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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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fragt es sich, was der Jude Hellwitz unter "Par-
theilosigkeit" versteht. Vielleicht fände er es ganz
unpartheiisch und wahr, wenn unsere Schullehrer,
den Judenkindern zu Liebe, den Erlöser als einen
Gotteslästerer und Hochverräther, die Hohenprie-
ster, Pharisäer und Schriftgelehrten als fromme,
gewissenhafte und gerechte Richter, den Verräther
Judas als einen getreuen Unterthan, und die Ju-
den überhaupt als das heiligste, ehrenwertheste
Volk Gottes darstellten? Hiemit würden aber die
Christen nicht zufrieden seyn, sondern den Schul-
lehrer, der es thäte, von Gottes- und Rechtswegen
zum Kuckuck jagen. Dagegen würde Herr Hellwitz
sich vielleicht schon bitter über Partheilichkeit bekla-
gen, wenn Christus als der weiseste und edelste
der Menschen, als ein wahrer Sohn Gottes, seine
Feinde als heimtückische, arglistige, unduldsame und
tyrannische Eiferer, Judas als ein falscher undank-
barer Bösewicht, und die Jsraeliten so geschildert
würden, wie wir sie in den Schriften der meisten
Propheten dargestellt finden. Er würde sich be-
schweren, weil ihm Christus zu hoch gestellt, und
manche Christen würden dasselbe thun, weil er
ihnen noch lange nicht erhaben genug, weil er nicht,
wofür sie ihn verehren, als wahrer Gott und als
zweite Person in der dreieinigen Gottheit aufge-
stellt wäre*).

*) "Nicht das Uebernatürlich-Göttliche, sagt ein sehr
II. Bändchen. 11



fragt es ſich, was der Jude Hellwitz unter »Par-
theiloſigkeit« verſteht. Vielleicht faͤnde er es ganz
unpartheiiſch und wahr, wenn unſere Schullehrer,
den Judenkindern zu Liebe, den Erloͤſer als einen
Gotteslaͤſterer und Hochverraͤther, die Hohenprie-
ſter, Phariſaͤer und Schriftgelehrten als fromme,
gewiſſenhafte und gerechte Richter, den Verraͤther
Judas als einen getreuen Unterthan, und die Ju-
den uͤberhaupt als das heiligſte, ehrenwertheſte
Volk Gottes darſtellten? Hiemit wuͤrden aber die
Chriſten nicht zufrieden ſeyn, ſondern den Schul-
lehrer, der es thaͤte, von Gottes- und Rechtswegen
zum Kuckuck jagen. Dagegen wuͤrde Herr Hellwitz
ſich vielleicht ſchon bitter uͤber Partheilichkeit bekla-
gen, wenn Chriſtus als der weiſeſte und edelſte
der Menſchen, als ein wahrer Sohn Gottes, ſeine
Feinde als heimtuͤckiſche, argliſtige, unduldſame und
tyranniſche Eiferer, Judas als ein falſcher undank-
barer Boͤſewicht, und die Jſraeliten ſo geſchildert
wuͤrden, wie wir ſie in den Schriften der meiſten
Propheten dargeſtellt finden. Er wuͤrde ſich be-
ſchweren, weil ihm Chriſtus zu hoch geſtellt, und
manche Chriſten wuͤrden daſſelbe thun, weil er
ihnen noch lange nicht erhaben genug, weil er nicht,
wofuͤr ſie ihn verehren, als wahrer Gott und als
zweite Perſon in der dreieinigen Gottheit aufge-
ſtellt waͤre*).

*) „Nicht das Uebernatuͤrlich-Goͤttliche, ſagt ein ſehr
II. Baͤndchen. 11
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[121/0121] fragt es ſich, was der Jude Hellwitz unter »Par- theiloſigkeit« verſteht. Vielleicht faͤnde er es ganz unpartheiiſch und wahr, wenn unſere Schullehrer, den Judenkindern zu Liebe, den Erloͤſer als einen Gotteslaͤſterer und Hochverraͤther, die Hohenprie- ſter, Phariſaͤer und Schriftgelehrten als fromme, gewiſſenhafte und gerechte Richter, den Verraͤther Judas als einen getreuen Unterthan, und die Ju- den uͤberhaupt als das heiligſte, ehrenwertheſte Volk Gottes darſtellten? Hiemit wuͤrden aber die Chriſten nicht zufrieden ſeyn, ſondern den Schul- lehrer, der es thaͤte, von Gottes- und Rechtswegen zum Kuckuck jagen. Dagegen wuͤrde Herr Hellwitz ſich vielleicht ſchon bitter uͤber Partheilichkeit bekla- gen, wenn Chriſtus als der weiſeſte und edelſte der Menſchen, als ein wahrer Sohn Gottes, ſeine Feinde als heimtuͤckiſche, argliſtige, unduldſame und tyranniſche Eiferer, Judas als ein falſcher undank- barer Boͤſewicht, und die Jſraeliten ſo geſchildert wuͤrden, wie wir ſie in den Schriften der meiſten Propheten dargeſtellt finden. Er wuͤrde ſich be- ſchweren, weil ihm Chriſtus zu hoch geſtellt, und manche Chriſten wuͤrden daſſelbe thun, weil er ihnen noch lange nicht erhaben genug, weil er nicht, wofuͤr ſie ihn verehren, als wahrer Gott und als zweite Perſon in der dreieinigen Gottheit aufge- ſtellt waͤre *). *) „Nicht das Uebernatuͤrlich-Goͤttliche, ſagt ein ſehr II. Baͤndchen. 11

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/121>, abgerufen am 27.11.2024.