Dieses Fest, welches die Juden auch den langen Tag, Jom Kippur nennen, beginnt am neunten Tisri Abends und dauert bis zum Abende des fol- genden Tages. Es ist eins der heiligsten jüdischen Feste, und ward von Moses selbst angeordnet. Außer mehreren Opfern, welche man darbrachte, mußte das ganze Volk alle seine Sünden auf einen Bock bekennen, den man damit in die Wüste zum Kuckuck jagte. Hiedurch ward Abrahams Saame wieder rein von Sünden und so weiß, wie Schnee; Gott war versöhnt, man hatte auf ein ganzes Jahr neuen Kredit und sündigte fürder noch mehr, als zuvor *).
Die Tage vom bürgerlichen Reujahr bis zum Versöhnungsfest, oder vom ersten bis zum zehnten Tisri heißen die zehn Reisetage, Aseres Jeme re- schubhah. Sie sind vorzüglich der Buße gewidmet, denn weil der Herr der Welt am Neujahrstage Gericht über Jsraels Kinder hält, so suchen diese während der Reisetage durch strenges Fasten, vieles
*) M. s. 3 B. Mos. 16.
Das Verſoͤhnungsfeſt.
Dieſes Feſt, welches die Juden auch den langen Tag, Jom Kippur nennen, beginnt am neunten Tisri Abends und dauert bis zum Abende des fol- genden Tages. Es iſt eins der heiligſten juͤdiſchen Feſte, und ward von Moſes ſelbſt angeordnet. Außer mehreren Opfern, welche man darbrachte, mußte das ganze Volk alle ſeine Suͤnden auf einen Bock bekennen, den man damit in die Wuͤſte zum Kuckuck jagte. Hiedurch ward Abrahams Saame wieder rein von Suͤnden und ſo weiß, wie Schnee; Gott war verſoͤhnt, man hatte auf ein ganzes Jahr neuen Kredit und ſuͤndigte fuͤrder noch mehr, als zuvor *).
Die Tage vom buͤrgerlichen Reujahr bis zum Verſoͤhnungsfeſt, oder vom erſten bis zum zehnten Tisri heißen die zehn Reiſetage, Aſeres Jeme re- ſchubhah. Sie ſind vorzuͤglich der Buße gewidmet, denn weil der Herr der Welt am Neujahrstage Gericht uͤber Jſraels Kinder haͤlt, ſo ſuchen dieſe waͤhrend der Reiſetage durch ſtrenges Faſten, vieles
*) M. ſ. 3 B. Moſ. 16.
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Das Verſoͤhnungsfeſt.
Dieſes Feſt, welches die Juden auch den langen
Tag, Jom Kippur nennen, beginnt am neunten
Tisri Abends und dauert bis zum Abende des fol-
genden Tages. Es iſt eins der heiligſten juͤdiſchen
Feſte, und ward von Moſes ſelbſt angeordnet.
Außer mehreren Opfern, welche man darbrachte,
mußte das ganze Volk alle ſeine Suͤnden auf einen
Bock bekennen, den man damit in die Wuͤſte zum
Kuckuck jagte. Hiedurch ward Abrahams Saame
wieder rein von Suͤnden und ſo weiß, wie Schnee;
Gott war verſoͤhnt, man hatte auf ein ganzes Jahr
neuen Kredit und ſuͤndigte fuͤrder noch mehr, als
zuvor *).
Die Tage vom buͤrgerlichen Reujahr bis zum
Verſoͤhnungsfeſt, oder vom erſten bis zum zehnten
Tisri heißen die zehn Reiſetage, Aſeres Jeme re-
ſchubhah. Sie ſind vorzuͤglich der Buße gewidmet,
denn weil der Herr der Welt am Neujahrstage
Gericht uͤber Jſraels Kinder haͤlt, ſo ſuchen dieſe
waͤhrend der Reiſetage durch ſtrenges Faſten, vieles
*) M. ſ. 3 B. Moſ. 16.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/368>, abgerufen am 22.11.2024.
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