Plinius fabelt wunderliche Dinge von orienta- lischen Völkern ohne Nase mit platten Gesichtern, und von andern, denen sogar der Mund zugewach- sen war, so daß sie durch eine kleine Oeffnung mittelst eines Haberrohrs ihre Getränke einsaugen mußten. Auch erzählt er von indischen Völkern mit Hundsköpfen, die, in Thierhäute gekleidet, wie Hunde bellen, und von der Jagd sich ernähren. Von den Astomen (Astomi) angeblich einem Volke am Ganges, berichtet er: sie hätten keinen Mund, lebten blos von der Luft und von dem Duft der Blumen und Kräuter, und brauchten weder Speise noch Trank. Selbst allzu starke Gerüche könnten sie tödten, und dergleichen mehr *). Pausanias erzählt von einer fernen Jnsel, Satiris genannt, wo ein dorthin verschlagener Schiffer ein Volk ro-
*) M. s. Plinii Histor. naturalis Lib. VI. cap. 30; Lib. 7. cap. 2. etc.
I. Bändchen. 28
Noch mehr von Wundern und Wun- derdingen.
Plinius fabelt wunderliche Dinge von orienta- liſchen Voͤlkern ohne Naſe mit platten Geſichtern, und von andern, denen ſogar der Mund zugewach- ſen war, ſo daß ſie durch eine kleine Oeffnung mittelſt eines Haberrohrs ihre Getraͤnke einſaugen mußten. Auch erzaͤhlt er von indiſchen Voͤlkern mit Hundskoͤpfen, die, in Thierhaͤute gekleidet, wie Hunde bellen, und von der Jagd ſich ernaͤhren. Von den Aſtomen (Astomi) angeblich einem Volke am Ganges, berichtet er: ſie haͤtten keinen Mund, lebten blos von der Luft und von dem Duft der Blumen und Kraͤuter, und brauchten weder Speiſe noch Trank. Selbſt allzu ſtarke Geruͤche koͤnnten ſie toͤdten, und dergleichen mehr *). Pauſanias erzaͤhlt von einer fernen Jnſel, Satiris genannt, wo ein dorthin verſchlagener Schiffer ein Volk ro-
*) M. ſ. Plinii Histor. naturalis Lib. VI. cap. 30; Lib. 7. cap. 2. etc.
I. Baͤndchen. 28
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Noch mehr von Wundern und Wun-
derdingen.
Plinius fabelt wunderliche Dinge von orienta-
liſchen Voͤlkern ohne Naſe mit platten Geſichtern,
und von andern, denen ſogar der Mund zugewach-
ſen war, ſo daß ſie durch eine kleine Oeffnung
mittelſt eines Haberrohrs ihre Getraͤnke einſaugen
mußten. Auch erzaͤhlt er von indiſchen Voͤlkern
mit Hundskoͤpfen, die, in Thierhaͤute gekleidet, wie
Hunde bellen, und von der Jagd ſich ernaͤhren.
Von den Aſtomen (Astomi) angeblich einem Volke
am Ganges, berichtet er: ſie haͤtten keinen Mund,
lebten blos von der Luft und von dem Duft der
Blumen und Kraͤuter, und brauchten weder Speiſe
noch Trank. Selbſt allzu ſtarke Geruͤche koͤnnten
ſie toͤdten, und dergleichen mehr *). Pauſanias
erzaͤhlt von einer fernen Jnſel, Satiris genannt,
wo ein dorthin verſchlagener Schiffer ein Volk ro-
*) M. ſ. Plinii Histor. naturalis Lib. VI. cap.
30; Lib. 7. cap. 2. etc.
I. Baͤndchen. 28
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/331>, abgerufen am 22.11.2024.
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