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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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geworden. Wenn er vor den Thüren sprach: ich
Salomo war einst König zu Jerusalem, dann spot-
tete man seiner, und sagte: wie sollte der größte
König der Welt, der König Salomo betteln müs-
sen? So ward er für seine Sünden gestraft, denn
er hatte drei Gebote Gottes übertreten, nemlich zu
viel Weiber genommen, zu viel Pferde gehalten,
und zu viel Gold und Silber gesammelt. Nach drei
Jahren beschloß der hochgelobte, heilige Gott sich
um seines Knechts Davids willen über Salomo zu
erbarmen, und führte ihn deshalb in das Land der
Ammoniter und in die Hauptstadt des Königs,
welche Maschkemem heißt. Als er dort auf dem
Markte stand, kam der königliche Leibkoch, kaufte
ein, und zwang ihn, das Gekaufte in die Küche
des Königs zu tragen. Salomo erbot sich, ihm
ferner zu dienen, und begehrte dafür nichts weiter,
als Speise und Trank. Der Leibkoch nahm ihn in
Dienst, und nach einigen Tagen bat Salomo, der
einst der größte und weiseste König auf Erden und
jetzt ein armer Küchenjunge war, den Leibkoch um
die Erlaubniß, dem Könige der Ammoniter einige
Speisen machen zu dürfen. Der Leibkoch gewährte
es, und Salomo kochte. Nach der Tafel fragte
der ammonitische König seinen Koch, wer die köst-
lichen Speisen bereitet hätte, und dieser gestand,
was geschehen war. Hierauf wurde Salomo au-
genblicklich zum Leibkoch ernannt, und sein voriger
Gebieter erhielt seinen Abschied. Naama, die Toch-

geworden. Wenn er vor den Thuͤren ſprach: ich
Salomo war einſt Koͤnig zu Jeruſalem, dann ſpot-
tete man ſeiner, und ſagte: wie ſollte der groͤßte
Koͤnig der Welt, der Koͤnig Salomo betteln muͤſ-
ſen? So ward er fuͤr ſeine Suͤnden geſtraft, denn
er hatte drei Gebote Gottes uͤbertreten, nemlich zu
viel Weiber genommen, zu viel Pferde gehalten,
und zu viel Gold und Silber geſammelt. Nach drei
Jahren beſchloß der hochgelobte, heilige Gott ſich
um ſeines Knechts Davids willen uͤber Salomo zu
erbarmen, und fuͤhrte ihn deshalb in das Land der
Ammoniter und in die Hauptſtadt des Koͤnigs,
welche Maſchkemem heißt. Als er dort auf dem
Markte ſtand, kam der koͤnigliche Leibkoch, kaufte
ein, und zwang ihn, das Gekaufte in die Kuͤche
des Koͤnigs zu tragen. Salomo erbot ſich, ihm
ferner zu dienen, und begehrte dafuͤr nichts weiter,
als Speiſe und Trank. Der Leibkoch nahm ihn in
Dienſt, und nach einigen Tagen bat Salomo, der
einſt der groͤßte und weiſeſte Koͤnig auf Erden und
jetzt ein armer Kuͤchenjunge war, den Leibkoch um
die Erlaubniß, dem Koͤnige der Ammoniter einige
Speiſen machen zu duͤrfen. Der Leibkoch gewaͤhrte
es, und Salomo kochte. Nach der Tafel fragte
der ammonitiſche Koͤnig ſeinen Koch, wer die koͤſt-
lichen Speiſen bereitet haͤtte, und dieſer geſtand,
was geſchehen war. Hierauf wurde Salomo au-
genblicklich zum Leibkoch ernannt, und ſein voriger
Gebieter erhielt ſeinen Abſchied. Naama, die Toch-

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[291/0325] geworden. Wenn er vor den Thuͤren ſprach: ich Salomo war einſt Koͤnig zu Jeruſalem, dann ſpot- tete man ſeiner, und ſagte: wie ſollte der groͤßte Koͤnig der Welt, der Koͤnig Salomo betteln muͤſ- ſen? So ward er fuͤr ſeine Suͤnden geſtraft, denn er hatte drei Gebote Gottes uͤbertreten, nemlich zu viel Weiber genommen, zu viel Pferde gehalten, und zu viel Gold und Silber geſammelt. Nach drei Jahren beſchloß der hochgelobte, heilige Gott ſich um ſeines Knechts Davids willen uͤber Salomo zu erbarmen, und fuͤhrte ihn deshalb in das Land der Ammoniter und in die Hauptſtadt des Koͤnigs, welche Maſchkemem heißt. Als er dort auf dem Markte ſtand, kam der koͤnigliche Leibkoch, kaufte ein, und zwang ihn, das Gekaufte in die Kuͤche des Koͤnigs zu tragen. Salomo erbot ſich, ihm ferner zu dienen, und begehrte dafuͤr nichts weiter, als Speiſe und Trank. Der Leibkoch nahm ihn in Dienſt, und nach einigen Tagen bat Salomo, der einſt der groͤßte und weiſeſte Koͤnig auf Erden und jetzt ein armer Kuͤchenjunge war, den Leibkoch um die Erlaubniß, dem Koͤnige der Ammoniter einige Speiſen machen zu duͤrfen. Der Leibkoch gewaͤhrte es, und Salomo kochte. Nach der Tafel fragte der ammonitiſche Koͤnig ſeinen Koch, wer die koͤſt- lichen Speiſen bereitet haͤtte, und dieſer geſtand, was geſchehen war. Hierauf wurde Salomo au- genblicklich zum Leibkoch ernannt, und ſein voriger Gebieter erhielt ſeinen Abſchied. Naama, die Toch-

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/325>, abgerufen am 22.11.2024.