Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



Becher. Der Hausvater ergreift den seinigen und
spricht in hoher Begeisterung das Fluchgebet Sche-
photh
gegen uns arme Gojim: Schütte deinen
Zorn aus über die Heiden, die dich nicht kennen,
und über die Königreiche, die deinen Namen nicht
anrufen. Schütte deinen Zorn aus über sie, und
der Grimm deines Zorns soll sie ergreifen. Ver-
folge sie mit Wuth und rotte sie unter dem Himmel
aus u. s. w. Während dieses schändlichen Fluch-
gebets, welches gegen alle Nichtjuden, besonders
aber gegen die Christen gerichtet und aus mehreren
Stellen der Psalme Davids zusammen gesetzt ist,
läuft einer hinaus und öffnet die Hausthüren, da-
mit die Gojim es hören sollen, und um zugleich
anzudeuten, daß man in der bevorstehenden Nacht
vor allen Ueberfällen sicher sey, und sich vor den
Christen nicht fürchte. Vorzüglich eifrig flehet man
an diesem Abende um die baldige Ankunft des Mes-
sias und des Elias, und um Wiederherstellung der
heiligen Stadt und des Tempels. Die Worte des
letzten Gebets, (Addir hu jibneh beso bekarobh u.
s. w.) worin dies geschieht, sind zu erbaulich,
als daß sie hier dürften übergangen werden: "All-
mächtiger Gott, nun baue deinen Tempel, in Kur-
zem, recht bald, bald, bald, bald! Jn unsern
Tagen baue, bau, bau, bau deinen Tempel bald!
Barmherziger Gott, großer Gott, demüthiger Gott,
hoher Gott, schöner Gott, süßer Gott, tugendhaf-



Becher. Der Hausvater ergreift den ſeinigen und
ſpricht in hoher Begeiſterung das Fluchgebet Sche-
photh
gegen uns arme Gojim: Schuͤtte deinen
Zorn aus uͤber die Heiden, die dich nicht kennen,
und uͤber die Koͤnigreiche, die deinen Namen nicht
anrufen. Schuͤtte deinen Zorn aus uͤber ſie, und
der Grimm deines Zorns ſoll ſie ergreifen. Ver-
folge ſie mit Wuth und rotte ſie unter dem Himmel
aus u. ſ. w. Waͤhrend dieſes ſchaͤndlichen Fluch-
gebets, welches gegen alle Nichtjuden, beſonders
aber gegen die Chriſten gerichtet und aus mehreren
Stellen der Pſalme Davids zuſammen geſetzt iſt,
laͤuft einer hinaus und oͤffnet die Hausthuͤren, da-
mit die Gojim es hoͤren ſollen, und um zugleich
anzudeuten, daß man in der bevorſtehenden Nacht
vor allen Ueberfaͤllen ſicher ſey, und ſich vor den
Chriſten nicht fuͤrchte. Vorzuͤglich eifrig flehet man
an dieſem Abende um die baldige Ankunft des Meſ-
ſias und des Elias, und um Wiederherſtellung der
heiligen Stadt und des Tempels. Die Worte des
letzten Gebets, (Addir hu jibneh beſo bekarobh u.
ſ. w.) worin dies geſchieht, ſind zu erbaulich,
als daß ſie hier duͤrften uͤbergangen werden: »All-
maͤchtiger Gott, nun baue deinen Tempel, in Kur-
zem, recht bald, bald, bald, bald! Jn unſern
Tagen baue, bau, bau, bau deinen Tempel bald!
Barmherziger Gott, großer Gott, demuͤthiger Gott,
hoher Gott, ſchoͤner Gott, ſuͤßer Gott, tugendhaf-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0314" n="314"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Becher. Der Hausvater ergreift den &#x017F;einigen und<lb/>
&#x017F;pricht in hoher Begei&#x017F;terung das Fluchgebet <hi rendition="#g">Sche-<lb/>
photh</hi> gegen uns arme Gojim: Schu&#x0364;tte deinen<lb/>
Zorn aus u&#x0364;ber die Heiden, die dich nicht kennen,<lb/>
und u&#x0364;ber die Ko&#x0364;nigreiche, die deinen Namen nicht<lb/>
anrufen. Schu&#x0364;tte deinen Zorn aus u&#x0364;ber &#x017F;ie, und<lb/>
der Grimm deines Zorns &#x017F;oll &#x017F;ie ergreifen. Ver-<lb/>
folge &#x017F;ie mit Wuth und rotte &#x017F;ie unter dem Himmel<lb/>
aus u. &#x017F;. w. Wa&#x0364;hrend die&#x017F;es &#x017F;cha&#x0364;ndlichen Fluch-<lb/>
gebets, welches gegen alle Nichtjuden, be&#x017F;onders<lb/>
aber gegen die Chri&#x017F;ten gerichtet und aus mehreren<lb/>
Stellen der P&#x017F;alme Davids zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzt i&#x017F;t,<lb/>
la&#x0364;uft einer hinaus und o&#x0364;ffnet die Hausthu&#x0364;ren, da-<lb/>
mit die Gojim es ho&#x0364;ren &#x017F;ollen, und um zugleich<lb/>
anzudeuten, daß man in der bevor&#x017F;tehenden Nacht<lb/>
vor allen Ueberfa&#x0364;llen &#x017F;icher &#x017F;ey, und &#x017F;ich vor den<lb/>
Chri&#x017F;ten nicht fu&#x0364;rchte. Vorzu&#x0364;glich eifrig flehet man<lb/>
an die&#x017F;em Abende um die baldige Ankunft des Me&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ias und des Elias, und um Wiederher&#x017F;tellung der<lb/>
heiligen Stadt und des Tempels. Die Worte des<lb/>
letzten Gebets, (Addir hu jibneh be&#x017F;o bekarobh u.<lb/>
&#x017F;. w.) worin dies ge&#x017F;chieht, &#x017F;ind zu <hi rendition="#g">erbaulich</hi>,<lb/>
als daß &#x017F;ie hier du&#x0364;rften u&#x0364;bergangen werden: »All-<lb/>
ma&#x0364;chtiger Gott, nun baue deinen Tempel, in Kur-<lb/>
zem, recht bald, bald, bald, bald! Jn un&#x017F;ern<lb/>
Tagen baue, bau, bau, bau deinen Tempel bald!<lb/>
Barmherziger Gott, großer Gott, demu&#x0364;thiger Gott,<lb/>
hoher Gott, &#x017F;cho&#x0364;ner Gott, &#x017F;u&#x0364;ßer Gott, tugendhaf-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[314/0314] Becher. Der Hausvater ergreift den ſeinigen und ſpricht in hoher Begeiſterung das Fluchgebet Sche- photh gegen uns arme Gojim: Schuͤtte deinen Zorn aus uͤber die Heiden, die dich nicht kennen, und uͤber die Koͤnigreiche, die deinen Namen nicht anrufen. Schuͤtte deinen Zorn aus uͤber ſie, und der Grimm deines Zorns ſoll ſie ergreifen. Ver- folge ſie mit Wuth und rotte ſie unter dem Himmel aus u. ſ. w. Waͤhrend dieſes ſchaͤndlichen Fluch- gebets, welches gegen alle Nichtjuden, beſonders aber gegen die Chriſten gerichtet und aus mehreren Stellen der Pſalme Davids zuſammen geſetzt iſt, laͤuft einer hinaus und oͤffnet die Hausthuͤren, da- mit die Gojim es hoͤren ſollen, und um zugleich anzudeuten, daß man in der bevorſtehenden Nacht vor allen Ueberfaͤllen ſicher ſey, und ſich vor den Chriſten nicht fuͤrchte. Vorzuͤglich eifrig flehet man an dieſem Abende um die baldige Ankunft des Meſ- ſias und des Elias, und um Wiederherſtellung der heiligen Stadt und des Tempels. Die Worte des letzten Gebets, (Addir hu jibneh beſo bekarobh u. ſ. w.) worin dies geſchieht, ſind zu erbaulich, als daß ſie hier duͤrften uͤbergangen werden: »All- maͤchtiger Gott, nun baue deinen Tempel, in Kur- zem, recht bald, bald, bald, bald! Jn unſern Tagen baue, bau, bau, bau deinen Tempel bald! Barmherziger Gott, großer Gott, demuͤthiger Gott, hoher Gott, ſchoͤner Gott, ſuͤßer Gott, tugendhaf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/314
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/314>, abgerufen am 29.08.2024.