Man sieht, daß dieser Auerhahn weit gewissen- hafter war, als die Juden, die auch ihre heiligsten Eide nicht halten.
"Der Schamir ist ein kleiner Wurm, nicht größer, als ein Gerstenkorn und ward in den er- sten sechs Schöpfungstagen erschaffen. Vor ihm kann nichts Hartes bestehen. Darum muß man ihn in Baumwolle oder in einen Schwamm wickeln, und ihn in eine bleierne, mit Gerstenkleie gefüllte Schachtel legen. Seit der Zerstörung des zweiten Tempels hat man den Schamir vermißt. Wo er geblieben, davon schweigen die Nachrichten *).
"Wie der heilige, hochgelobte Gott über die Ober- und Unterwelt herrscht, so herrschte auch un- ser König Salomo, auf welchem der Friede sey, über beide. Jhm waren selbst die Teufel und Nacht- gespenster unterthan, denn zu seiner Zeit stand der Mond noch in seiner Vollkommenheit, das Gute hatte die Oberhand über das Böse, und sogar die Teufel waren schön und voll Anmuth. Alle Geister halfen beim Tempelbau, und die Teufel schleppten die größten Steine herbei. Als aber Salomo ge- sündiget hatte, ward der Mond durchschnitten, und nahm ab. Die Geister und Teufel entzogen sich der Herrschaft des Königs, und dieser fieng an, sie zu fürchten. Darum ließ er auch sechzig Starke aus den Starken in Jsrael bei seinem Bette wa-
*) M. s. im Talmud a. a. O.
Man ſieht, daß dieſer Auerhahn weit gewiſſen- hafter war, als die Juden, die auch ihre heiligſten Eide nicht halten.
»Der Schamir iſt ein kleiner Wurm, nicht groͤßer, als ein Gerſtenkorn und ward in den er- ſten ſechs Schoͤpfungstagen erſchaffen. Vor ihm kann nichts Hartes beſtehen. Darum muß man ihn in Baumwolle oder in einen Schwamm wickeln, und ihn in eine bleierne, mit Gerſtenkleie gefuͤllte Schachtel legen. Seit der Zerſtoͤrung des zweiten Tempels hat man den Schamir vermißt. Wo er geblieben, davon ſchweigen die Nachrichten *).
»Wie der heilige, hochgelobte Gott uͤber die Ober- und Unterwelt herrſcht, ſo herrſchte auch un- ſer Koͤnig Salomo, auf welchem der Friede ſey, uͤber beide. Jhm waren ſelbſt die Teufel und Nacht- geſpenſter unterthan, denn zu ſeiner Zeit ſtand der Mond noch in ſeiner Vollkommenheit, das Gute hatte die Oberhand uͤber das Boͤſe, und ſogar die Teufel waren ſchoͤn und voll Anmuth. Alle Geiſter halfen beim Tempelbau, und die Teufel ſchleppten die groͤßten Steine herbei. Als aber Salomo ge- ſuͤndiget hatte, ward der Mond durchſchnitten, und nahm ab. Die Geiſter und Teufel entzogen ſich der Herrſchaft des Koͤnigs, und dieſer fieng an, ſie zu fuͤrchten. Darum ließ er auch ſechzig Starke aus den Starken in Jſrael bei ſeinem Bette wa-
*) M. ſ. im Talmud a. a. O.
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Man ſieht, daß dieſer Auerhahn weit gewiſſen-
hafter war, als die Juden, die auch ihre heiligſten
Eide nicht halten.
»Der Schamir iſt ein kleiner Wurm, nicht
groͤßer, als ein Gerſtenkorn und ward in den er-
ſten ſechs Schoͤpfungstagen erſchaffen. Vor ihm
kann nichts Hartes beſtehen. Darum muß man ihn
in Baumwolle oder in einen Schwamm wickeln,
und ihn in eine bleierne, mit Gerſtenkleie gefuͤllte
Schachtel legen. Seit der Zerſtoͤrung des zweiten
Tempels hat man den Schamir vermißt. Wo er
geblieben, davon ſchweigen die Nachrichten *).
»Wie der heilige, hochgelobte Gott uͤber die
Ober- und Unterwelt herrſcht, ſo herrſchte auch un-
ſer Koͤnig Salomo, auf welchem der Friede ſey,
uͤber beide. Jhm waren ſelbſt die Teufel und Nacht-
geſpenſter unterthan, denn zu ſeiner Zeit ſtand der
Mond noch in ſeiner Vollkommenheit, das Gute
hatte die Oberhand uͤber das Boͤſe, und ſogar die
Teufel waren ſchoͤn und voll Anmuth. Alle Geiſter
halfen beim Tempelbau, und die Teufel ſchleppten
die groͤßten Steine herbei. Als aber Salomo ge-
ſuͤndiget hatte, ward der Mond durchſchnitten, und
nahm ab. Die Geiſter und Teufel entzogen ſich
der Herrſchaft des Koͤnigs, und dieſer fieng an, ſie
zu fuͤrchten. Darum ließ er auch ſechzig Starke
aus den Starken in Jſrael bei ſeinem Bette wa-
*) M. ſ. im Talmud a. a. O.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/323>, abgerufen am 22.11.2024.
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