Karbatsche vierzig Streiche, weniger eins auf den bloßen Hintern, und spricht: "Er aber ist barm- herzig, und wird ihre Missethat vergeben, und sie nicht verderben; er hat seinen Zorn abgewandt, und nicht seinen ganzen Grimm erweckt." Diese Stelle aus dem 78sten Psalm, welche in der Ur- sprache gerade dreizehn Worte enthält, wird von dem Schlagenden dreimal wiederholt, und bei jedem Wort empfängt der Beichtende einen Hieb, so daß er netto vierzig, weniger eins, oder neun und dreißig Streiche auf sein Sitzfleisch bekömmt. Des- halb sagt auch der heilige Paulus: "von den Juden habe ich fünfmal vierzig Streiche, weniger einen empfangen."
Der Beichtende erzeigt nachher seinem Beicht- vater den gleichen Liebesdienst, und das ist sehr billig, denn auf diese Weise hält bei jenem, der zuerst geißelt, die Furcht vor strenger Wiederver- geltung, und bei dem, der es zuletzt thut, die Dank- barkeit für gelinde Strafe den Muthwillen im Zü- gel; sonst könnte man sich leicht zu hart schlagen. Frauen und Mädchen bedienen sich einander auf dieselbe Manier.
Dies Geißeln heißt Malkusschlagen, und ist ebenfalls von Moses, aber als eine blos weltliche Strafe angeordnet. "Wenn der Gottlose Schläge verdient hat, soll ihn der Richter niederwerfen und schlagen lassen, nach dem Maaße seiner Missethat,
Karbatſche vierzig Streiche, weniger eins auf den bloßen Hintern, und ſpricht: »Er aber iſt barm- herzig, und wird ihre Miſſethat vergeben, und ſie nicht verderben; er hat ſeinen Zorn abgewandt, und nicht ſeinen ganzen Grimm erweckt.« Dieſe Stelle aus dem 78ſten Pſalm, welche in der Ur- ſprache gerade dreizehn Worte enthaͤlt, wird von dem Schlagenden dreimal wiederholt, und bei jedem Wort empfaͤngt der Beichtende einen Hieb, ſo daß er netto vierzig, weniger eins, oder neun und dreißig Streiche auf ſein Sitzfleiſch bekoͤmmt. Des- halb ſagt auch der heilige Paulus: »von den Juden habe ich fuͤnfmal vierzig Streiche, weniger einen empfangen.«
Der Beichtende erzeigt nachher ſeinem Beicht- vater den gleichen Liebesdienſt, und das iſt ſehr billig, denn auf dieſe Weiſe haͤlt bei jenem, der zuerſt geißelt, die Furcht vor ſtrenger Wiederver- geltung, und bei dem, der es zuletzt thut, die Dank- barkeit fuͤr gelinde Strafe den Muthwillen im Zuͤ- gel; ſonſt koͤnnte man ſich leicht zu hart ſchlagen. Frauen und Maͤdchen bedienen ſich einander auf dieſelbe Manier.
Dies Geißeln heißt Malkusſchlagen, und iſt ebenfalls von Moſes, aber als eine blos weltliche Strafe angeordnet. »Wenn der Gottloſe Schlaͤge verdient hat, ſoll ihn der Richter niederwerfen und ſchlagen laſſen, nach dem Maaße ſeiner Miſſethat,
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Karbatſche vierzig Streiche, weniger eins auf den
bloßen Hintern, und ſpricht: »Er aber iſt barm-
herzig, und wird ihre Miſſethat vergeben, und ſie
nicht verderben; er hat ſeinen Zorn abgewandt,
und nicht ſeinen ganzen Grimm erweckt.« Dieſe
Stelle aus dem 78ſten Pſalm, welche in der Ur-
ſprache gerade dreizehn Worte enthaͤlt, wird von
dem Schlagenden dreimal wiederholt, und bei jedem
Wort empfaͤngt der Beichtende einen Hieb, ſo daß
er netto vierzig, weniger eins, oder neun und
dreißig Streiche auf ſein Sitzfleiſch bekoͤmmt. Des-
halb ſagt auch der heilige Paulus: »von den Juden
habe ich fuͤnfmal vierzig Streiche, weniger einen
empfangen.«
Der Beichtende erzeigt nachher ſeinem Beicht-
vater den gleichen Liebesdienſt, und das iſt ſehr
billig, denn auf dieſe Weiſe haͤlt bei jenem, der
zuerſt geißelt, die Furcht vor ſtrenger Wiederver-
geltung, und bei dem, der es zuletzt thut, die Dank-
barkeit fuͤr gelinde Strafe den Muthwillen im Zuͤ-
gel; ſonſt koͤnnte man ſich leicht zu hart ſchlagen.
Frauen und Maͤdchen bedienen ſich einander auf
dieſelbe Manier.
Dies Geißeln heißt Malkusſchlagen, und iſt
ebenfalls von Moſes, aber als eine blos weltliche
Strafe angeordnet. »Wenn der Gottloſe Schlaͤge
verdient hat, ſoll ihn der Richter niederwerfen und
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/375>, abgerufen am 28.07.2024.
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