Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



gießt kaltes Wasser darüber, spricht dreimal: Ko-
scher! Koscher! Koscher! und giebt sie dem Bringer
zurück. Der eilt, wo möglich, damit zu einem
Bach oder Fluß, taucht sie hinein, und dann sind
sie völlig koscher. Das übrige Hausgeräth macht
Jeder selbst koscher *), und dies thut man mit Al-
lem, wenn man keinen Rabbiner in der Nähe hat.
Zu diesem Zweck hängt man den großen Feiertags-
kessel, Jom tobh oder Jom tof genannt, mit Was-
ser über das Feuer, und wirft, wenn es siedet,
die vorher abgescheuerten und gewaschenen Geschirre
von Silber, Zinn, Porzellan, Holz und was dem
ähnlich und für den Kessel nicht zu groß ist, hin-
ein. Bei Silber, Zinn und dergleichen gebraucht
man zwei Zangen, eine zum Hineinlegen, die an-
dere zum Herausziehen. Große Kessel werden gut
ausgerieben und mit kochendem Wasser angefüllt,
worauf man drei Feuerbrände hinein stößt, und
sie dann mit kaltem Wasser auswäscht. Jn einen
eisernen oder ehernen Mörser schüttet man glühende
Kohlen, umbindet ihn mit einem Faden, und wenn

*) Das Koschermachen ward zum Besten der Rabbiner
eingeführt, denen man dafür eine Abgabe entrichten
muß, da sie eben so wenig, wie ihre christlichen
Amtsbrüder, etwas umsonst thun. Was und wie
viel sie bekommen, konnte ich nie erfahren, denn
Jsraels Kinder sind in solchen Dingen sehr geheim-
nißvoll.



gießt kaltes Waſſer daruͤber, ſpricht dreimal: Ko-
ſcher! Koſcher! Koſcher! und giebt ſie dem Bringer
zuruͤck. Der eilt, wo moͤglich, damit zu einem
Bach oder Fluß, taucht ſie hinein, und dann ſind
ſie voͤllig koſcher. Das uͤbrige Hausgeraͤth macht
Jeder ſelbſt koſcher *), und dies thut man mit Al-
lem, wenn man keinen Rabbiner in der Naͤhe hat.
Zu dieſem Zweck haͤngt man den großen Feiertags-
keſſel, Jom tobh oder Jom tof genannt, mit Waſ-
ſer uͤber das Feuer, und wirft, wenn es ſiedet,
die vorher abgeſcheuerten und gewaſchenen Geſchirre
von Silber, Zinn, Porzellan, Holz und was dem
aͤhnlich und fuͤr den Keſſel nicht zu groß iſt, hin-
ein. Bei Silber, Zinn und dergleichen gebraucht
man zwei Zangen, eine zum Hineinlegen, die an-
dere zum Herausziehen. Große Keſſel werden gut
ausgerieben und mit kochendem Waſſer angefuͤllt,
worauf man drei Feuerbraͤnde hinein ſtoͤßt, und
ſie dann mit kaltem Waſſer auswaͤſcht. Jn einen
eiſernen oder ehernen Moͤrſer ſchuͤttet man gluͤhende
Kohlen, umbindet ihn mit einem Faden, und wenn

*) Das Koſchermachen ward zum Beſten der Rabbiner
eingefuͤhrt, denen man dafuͤr eine Abgabe entrichten
muß, da ſie eben ſo wenig, wie ihre chriſtlichen
Amtsbruͤder, etwas umſonſt thun. Was und wie
viel ſie bekommen, konnte ich nie erfahren, denn
Jſraels Kinder ſind in ſolchen Dingen ſehr geheim-
nißvoll.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0302" n="302"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
gießt kaltes Wa&#x017F;&#x017F;er daru&#x0364;ber, &#x017F;pricht dreimal: Ko-<lb/>
&#x017F;cher! Ko&#x017F;cher! Ko&#x017F;cher! und giebt &#x017F;ie dem Bringer<lb/>
zuru&#x0364;ck. Der eilt, wo mo&#x0364;glich, damit zu einem<lb/>
Bach oder Fluß, taucht &#x017F;ie hinein, und dann &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie vo&#x0364;llig ko&#x017F;cher. Das u&#x0364;brige Hausgera&#x0364;th macht<lb/>
Jeder &#x017F;elb&#x017F;t ko&#x017F;cher <note place="foot" n="*)">Das Ko&#x017F;chermachen ward zum Be&#x017F;ten der Rabbiner<lb/>
eingefu&#x0364;hrt, denen man dafu&#x0364;r eine Abgabe entrichten<lb/>
muß, da &#x017F;ie eben &#x017F;o wenig, wie ihre chri&#x017F;tlichen<lb/>
Amtsbru&#x0364;der, etwas um&#x017F;on&#x017F;t thun. Was und wie<lb/>
viel &#x017F;ie bekommen, konnte ich nie erfahren, denn<lb/>
J&#x017F;raels Kinder &#x017F;ind in &#x017F;olchen Dingen &#x017F;ehr geheim-<lb/>
nißvoll.</note>, und dies thut man mit Al-<lb/>
lem, wenn man keinen Rabbiner in der Na&#x0364;he hat.<lb/>
Zu die&#x017F;em Zweck ha&#x0364;ngt man den großen Feiertags-<lb/>
ke&#x017F;&#x017F;el, Jom tobh oder Jom tof genannt, mit Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er u&#x0364;ber das Feuer, und wirft, wenn es &#x017F;iedet,<lb/>
die vorher abge&#x017F;cheuerten und gewa&#x017F;chenen Ge&#x017F;chirre<lb/>
von Silber, Zinn, Porzellan, Holz und was dem<lb/>
a&#x0364;hnlich und fu&#x0364;r den Ke&#x017F;&#x017F;el nicht zu groß i&#x017F;t, hin-<lb/>
ein. Bei Silber, Zinn und dergleichen gebraucht<lb/>
man zwei Zangen, eine zum Hineinlegen, die an-<lb/>
dere zum Herausziehen. Große Ke&#x017F;&#x017F;el werden gut<lb/>
ausgerieben und mit kochendem Wa&#x017F;&#x017F;er angefu&#x0364;llt,<lb/>
worauf man drei Feuerbra&#x0364;nde hinein &#x017F;to&#x0364;ßt, und<lb/>
&#x017F;ie dann mit kaltem Wa&#x017F;&#x017F;er auswa&#x0364;&#x017F;cht. Jn einen<lb/>
ei&#x017F;ernen oder ehernen Mo&#x0364;r&#x017F;er &#x017F;chu&#x0364;ttet man glu&#x0364;hende<lb/>
Kohlen, umbindet ihn mit einem Faden, und wenn<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0302] gießt kaltes Waſſer daruͤber, ſpricht dreimal: Ko- ſcher! Koſcher! Koſcher! und giebt ſie dem Bringer zuruͤck. Der eilt, wo moͤglich, damit zu einem Bach oder Fluß, taucht ſie hinein, und dann ſind ſie voͤllig koſcher. Das uͤbrige Hausgeraͤth macht Jeder ſelbſt koſcher *), und dies thut man mit Al- lem, wenn man keinen Rabbiner in der Naͤhe hat. Zu dieſem Zweck haͤngt man den großen Feiertags- keſſel, Jom tobh oder Jom tof genannt, mit Waſ- ſer uͤber das Feuer, und wirft, wenn es ſiedet, die vorher abgeſcheuerten und gewaſchenen Geſchirre von Silber, Zinn, Porzellan, Holz und was dem aͤhnlich und fuͤr den Keſſel nicht zu groß iſt, hin- ein. Bei Silber, Zinn und dergleichen gebraucht man zwei Zangen, eine zum Hineinlegen, die an- dere zum Herausziehen. Große Keſſel werden gut ausgerieben und mit kochendem Waſſer angefuͤllt, worauf man drei Feuerbraͤnde hinein ſtoͤßt, und ſie dann mit kaltem Waſſer auswaͤſcht. Jn einen eiſernen oder ehernen Moͤrſer ſchuͤttet man gluͤhende Kohlen, umbindet ihn mit einem Faden, und wenn *) Das Koſchermachen ward zum Beſten der Rabbiner eingefuͤhrt, denen man dafuͤr eine Abgabe entrichten muß, da ſie eben ſo wenig, wie ihre chriſtlichen Amtsbruͤder, etwas umſonſt thun. Was und wie viel ſie bekommen, konnte ich nie erfahren, denn Jſraels Kinder ſind in ſolchen Dingen ſehr geheim- nißvoll.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/302
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/302>, abgerufen am 28.08.2024.