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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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entgiengen nicht dem Feuer und Mordstahl der
christlichen Eiferer, die mit gleicher Erbitterung ge-
gen Jeden, der nicht alle Tollheiten glaubte, die
sie glaubten, mochte er Christ oder Nichtchrist seyn,
wütheten. Ja, selbst die Todten wurden aus ihren
Gräbern gerissen, um noch von irdischen Richtern
gerichtet und von viehischen Henkern geviertheilt,
gespießt oder verbrannt zu werden. Alles Blut, was
jemals von Juden, Heiden und Muhamedanern aus
Eifer für ihren Glauben vergossen ward; alle Greuel,
die jemals von Nichtchristen gegen Christen aus dieser
Ursache verübt wurden, sind nur ein Tropfen am
Wassereimer gegen die Grausamkeiten, welche die
angeblichen Bekenner des edeln gekreuzigten Dulders
begiengen. -- Und wahrlich, es fehlt nicht an dem
Willen der christlichen Pfaffen; es fehlt nur an der
Macht, sonst würde man dieselben schauervollen gräß-
lichen Scenen sich in unsern Tagen erneuern sehen,
vor deren Andenken die erschrockene Menschheit zurück-
bebt! Jn der That, wer die Geschichte kennt, und
einen Blick auf jene Scenen der Vergangenheit
wirft, der geräth in Versuchung zu wünschen, daß
nie ein Christenthum -- -- doch, gütiger Gott!
bewahre mein Herz, meine Lippen, meine Feder vor
einer Lästerung!

Daß die Juden der eben so zudringlichen, als
mordsüchtigen Bekehrungswuth der christlichen Eife-
rer nicht entgehen konnten, war natürlich. Jene

wa-



entgiengen nicht dem Feuer und Mordſtahl der
chriſtlichen Eiferer, die mit gleicher Erbitterung ge-
gen Jeden, der nicht alle Tollheiten glaubte, die
ſie glaubten, mochte er Chriſt oder Nichtchriſt ſeyn,
wuͤtheten. Ja, ſelbſt die Todten wurden aus ihren
Graͤbern geriſſen, um noch von irdiſchen Richtern
gerichtet und von viehiſchen Henkern geviertheilt,
geſpießt oder verbrannt zu werden. Alles Blut, was
jemals von Juden, Heiden und Muhamedanern aus
Eifer fuͤr ihren Glauben vergoſſen ward; alle Greuel,
die jemals von Nichtchriſten gegen Chriſten aus dieſer
Urſache veruͤbt wurden, ſind nur ein Tropfen am
Waſſereimer gegen die Grauſamkeiten, welche die
angeblichen Bekenner des edeln gekreuzigten Dulders
begiengen. — Und wahrlich, es fehlt nicht an dem
Willen der chriſtlichen Pfaffen; es fehlt nur an der
Macht, ſonſt wuͤrde man dieſelben ſchauervollen graͤß-
lichen Scenen ſich in unſern Tagen erneuern ſehen,
vor deren Andenken die erſchrockene Menſchheit zuruͤck-
bebt! Jn der That, wer die Geſchichte kennt, und
einen Blick auf jene Scenen der Vergangenheit
wirft, der geraͤth in Verſuchung zu wuͤnſchen, daß
nie ein Chriſtenthum — — doch, guͤtiger Gott!
bewahre mein Herz, meine Lippen, meine Feder vor
einer Laͤſterung!

Daß die Juden der eben ſo zudringlichen, als
mordſuͤchtigen Bekehrungswuth der chriſtlichen Eife-
rer nicht entgehen konnten, war natuͤrlich. Jene

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[40/0040] entgiengen nicht dem Feuer und Mordſtahl der chriſtlichen Eiferer, die mit gleicher Erbitterung ge- gen Jeden, der nicht alle Tollheiten glaubte, die ſie glaubten, mochte er Chriſt oder Nichtchriſt ſeyn, wuͤtheten. Ja, ſelbſt die Todten wurden aus ihren Graͤbern geriſſen, um noch von irdiſchen Richtern gerichtet und von viehiſchen Henkern geviertheilt, geſpießt oder verbrannt zu werden. Alles Blut, was jemals von Juden, Heiden und Muhamedanern aus Eifer fuͤr ihren Glauben vergoſſen ward; alle Greuel, die jemals von Nichtchriſten gegen Chriſten aus dieſer Urſache veruͤbt wurden, ſind nur ein Tropfen am Waſſereimer gegen die Grauſamkeiten, welche die angeblichen Bekenner des edeln gekreuzigten Dulders begiengen. — Und wahrlich, es fehlt nicht an dem Willen der chriſtlichen Pfaffen; es fehlt nur an der Macht, ſonſt wuͤrde man dieſelben ſchauervollen graͤß- lichen Scenen ſich in unſern Tagen erneuern ſehen, vor deren Andenken die erſchrockene Menſchheit zuruͤck- bebt! Jn der That, wer die Geſchichte kennt, und einen Blick auf jene Scenen der Vergangenheit wirft, der geraͤth in Verſuchung zu wuͤnſchen, daß nie ein Chriſtenthum — — doch, guͤtiger Gott! bewahre mein Herz, meine Lippen, meine Feder vor einer Laͤſterung! Daß die Juden der eben ſo zudringlichen, als mordſuͤchtigen Bekehrungswuth der chriſtlichen Eife- rer nicht entgehen konnten, war natuͤrlich. Jene wa-

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/40>, abgerufen am 23.11.2024.