Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



Bedienter einen Becher voll köstlichen Weins reicht.
Der zürnende Herr nimmt den Becher, und gießt
ihn dem Bedienten ins Angesicht. Ein eben so
würdiges, als passendes Gleichniß!

Frauen und Dienstboten sind nicht schuldig, die
Laubhütten mit gleicher Strenge zu bewohnen, wie
die Männer, weil sie von der Erfüllung derjenigen
Gebote, die sich an eine gewisse Zeit binden, theils
ganz, theils zum Theil freigesprochen sind.

Die Sachen, deren sich die Jsraeliten bei der
Feier dieses Festes vorzugsweise bedienen, nemlich
die Palmzweige, die Citronen, die Myrthen und
die Weidenbüschel haben sämmtlich, nach der Aus-
legung ihrer talmudischen und rabbinischen Schrift-
steller, eine sinnbildliche Bedeutung. Der Palm-
baum, sagen sie, ist sehr schön, allein seine Früchte
sind unschmackhaft. Jhm gleichen jene Jsraeliten,
die zwar das Gesetz haben, aber keine gute Werke
aufweisen können. Darnach müßte man freilich
wohl die meisten Juden zu den Palmbäumen rech-
nen. Die Citronen sind schön von außen, und ihr
Geruch ist gleichfalls lieblich und angenehm; daher
werden durch sie die Tzaddikim, die frommen Ju-
den bezeichnet, die wegen ihrer vielen guten Werke
einen süßen Geruch vor dem Herrn haben, und
auch im Aeußern voll Anmuth sind. Die Myrthen
duften freilich gut, allein sie tragen keine Früchte
und gleichen denen, die wohl etwas Gutes thun,



Bedienter einen Becher voll koͤſtlichen Weins reicht.
Der zuͤrnende Herr nimmt den Becher, und gießt
ihn dem Bedienten ins Angeſicht. Ein eben ſo
wuͤrdiges, als paſſendes Gleichniß!

Frauen und Dienſtboten ſind nicht ſchuldig, die
Laubhuͤtten mit gleicher Strenge zu bewohnen, wie
die Maͤnner, weil ſie von der Erfuͤllung derjenigen
Gebote, die ſich an eine gewiſſe Zeit binden, theils
ganz, theils zum Theil freigeſprochen ſind.

Die Sachen, deren ſich die Jſraeliten bei der
Feier dieſes Feſtes vorzugsweiſe bedienen, nemlich
die Palmzweige, die Citronen, die Myrthen und
die Weidenbuͤſchel haben ſaͤmmtlich, nach der Aus-
legung ihrer talmudiſchen und rabbiniſchen Schrift-
ſteller, eine ſinnbildliche Bedeutung. Der Palm-
baum, ſagen ſie, iſt ſehr ſchoͤn, allein ſeine Fruͤchte
ſind unſchmackhaft. Jhm gleichen jene Jſraeliten,
die zwar das Geſetz haben, aber keine gute Werke
aufweiſen koͤnnen. Darnach muͤßte man freilich
wohl die meiſten Juden zu den Palmbaͤumen rech-
nen. Die Citronen ſind ſchoͤn von außen, und ihr
Geruch iſt gleichfalls lieblich und angenehm; daher
werden durch ſie die Tzaddikim, die frommen Ju-
den bezeichnet, die wegen ihrer vielen guten Werke
einen ſuͤßen Geruch vor dem Herrn haben, und
auch im Aeußern voll Anmuth ſind. Die Myrthen
duften freilich gut, allein ſie tragen keine Fruͤchte
und gleichen denen, die wohl etwas Gutes thun,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0350" n="350"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Bedienter einen Becher voll ko&#x0364;&#x017F;tlichen Weins reicht.<lb/>
Der zu&#x0364;rnende Herr nimmt den Becher, und gießt<lb/>
ihn dem Bedienten ins Ange&#x017F;icht. Ein eben &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rdiges, als pa&#x017F;&#x017F;endes Gleichniß!</p><lb/>
        <p>Frauen und Dien&#x017F;tboten &#x017F;ind nicht &#x017F;chuldig, die<lb/>
Laubhu&#x0364;tten mit gleicher Strenge zu bewohnen, wie<lb/>
die Ma&#x0364;nner, weil &#x017F;ie von der Erfu&#x0364;llung derjenigen<lb/>
Gebote, die &#x017F;ich an eine gewi&#x017F;&#x017F;e Zeit binden, theils<lb/>
ganz, theils zum Theil freige&#x017F;prochen &#x017F;ind.</p><lb/>
        <p>Die Sachen, deren &#x017F;ich die J&#x017F;raeliten bei der<lb/>
Feier die&#x017F;es Fe&#x017F;tes vorzugswei&#x017F;e bedienen, nemlich<lb/>
die Palmzweige, die Citronen, die Myrthen und<lb/>
die Weidenbu&#x0364;&#x017F;chel haben &#x017F;a&#x0364;mmtlich, nach der Aus-<lb/>
legung ihrer talmudi&#x017F;chen und rabbini&#x017F;chen Schrift-<lb/>
&#x017F;teller, eine &#x017F;innbildliche Bedeutung. Der Palm-<lb/>
baum, &#x017F;agen &#x017F;ie, i&#x017F;t &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n, allein &#x017F;eine Fru&#x0364;chte<lb/>
&#x017F;ind un&#x017F;chmackhaft. Jhm gleichen jene J&#x017F;raeliten,<lb/>
die zwar das Ge&#x017F;etz haben, aber keine gute Werke<lb/>
aufwei&#x017F;en ko&#x0364;nnen. Darnach mu&#x0364;ßte man freilich<lb/>
wohl die mei&#x017F;ten Juden zu den Palmba&#x0364;umen rech-<lb/>
nen. Die Citronen &#x017F;ind &#x017F;cho&#x0364;n von außen, und ihr<lb/>
Geruch i&#x017F;t gleichfalls lieblich und angenehm; daher<lb/>
werden durch &#x017F;ie die Tzaddikim, die frommen Ju-<lb/>
den bezeichnet, die wegen ihrer vielen guten Werke<lb/>
einen &#x017F;u&#x0364;ßen Geruch vor dem Herrn haben, und<lb/>
auch im Aeußern voll Anmuth &#x017F;ind. Die Myrthen<lb/>
duften freilich gut, allein &#x017F;ie tragen keine Fru&#x0364;chte<lb/>
und gleichen denen, die wohl etwas Gutes thun,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[350/0350] Bedienter einen Becher voll koͤſtlichen Weins reicht. Der zuͤrnende Herr nimmt den Becher, und gießt ihn dem Bedienten ins Angeſicht. Ein eben ſo wuͤrdiges, als paſſendes Gleichniß! Frauen und Dienſtboten ſind nicht ſchuldig, die Laubhuͤtten mit gleicher Strenge zu bewohnen, wie die Maͤnner, weil ſie von der Erfuͤllung derjenigen Gebote, die ſich an eine gewiſſe Zeit binden, theils ganz, theils zum Theil freigeſprochen ſind. Die Sachen, deren ſich die Jſraeliten bei der Feier dieſes Feſtes vorzugsweiſe bedienen, nemlich die Palmzweige, die Citronen, die Myrthen und die Weidenbuͤſchel haben ſaͤmmtlich, nach der Aus- legung ihrer talmudiſchen und rabbiniſchen Schrift- ſteller, eine ſinnbildliche Bedeutung. Der Palm- baum, ſagen ſie, iſt ſehr ſchoͤn, allein ſeine Fruͤchte ſind unſchmackhaft. Jhm gleichen jene Jſraeliten, die zwar das Geſetz haben, aber keine gute Werke aufweiſen koͤnnen. Darnach muͤßte man freilich wohl die meiſten Juden zu den Palmbaͤumen rech- nen. Die Citronen ſind ſchoͤn von außen, und ihr Geruch iſt gleichfalls lieblich und angenehm; daher werden durch ſie die Tzaddikim, die frommen Ju- den bezeichnet, die wegen ihrer vielen guten Werke einen ſuͤßen Geruch vor dem Herrn haben, und auch im Aeußern voll Anmuth ſind. Die Myrthen duften freilich gut, allein ſie tragen keine Fruͤchte und gleichen denen, die wohl etwas Gutes thun,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/350
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/350>, abgerufen am 23.11.2024.