Das Fest der Tempelweihe, von den Juden Cha- nucah genannt, wird am 25sten des Monats Kaslef oder Kislev gefeiert. Als Judas Maccabäus nach dem Tode seines Vaters Mattathias, Jerusalem wieder eroberte, wollte er auf's Neue den Tempel einweihen, der von Lysias und Gorgias, den Feld- herren des Antiochus entheiliget war. Erst nach langem Suchen fand er ein Fläschchen mit heiligem Oehl, welches der Hohepriester mit seinem Siegel verschlossen hatte; es reichte jedoch nur für einen Tag hin, und das Fest der Weihe sollte acht Tage dauern. Die Stadt Tehoa, der einzige Ort, wo man von jenem Oehl bekommen konnte, war vier starke Tagereisen von Jerusalem entfernt, und Jsrael befand sich also in der peinlichsten Verlegen- heit. Der heilige, hochgelobte Gott aber, der sei- nem frommen Volke schon aus so mancher Klemme durch ganz unglaubliche Wunder heraushalf, that auch diesmal ein unbegreifliches Wunderwerk. Er ließ nemlich das Oehl in dem Fläschchen, wahr- scheinlich durch Hülfe der Priester und des Judas
Das Feſt der Tempelweihe.
Das Feſt der Tempelweihe, von den Juden Cha- nucah genannt, wird am 25ſten des Monats Kaslef oder Kislev gefeiert. Als Judas Maccabaͤus nach dem Tode ſeines Vaters Mattathias, Jeruſalem wieder eroberte, wollte er auf’s Neue den Tempel einweihen, der von Lyſias und Gorgias, den Feld- herren des Antiochus entheiliget war. Erſt nach langem Suchen fand er ein Flaͤſchchen mit heiligem Oehl, welches der Hoheprieſter mit ſeinem Siegel verſchloſſen hatte; es reichte jedoch nur fuͤr einen Tag hin, und das Feſt der Weihe ſollte acht Tage dauern. Die Stadt Tehoa, der einzige Ort, wo man von jenem Oehl bekommen konnte, war vier ſtarke Tagereiſen von Jeruſalem entfernt, und Jſrael befand ſich alſo in der peinlichſten Verlegen- heit. Der heilige, hochgelobte Gott aber, der ſei- nem frommen Volke ſchon aus ſo mancher Klemme durch ganz unglaubliche Wunder heraushalf, that auch diesmal ein unbegreifliches Wunderwerk. Er ließ nemlich das Oehl in dem Flaͤſchchen, wahr- ſcheinlich durch Huͤlfe der Prieſter und des Judas
<TEI><text><body><pbfacs="#f0392"n="392"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="1"><head><hirendition="#g">Das Feſt der Tempelweihe.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>as Feſt der Tempelweihe, von den Juden Cha-<lb/>
nucah genannt, wird am 25ſten des Monats Kaslef<lb/>
oder Kislev gefeiert. Als Judas Maccabaͤus nach<lb/>
dem Tode ſeines Vaters Mattathias, Jeruſalem<lb/>
wieder eroberte, wollte er auf’s Neue den Tempel<lb/>
einweihen, der von Lyſias und Gorgias, den Feld-<lb/>
herren des Antiochus entheiliget war. Erſt nach<lb/>
langem Suchen fand er ein Flaͤſchchen mit heiligem<lb/>
Oehl, welches der Hoheprieſter mit ſeinem Siegel<lb/>
verſchloſſen hatte; es reichte jedoch nur fuͤr einen<lb/>
Tag hin, und das Feſt der Weihe ſollte acht Tage<lb/>
dauern. Die Stadt Tehoa, der einzige Ort, wo<lb/>
man von jenem Oehl bekommen konnte, war vier<lb/>ſtarke Tagereiſen von Jeruſalem entfernt, und<lb/>
Jſrael befand ſich alſo in der peinlichſten Verlegen-<lb/>
heit. Der heilige, hochgelobte Gott aber, der ſei-<lb/>
nem frommen Volke ſchon aus ſo mancher Klemme<lb/>
durch ganz unglaubliche Wunder heraushalf, that<lb/>
auch diesmal ein unbegreifliches Wunderwerk. Er<lb/>
ließ nemlich das Oehl in dem Flaͤſchchen, wahr-<lb/>ſcheinlich durch Huͤlfe der Prieſter und des Judas<lb/></p></div></body></text></TEI>
[392/0392]
Das Feſt der Tempelweihe.
Das Feſt der Tempelweihe, von den Juden Cha-
nucah genannt, wird am 25ſten des Monats Kaslef
oder Kislev gefeiert. Als Judas Maccabaͤus nach
dem Tode ſeines Vaters Mattathias, Jeruſalem
wieder eroberte, wollte er auf’s Neue den Tempel
einweihen, der von Lyſias und Gorgias, den Feld-
herren des Antiochus entheiliget war. Erſt nach
langem Suchen fand er ein Flaͤſchchen mit heiligem
Oehl, welches der Hoheprieſter mit ſeinem Siegel
verſchloſſen hatte; es reichte jedoch nur fuͤr einen
Tag hin, und das Feſt der Weihe ſollte acht Tage
dauern. Die Stadt Tehoa, der einzige Ort, wo
man von jenem Oehl bekommen konnte, war vier
ſtarke Tagereiſen von Jeruſalem entfernt, und
Jſrael befand ſich alſo in der peinlichſten Verlegen-
heit. Der heilige, hochgelobte Gott aber, der ſei-
nem frommen Volke ſchon aus ſo mancher Klemme
durch ganz unglaubliche Wunder heraushalf, that
auch diesmal ein unbegreifliches Wunderwerk. Er
ließ nemlich das Oehl in dem Flaͤſchchen, wahr-
ſcheinlich durch Huͤlfe der Prieſter und des Judas
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/392>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.