindlichen Geluͤbde, oder diejeni- gen, wodurch ſich Jemand, wie die Juden ſagen, nur fuͤr ſich ſelbſt verpflichtet, betreffen eine an ſich gleichguͤltige Handlung, die man ohne ein Geſetz zu uͤbertreten, thun oder unterlaſſen kann. Auf die Erfuͤllung der erſtern Art der Geluͤbde wurde ehe- mals aͤußerſt ſtrenge gehalten, und wenn ſelbſt Kin- der zu einem heiligen Zweck etwas gelobt hatten, was den Eltern gehoͤrte, ſo mußte es geleiſtet wer- den, weil man es als ein Corban, als ein Opfer, betrachtete. Von dieſer Strenge iſt man ſehr ab- gewichen. Die heiligen Geluͤbde koͤnnen jetzt auf dieſelben Arten vernichtet und aufgehoben werden,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/406
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/406>, abgerufen am 23.11.2024.