die Nimroda und solche, deren Gewalt mehr auf physische Uebermacht, als auf religiösen Glauben gegründet war. Allein überzeugt, daß nur der letz- tere ihrer schlechterworbenen Herrschaft einige Dauer und einen Anstrich von Rechtmäßigkeit (Legitimität) geben könnte, verbanden sie sich fast überall mit den priesterlichen Kasten und gestanden diesen beträcht- liche Einkünfte, großes Ansehen, und hin- und wie- der sogar einen wichtigen Antheil an der Regierung zu. Dies war namentlich der Fall bei den Baby- loniern, den Aegyptern, deren Könige nicht allein von den Priestern erzogen, sondern selbst Mitglie- der dieser Kaste seyn mußten *), und bei den He- bräern nach Einführung des weltlichen Königthums. Die Könige der letztern waren fast durchaus ab- hängig von der Kaste der Priester oder der Levi- ten, indem ihnen weder die Geburt, noch der Wil- le des Voks, sondern die von dem Hohenpriester empfangene Salbung, wodurch sie zu allen Befug- nissen der Willkühr und Bosheit eingeweiht wurden, rechtmäßige Ansprüche auf den Thron gab. So boten sich geistliche und weltliche Gewalthaber in jenen Zeiten der Urwelt gegenseitig die Hand, um gemeinschaftlich ihre Schafe, deren Wolle man brü- derlich theilte, desto besser und sicherer scheren zu können. **) Damit diese noch hingebender und ge-
*) M. s. Pölitz Weltgeschichte. (Neue Ausgabe.) Th. 1, S. 88.
**) M. s. Pölitz und Eichshorns Weltgeschichten.
die Nimroda und ſolche, deren Gewalt mehr auf phyſiſche Uebermacht, als auf religioͤſen Glauben gegruͤndet war. Allein uͤberzeugt, daß nur der letz- tere ihrer ſchlechterworbenen Herrſchaft einige Dauer und einen Anſtrich von Rechtmaͤßigkeit (Legitimitaͤt) geben koͤnnte, verbanden ſie ſich faſt uͤberall mit den prieſterlichen Kaſten und geſtanden dieſen betraͤcht- liche Einkuͤnfte, großes Anſehen, und hin- und wie- der ſogar einen wichtigen Antheil an der Regierung zu. Dies war namentlich der Fall bei den Baby- loniern, den Aegyptern, deren Koͤnige nicht allein von den Prieſtern erzogen, ſondern ſelbſt Mitglie- der dieſer Kaſte ſeyn mußten *), und bei den He- braͤern nach Einfuͤhrung des weltlichen Koͤnigthums. Die Koͤnige der letztern waren faſt durchaus ab- haͤngig von der Kaſte der Prieſter oder der Levi- ten, indem ihnen weder die Geburt, noch der Wil- le des Voks, ſondern die von dem Hohenprieſter empfangene Salbung, wodurch ſie zu allen Befug- niſſen der Willkuͤhr und Bosheit eingeweiht wurden, rechtmaͤßige Anſpruͤche auf den Thron gab. So boten ſich geiſtliche und weltliche Gewalthaber in jenen Zeiten der Urwelt gegenſeitig die Hand, um gemeinſchaftlich ihre Schafe, deren Wolle man bruͤ- derlich theilte, deſto beſſer und ſicherer ſcheren zu koͤnnen. **) Damit dieſe noch hingebender und ge-
*) M. ſ. Poͤlitz Weltgeſchichte. (Neue Ausgabe.) Th. 1, S. 88.
**) M. ſ. Poͤlitz und Eichshorns Weltgeſchichten.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0049"n="15"/>
die Nimroda und ſolche, deren Gewalt mehr auf<lb/>
phyſiſche Uebermacht, als auf religioͤſen Glauben<lb/>
gegruͤndet war. Allein uͤberzeugt, daß nur der letz-<lb/>
tere ihrer ſchlechterworbenen Herrſchaft einige Dauer<lb/>
und einen Anſtrich von Rechtmaͤßigkeit (Legitimitaͤt)<lb/>
geben koͤnnte, verbanden ſie ſich faſt uͤberall mit den<lb/>
prieſterlichen Kaſten und geſtanden dieſen betraͤcht-<lb/>
liche Einkuͤnfte, großes Anſehen, und hin- und wie-<lb/>
der ſogar einen wichtigen Antheil an der Regierung<lb/>
zu. Dies war namentlich der Fall bei den Baby-<lb/>
loniern, den Aegyptern, deren Koͤnige nicht allein<lb/>
von den Prieſtern erzogen, ſondern ſelbſt Mitglie-<lb/>
der dieſer Kaſte ſeyn mußten <noteplace="foot"n="*)">M. ſ. Poͤlitz Weltgeſchichte. (Neue Ausgabe.)<lb/>
Th. 1, S. 88.</note>, und bei den He-<lb/>
braͤern nach Einfuͤhrung des weltlichen Koͤnigthums.<lb/>
Die Koͤnige der letztern waren faſt durchaus ab-<lb/>
haͤngig von der Kaſte der Prieſter oder der Levi-<lb/>
ten, indem ihnen weder die Geburt, noch der Wil-<lb/>
le des Voks, ſondern die von dem Hohenprieſter<lb/>
empfangene Salbung, wodurch ſie zu allen Befug-<lb/>
niſſen der Willkuͤhr und Bosheit eingeweiht wurden,<lb/>
rechtmaͤßige Anſpruͤche auf den Thron gab. So<lb/>
boten ſich geiſtliche und weltliche Gewalthaber in<lb/>
jenen Zeiten der Urwelt gegenſeitig die Hand, um<lb/>
gemeinſchaftlich ihre Schafe, deren Wolle man bruͤ-<lb/>
derlich theilte, deſto beſſer und ſicherer ſcheren zu<lb/>
koͤnnen. <noteplace="foot"n="**)">M. ſ. Poͤlitz und Eichshorns Weltgeſchichten.</note> Damit dieſe noch hingebender und ge-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[15/0049]
die Nimroda und ſolche, deren Gewalt mehr auf
phyſiſche Uebermacht, als auf religioͤſen Glauben
gegruͤndet war. Allein uͤberzeugt, daß nur der letz-
tere ihrer ſchlechterworbenen Herrſchaft einige Dauer
und einen Anſtrich von Rechtmaͤßigkeit (Legitimitaͤt)
geben koͤnnte, verbanden ſie ſich faſt uͤberall mit den
prieſterlichen Kaſten und geſtanden dieſen betraͤcht-
liche Einkuͤnfte, großes Anſehen, und hin- und wie-
der ſogar einen wichtigen Antheil an der Regierung
zu. Dies war namentlich der Fall bei den Baby-
loniern, den Aegyptern, deren Koͤnige nicht allein
von den Prieſtern erzogen, ſondern ſelbſt Mitglie-
der dieſer Kaſte ſeyn mußten *), und bei den He-
braͤern nach Einfuͤhrung des weltlichen Koͤnigthums.
Die Koͤnige der letztern waren faſt durchaus ab-
haͤngig von der Kaſte der Prieſter oder der Levi-
ten, indem ihnen weder die Geburt, noch der Wil-
le des Voks, ſondern die von dem Hohenprieſter
empfangene Salbung, wodurch ſie zu allen Befug-
niſſen der Willkuͤhr und Bosheit eingeweiht wurden,
rechtmaͤßige Anſpruͤche auf den Thron gab. So
boten ſich geiſtliche und weltliche Gewalthaber in
jenen Zeiten der Urwelt gegenſeitig die Hand, um
gemeinſchaftlich ihre Schafe, deren Wolle man bruͤ-
derlich theilte, deſto beſſer und ſicherer ſcheren zu
koͤnnen. **) Damit dieſe noch hingebender und ge-
*) M. ſ. Poͤlitz Weltgeſchichte. (Neue Ausgabe.)
Th. 1, S. 88.
**) M. ſ. Poͤlitz und Eichshorns Weltgeſchichten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/49>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.