Unser Vater Jsaak that es sogar an frühzeiti- ger Weisheit dem berühmten Wunderbalg, Herrn Karl Witte zuvor, denn er sprach bereits in Mut- terleibe, und gleich nach seiner Geburt redete er sehr vernunftig von mancherlei Dingen. Er ward außerordentlich fromm erzogen. Schon in seinem dritten Jahr, als er entwöhnt ward, hielt unser Vater Abraham ihn an, das Gesetz zu lernen, und er forschte darin Tag und Nacht, und erkannte Gott seinen Schöpfer. Jn seinem sieben und dreis- sigsten Jahre hielt er sein Beilager mit der Rebecca, die damals aber erst drei Jahre alt war. Man muß sich in essen diese frühzeitige Reife der Rebecca nicht wundern lassen; Jsraels Töchter gleichen kei- neswegs der trägen Aloe, die späte Blüthen zeiget; denn unsere Rabbinen gesegneten Gedächtnisses ha- ben gesagt: eine Frau ist zum Ehestande fähig, wenn sie drei Jahre und einen Tag alt ist *).
Daß unser Vater Jsaak übrigens ein sehr re- putirlicher, frommer Mann war, und bei Königen und Fürsten mit seiner Rebecca eben so viel Ehre einlegte, wie der Vater Abraham mit der Sara, wissen wir. Vor seinem Tode ließ er sich freilich von seiner Frau und dem verschmitzten Erbschleicher
*) R. Bechai's Auslegung der 5 B. Mosis; Neda- rim; Bereschith Rabba, Parascha 95; das Buch Ben Sira; Avoda Sara; Emek Hammelech Titel Schaar Kirjath Arba.
Unſer Vater Jſaak that es ſogar an fruͤhzeiti- ger Weisheit dem beruͤhmten Wunderbalg, Herrn Karl Witte zuvor, denn er ſprach bereits in Mut- terleibe, und gleich nach ſeiner Geburt redete er ſehr vernunftig von mancherlei Dingen. Er ward außerordentlich fromm erzogen. Schon in ſeinem dritten Jahr, als er entwoͤhnt ward, hielt unſer Vater Abraham ihn an, das Geſetz zu lernen, und er forſchte darin Tag und Nacht, und erkannte Gott ſeinen Schoͤpfer. Jn ſeinem ſieben und dreiſ- ſigſten Jahre hielt er ſein Beilager mit der Rebecca, die damals aber erſt drei Jahre alt war. Man muß ſich in eſſen dieſe fruͤhzeitige Reife der Rebecca nicht wundern laſſen; Jſraels Toͤchter gleichen kei- neswegs der traͤgen Aloe, die ſpaͤte Bluͤthen zeiget; denn unſere Rabbinen geſegneten Gedaͤchtniſſes ha- ben geſagt: eine Frau iſt zum Eheſtande faͤhig, wenn ſie drei Jahre und einen Tag alt iſt *).
Daß unſer Vater Jſaak uͤbrigens ein ſehr re- putirlicher, frommer Mann war, und bei Koͤnigen und Fuͤrſten mit ſeiner Rebecca eben ſo viel Ehre einlegte, wie der Vater Abraham mit der Sara, wiſſen wir. Vor ſeinem Tode ließ er ſich freilich von ſeiner Frau und dem verſchmitzten Erbſchleicher
*) R. Bechai’s Auslegung der 5 B. Moſis; Neda- rim; Bereſchith Rabba, Paraſcha 95; das Buch Ben Sira; Avoda Sara; Emek Hammelech Titel Schaar Kirjath Arba.
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Unſer Vater Jſaak that es ſogar an fruͤhzeiti-
ger Weisheit dem beruͤhmten Wunderbalg, Herrn
Karl Witte zuvor, denn er ſprach bereits in Mut-
terleibe, und gleich nach ſeiner Geburt redete er
ſehr vernunftig von mancherlei Dingen. Er ward
außerordentlich fromm erzogen. Schon in ſeinem
dritten Jahr, als er entwoͤhnt ward, hielt unſer
Vater Abraham ihn an, das Geſetz zu lernen, und
er forſchte darin Tag und Nacht, und erkannte
Gott ſeinen Schoͤpfer. Jn ſeinem ſieben und dreiſ-
ſigſten Jahre hielt er ſein Beilager mit der Rebecca,
die damals aber erſt drei Jahre alt war. Man
muß ſich in eſſen dieſe fruͤhzeitige Reife der Rebecca
nicht wundern laſſen; Jſraels Toͤchter gleichen kei-
neswegs der traͤgen Aloe, die ſpaͤte Bluͤthen zeiget;
denn unſere Rabbinen geſegneten Gedaͤchtniſſes ha-
ben geſagt: eine Frau iſt zum Eheſtande faͤhig,
wenn ſie drei Jahre und einen Tag alt iſt *).
Daß unſer Vater Jſaak uͤbrigens ein ſehr re-
putirlicher, frommer Mann war, und bei Koͤnigen
und Fuͤrſten mit ſeiner Rebecca eben ſo viel Ehre
einlegte, wie der Vater Abraham mit der Sara,
wiſſen wir. Vor ſeinem Tode ließ er ſich freilich
von ſeiner Frau und dem verſchmitzten Erbſchleicher
*) R. Bechai’s Auslegung der 5 B. Moſis; Neda-
rim; Bereſchith Rabba, Paraſcha 95; das Buch Ben
Sira; Avoda Sara; Emek Hammelech Titel Schaar
Kirjath Arba.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/313>, abgerufen am 16.07.2024.
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