zwischen den Steinen zu verhüten, der heilige, hochgelobte Gott alle zu einem einzigen Felsen ver- einigte, und so den Zank endigte *). Man sieht, daß unsere israelitischen Freunde, wo es die Ehre ihrer Erzväter gilt, selbst die Steine beleben, und man thut also sehr wohl, von jenen Herren nichts als Gutes zu reden, denn wie leicht könnte man sonst unter die Steine gerathen?
Ungeachtet seiner außerordentlichen Frömmig- keit erlebte der gute Jakob bekanntlich an seinen Kindern wenig Glück, und Ehre an keinem einzi- gen. Sein Sohn Ruben vergaß sogar die Achtung gegen den Vater so sehr, daß er mit dessen Kebs- weibe Bilha Blutschande trieb. Dies Letztere wird jedoch im Talmud für eine "offenbare Lüge" er- klärt **), und so muß Moses, dem die Jsraeliten die sogenannten mosaischen Bücher zuschreiben, und den sie übrigens für ihren größten Propheten hal- ten, ein -- Verläumder seyn.
Der sittliche Charakter der Söhne Jakobs ist in der Bibel durch Thatsachen dargestellt, und ich enthalte mich für jetzt -- aus Furcht vor den Steinen -- aller Anmerkungen darüber. Blos von dem Vater Juda noch eine Kleinigkeit! Als ihm Joseph seinen Bruder Benjamin in Aegypten zurück-
*) R. Salomon Jarchi's Auslegung der 5 B. Mos. über 1 B. Mos. 28. V. 11.
**) Jm Buche Schabbath.
I. Bändchen. 27
zwiſchen den Steinen zu verhuͤten, der heilige, hochgelobte Gott alle zu einem einzigen Felſen ver- einigte, und ſo den Zank endigte *). Man ſieht, daß unſere iſraelitiſchen Freunde, wo es die Ehre ihrer Erzvaͤter gilt, ſelbſt die Steine beleben, und man thut alſo ſehr wohl, von jenen Herren nichts als Gutes zu reden, denn wie leicht koͤnnte man ſonſt unter die Steine gerathen?
Ungeachtet ſeiner außerordentlichen Froͤmmig- keit erlebte der gute Jakob bekanntlich an ſeinen Kindern wenig Gluͤck, und Ehre an keinem einzi- gen. Sein Sohn Ruben vergaß ſogar die Achtung gegen den Vater ſo ſehr, daß er mit deſſen Kebs- weibe Bilha Blutſchande trieb. Dies Letztere wird jedoch im Talmud fuͤr eine »offenbare Luͤge« er- klaͤrt **), und ſo muß Moſes, dem die Jſraeliten die ſogenannten moſaiſchen Buͤcher zuſchreiben, und den ſie uͤbrigens fuͤr ihren groͤßten Propheten hal- ten, ein — Verlaͤumder ſeyn.
Der ſittliche Charakter der Soͤhne Jakobs iſt in der Bibel durch Thatſachen dargeſtellt, und ich enthalte mich fuͤr jetzt — aus Furcht vor den Steinen — aller Anmerkungen daruͤber. Blos von dem Vater Juda noch eine Kleinigkeit! Als ihm Joſeph ſeinen Bruder Benjamin in Aegypten zuruͤck-
*) R. Salomon Jarchi’s Auslegung der 5 B. Moſ. uͤber 1 B. Moſ. 28. V. 11.
**) Jm Buche Schabbath.
I. Baͤndchen. 27
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zwiſchen den Steinen zu verhuͤten, der heilige,
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einigte, und ſo den Zank endigte *). Man ſieht, daß
unſere iſraelitiſchen Freunde, wo es die Ehre ihrer
Erzvaͤter gilt, ſelbſt die Steine beleben, und man
thut alſo ſehr wohl, von jenen Herren nichts als
Gutes zu reden, denn wie leicht koͤnnte man ſonſt
unter die Steine gerathen?
Ungeachtet ſeiner außerordentlichen Froͤmmig-
keit erlebte der gute Jakob bekanntlich an ſeinen
Kindern wenig Gluͤck, und Ehre an keinem einzi-
gen. Sein Sohn Ruben vergaß ſogar die Achtung
gegen den Vater ſo ſehr, daß er mit deſſen Kebs-
weibe Bilha Blutſchande trieb. Dies Letztere wird
jedoch im Talmud fuͤr eine »offenbare Luͤge« er-
klaͤrt **), und ſo muß Moſes, dem die Jſraeliten
die ſogenannten moſaiſchen Buͤcher zuſchreiben, und
den ſie uͤbrigens fuͤr ihren groͤßten Propheten hal-
ten, ein — Verlaͤumder ſeyn.
Der ſittliche Charakter der Soͤhne Jakobs iſt
in der Bibel durch Thatſachen dargeſtellt, und ich
enthalte mich fuͤr jetzt — aus Furcht vor den
Steinen — aller Anmerkungen daruͤber. Blos von
dem Vater Juda noch eine Kleinigkeit! Als ihm
Joſeph ſeinen Bruder Benjamin in Aegypten zuruͤck-
*) R. Salomon Jarchi’s Auslegung der 5 B. Moſ.
uͤber 1 B. Moſ. 28. V. 11.
**) Jm Buche Schabbath.
I. Baͤndchen. 27
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/315>, abgerufen am 16.07.2024.
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