Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.Gott zu bitten, daß er uns, gleich jenen, aus dem feurigen Ofen erlösen möge." Der Allergnädigste gewährte ihnen huldvoll diese Bitte, und man band die drei frömmsten Männer Joseph und Ben- jamin, und deren Vaterbruders Sohn, den Samuel, und führte sie in den Kerker. Hier berathschlag- ten sie, was zu thun sey, und beschloßen, bis zum dritten Tage zu fasten und zu beten. Jeder von ihnen machte ein besonderes Gebet, die man nachher alle drei in eines verfaßte, welches das jetzige Ve- huc Rachum ist, und drei Tage und Nächte hin- durch ohne Aufhören von den drei heiligen Män- nern Joseph, Benjamin und Samuel gebetet wur- de. Am dritten Morgen sprach einer von ihnen: siehe, mir hat diese Nacht geträumt, daß ich einen Pasuk (einen Spruch) in der Bibel läse, worin zweimal Ki und dreimal Lo vorkam; ich weiß aber nicht, wo er steht, und was er enthält. Der Pasuk wird unser Trost und unsere Hülfe seyn, erwiederte einer der andern beiden, er bedeutet, daß der heilige, hochgelobte Gott vom Himmel uns helfen wird, und steht im drei und vierzigsten Ka- pitel des Jesaias: "Ki taabhor bammajim, ittecha aui, ubanne, haroch lo jistephuchach: Ki telech bemo esch, lo tikkaveh, velchabhah lo tibhar bach" *) *) Wann du durchs Wasser gehst, so will ich bei dir seyn, und die Ströme sollen dich nicht bedecken; 19 *
Gott zu bitten, daß er uns, gleich jenen, aus dem feurigen Ofen erloͤſen moͤge.“ Der Allergnaͤdigſte gewaͤhrte ihnen huldvoll dieſe Bitte, und man band die drei froͤmmſten Maͤnner Joſeph und Ben- jamin, und deren Vaterbruders Sohn, den Samuel, und fuͤhrte ſie in den Kerker. Hier berathſchlag- ten ſie, was zu thun ſey, und beſchloßen, bis zum dritten Tage zu faſten und zu beten. Jeder von ihnen machte ein beſonderes Gebet, die man nachher alle drei in eines verfaßte, welches das jetzige Ve- huc Rachum iſt, und drei Tage und Naͤchte hin- durch ohne Aufhoͤren von den drei heiligen Maͤn- nern Joſeph, Benjamin und Samuel gebetet wur- de. Am dritten Morgen ſprach einer von ihnen: ſiehe, mir hat dieſe Nacht getraͤumt, daß ich einen Paſuk (einen Spruch) in der Bibel laͤſe, worin zweimal Ki und dreimal Lo vorkam; ich weiß aber nicht, wo er ſteht, und was er enthaͤlt. Der Paſuk wird unſer Troſt und unſere Huͤlfe ſeyn, erwiederte einer der andern beiden, er bedeutet, daß der heilige, hochgelobte Gott vom Himmel uns helfen wird, und ſteht im drei und vierzigſten Ka- pitel des Jeſaias: »Ki taabhor bammajim, ittecha aui, ubanne, haroch lo jiſtephuchach: Ki telech bemo eſch, lo tikkaveh, velchabhah lo tibhar bach« *) *) Wann du durchs Waſſer gehſt, ſo will ich bei dir ſeyn, und die Stroͤme ſollen dich nicht bedecken; 19 *
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Gott zu bitten, daß er uns, gleich jenen, aus dem
feurigen Ofen erloͤſen moͤge.“ Der Allergnaͤdigſte
gewaͤhrte ihnen huldvoll dieſe Bitte, und man
band die drei froͤmmſten Maͤnner Joſeph und Ben-
jamin, und deren Vaterbruders Sohn, den Samuel,
und fuͤhrte ſie in den Kerker. Hier berathſchlag-
ten ſie, was zu thun ſey, und beſchloßen, bis zum
dritten Tage zu faſten und zu beten. Jeder von
ihnen machte ein beſonderes Gebet, die man nachher
alle drei in eines verfaßte, welches das jetzige Ve-
huc Rachum iſt, und drei Tage und Naͤchte hin-
durch ohne Aufhoͤren von den drei heiligen Maͤn-
nern Joſeph, Benjamin und Samuel gebetet wur-
de. Am dritten Morgen ſprach einer von ihnen:
ſiehe, mir hat dieſe Nacht getraͤumt, daß ich einen
Paſuk (einen Spruch) in der Bibel laͤſe, worin
zweimal Ki und dreimal Lo vorkam; ich weiß
aber nicht, wo er ſteht, und was er enthaͤlt. Der
Paſuk wird unſer Troſt und unſere Huͤlfe ſeyn,
erwiederte einer der andern beiden, er bedeutet,
daß der heilige, hochgelobte Gott vom Himmel uns
helfen wird, und ſteht im drei und vierzigſten Ka-
pitel des Jeſaias: »Ki taabhor bammajim, ittecha
aui, ubanne, haroch lo jiſtephuchach: Ki telech
bemo eſch, lo tikkaveh, velchabhah lo tibhar bach« *)
*) Wann du durchs Waſſer gehſt, ſo will ich bei dir
ſeyn, und die Stroͤme ſollen dich nicht bedecken;
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