Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.Von diesen paradiesischen Ländern der Jfraeli- *) Herr Pfarrer Lutz ist der Lesewelt gewiß eben so
sehr durch seine klassischen und zahlreichen Schriften, als durch einen gelehrten Streit mit Herrn Pro- fessor Gügler in Luzern bekannt. Herr Lutz hatte nemlich vor einigen Jahren, wie Herr Gügler er- zählt, aus dem Kanton Basel in die eidgenössische Stadt und Republik Luzern hinein gep --kelt, und der Herr Professor, dem etwas davon in die Perücke und auf seinen Sonntagsrock gekommen war, suchte deshalb in einem dicken Buche unter der Aufschrift: Markus Lutz zu Läufelfingen secirt und anatomirt, zu beweisen, daß der reformirte Herr Pfarrer Lutz kein ächter katholischer Christ, und folglich weder ein guter Stylist, noch ein zuver- läßiger Geschichtschreiber sey. Herr Professor Güg- ler bewies aber zugleich, was er vielleicht nicht be- weisen wollte, daß zum satyrischen Schriftsteller etwas anders gehört, als blos ein stolzer, eingebildeter Schulfuchs zu seyn, und daß der Witz, ein muth- williges Kind, sich vor denen am liebsten versteckt, die am eifrigsten darnach haschen und suchen. Ue- brigens sey, durch das Beispiel des Herrn Pfarrers Lutz Jedermann gewarnt, sich der eidgenössischen Republik Luzern nicht als Nachtgeschirr zu bedienen, denn wie leicht kann man nicht einem hochwohlge- bornen Junker, einem hochwürdigen Pfaffen und einem hochgeachteten Herrn Professor auf den Sonn- tagsrock und auf den Kopf p -- keln! Von dieſen paradieſiſchen Laͤndern der Jfraeli- *) Herr Pfarrer Lutz iſt der Leſewelt gewiß eben ſo
ſehr durch ſeine klaſſiſchen und zahlreichen Schriften, als durch einen gelehrten Streit mit Herrn Pro- feſſor Guͤgler in Luzern bekannt. Herr Lutz hatte nemlich vor einigen Jahren, wie Herr Guͤgler er- zaͤhlt, aus dem Kanton Baſel in die eidgenoͤſſiſche Stadt und Republik Luzern hinein gep —kelt, und der Herr Profeſſor, dem etwas davon in die Peruͤcke und auf ſeinen Sonntagsrock gekommen war, ſuchte deshalb in einem dicken Buche unter der Aufſchrift: Markus Lutz zu Laͤufelfingen ſecirt und anatomirt, zu beweiſen, daß der reformirte Herr Pfarrer Lutz kein aͤchter katholiſcher Chriſt, und folglich weder ein guter Styliſt, noch ein zuver- laͤßiger Geſchichtſchreiber ſey. Herr Profeſſor Guͤg- ler bewies aber zugleich, was er vielleicht nicht be- weiſen wollte, daß zum ſatyriſchen Schriftſteller etwas anders gehoͤrt, als blos ein ſtolzer, eingebildeter Schulfuchs zu ſeyn, und daß der Witz, ein muth- williges Kind, ſich vor denen am liebſten verſteckt, die am eifrigſten darnach haſchen und ſuchen. Ue- brigens ſey, durch das Beiſpiel des Herrn Pfarrers Lutz Jedermann gewarnt, ſich der eidgenoͤſſiſchen Republik Luzern nicht als Nachtgeſchirr zu bedienen, denn wie leicht kann man nicht einem hochwohlge- bornen Junker, einem hochwuͤrdigen Pfaffen und einem hochgeachteten Herrn Profeſſor auf den Sonn- tagsrock und auf den Kopf p — keln! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0356" n="322"/> <p>Von dieſen paradieſiſchen Laͤndern der Jfraeli-<lb/> ten ließe ſich noch viel Schoͤnes berichten; allein ich<lb/> hoffe, daß mein ſehr werther Freund, Herr Pfar-<lb/> rer Lutz zu Laͤufelfingen <note place="foot" n="*)">Herr Pfarrer Lutz iſt der Leſewelt gewiß eben ſo<lb/> ſehr durch ſeine klaſſiſchen und zahlreichen Schriften,<lb/> als durch einen gelehrten Streit mit Herrn Pro-<lb/> feſſor Guͤgler in Luzern bekannt. Herr Lutz hatte<lb/> nemlich vor einigen Jahren, wie Herr Guͤgler er-<lb/> zaͤhlt, aus dem Kanton Baſel in die eidgenoͤſſiſche<lb/> Stadt und Republik Luzern hinein gep —kelt, und<lb/> der Herr Profeſſor, dem etwas davon in die Peruͤcke<lb/> und auf ſeinen Sonntagsrock gekommen war, ſuchte<lb/> deshalb in einem dicken Buche unter der Aufſchrift:<lb/><hi rendition="#g">Markus Lutz zu Laͤufelfingen ſecirt und<lb/> anatomirt,</hi> zu beweiſen, daß der reformirte Herr<lb/> Pfarrer Lutz kein aͤchter katholiſcher Chriſt, und<lb/><hi rendition="#g">folglich</hi> weder ein guter Styliſt, noch ein zuver-<lb/> laͤßiger Geſchichtſchreiber ſey. Herr Profeſſor Guͤg-<lb/> ler bewies aber zugleich, was er vielleicht nicht be-<lb/> weiſen wollte, daß zum ſatyriſchen Schriftſteller etwas<lb/> anders gehoͤrt, als blos ein ſtolzer, eingebildeter<lb/> Schulfuchs zu ſeyn, und daß der Witz, ein muth-<lb/> williges Kind, ſich vor denen am liebſten verſteckt,<lb/> die am eifrigſten darnach haſchen und ſuchen. Ue-<lb/> brigens ſey, durch das Beiſpiel des Herrn Pfarrers<lb/> Lutz Jedermann gewarnt, ſich der eidgenoͤſſiſchen<lb/> Republik Luzern nicht als Nachtgeſchirr zu bedienen,<lb/> denn wie leicht kann man nicht einem hochwohlge-<lb/> bornen Junker, einem hochwuͤrdigen Pfaffen und<lb/> einem hochgeachteten Herrn Profeſſor auf den Sonn-<lb/> tagsrock und auf den Kopf p — keln!</note>, im Kanton Baſel,<lb/> naͤchſtens ein topographiſch-ſtatiſtiſches Woͤrterbuch<lb/> von dem Eldorado der Juden, nebſt einem vollſtaͤn-<lb/> digen Nekrolog aller dort geſtorbenen ausgezeichne-<lb/> ten Helden, Staatsmaͤnner, Gelehrten, Rabbiner<lb/> ꝛc. herausgeben wird, und ich will ihm alſo nicht<lb/> vorgreifen. Sollten vielleicht in dem Woͤrterbuch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [322/0356]
Von dieſen paradieſiſchen Laͤndern der Jfraeli-
ten ließe ſich noch viel Schoͤnes berichten; allein ich
hoffe, daß mein ſehr werther Freund, Herr Pfar-
rer Lutz zu Laͤufelfingen *), im Kanton Baſel,
naͤchſtens ein topographiſch-ſtatiſtiſches Woͤrterbuch
von dem Eldorado der Juden, nebſt einem vollſtaͤn-
digen Nekrolog aller dort geſtorbenen ausgezeichne-
ten Helden, Staatsmaͤnner, Gelehrten, Rabbiner
ꝛc. herausgeben wird, und ich will ihm alſo nicht
vorgreifen. Sollten vielleicht in dem Woͤrterbuch
*) Herr Pfarrer Lutz iſt der Leſewelt gewiß eben ſo
ſehr durch ſeine klaſſiſchen und zahlreichen Schriften,
als durch einen gelehrten Streit mit Herrn Pro-
feſſor Guͤgler in Luzern bekannt. Herr Lutz hatte
nemlich vor einigen Jahren, wie Herr Guͤgler er-
zaͤhlt, aus dem Kanton Baſel in die eidgenoͤſſiſche
Stadt und Republik Luzern hinein gep —kelt, und
der Herr Profeſſor, dem etwas davon in die Peruͤcke
und auf ſeinen Sonntagsrock gekommen war, ſuchte
deshalb in einem dicken Buche unter der Aufſchrift:
Markus Lutz zu Laͤufelfingen ſecirt und
anatomirt, zu beweiſen, daß der reformirte Herr
Pfarrer Lutz kein aͤchter katholiſcher Chriſt, und
folglich weder ein guter Styliſt, noch ein zuver-
laͤßiger Geſchichtſchreiber ſey. Herr Profeſſor Guͤg-
ler bewies aber zugleich, was er vielleicht nicht be-
weiſen wollte, daß zum ſatyriſchen Schriftſteller etwas
anders gehoͤrt, als blos ein ſtolzer, eingebildeter
Schulfuchs zu ſeyn, und daß der Witz, ein muth-
williges Kind, ſich vor denen am liebſten verſteckt,
die am eifrigſten darnach haſchen und ſuchen. Ue-
brigens ſey, durch das Beiſpiel des Herrn Pfarrers
Lutz Jedermann gewarnt, ſich der eidgenoͤſſiſchen
Republik Luzern nicht als Nachtgeſchirr zu bedienen,
denn wie leicht kann man nicht einem hochwohlge-
bornen Junker, einem hochwuͤrdigen Pfaffen und
einem hochgeachteten Herrn Profeſſor auf den Sonn-
tagsrock und auf den Kopf p — keln!
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