Könige und Fürsten verschachern müsse, um sich einen guten Kuppelpelz von Schafen und Rindern, Eseln, Knechten, Mägden, Eselinnen, Kameelen, Gold, Silber und andern Herrlichkeiten zu er- schleichen.
Unter solchen Umständen war es kein Wunder, daß unser Vater Abraham seinen siebzehn, mit der Ketura gezeugten Söhnen eine ganze Stadt von Eisen bauete, deren Mauern so hoch waren, daß selbst die Strahlen der Mittagssonne nicht hinein dringen konnten. Um seine geliebten Kinder nun nicht im Dunkeln sitzen zu lassen, gab der fromme Erzvater ihnen eine ungeheure Schüssel voll Perlen und Edelgesteine, welche noch heller, als die Sonne selbst leuchteten. Mit eben diesen Edelgesteinen und Perlen wird man einst die ganze Erde erleuchten, wenn Sonne und Mond sich schämen werden, wie geschrieben steht Jes. 24. V. 23 *).
Sara hatte bekanntlich noch im hohen Alter wegen ihrer Schönheit sehr viele Anfechtungen. Was that also unser Vater Abraham, als er nach Ae- gypten zog? Er legte die Sara in eine Kiste, die er sorgfältig mit einem Deckel verschloß, um die Reize der Huldin den Blicken der Lüsternen zu ent- ziehen. Als er an die Gränze kam, foderten die Zöllner den Eingangszoll. Aber, fragten sie, was hast du dort in der Kiste; gewiß Seidenwaaren und
*) M. s. das talmudische Buch Sopherim.
Koͤnige und Fuͤrſten verſchachern muͤſſe, um ſich einen guten Kuppelpelz von Schafen und Rindern, Eſeln, Knechten, Maͤgden, Eſelinnen, Kameelen, Gold, Silber und andern Herrlichkeiten zu er- ſchleichen.
Unter ſolchen Umſtaͤnden war es kein Wunder, daß unſer Vater Abraham ſeinen ſiebzehn, mit der Ketura gezeugten Soͤhnen eine ganze Stadt von Eiſen bauete, deren Mauern ſo hoch waren, daß ſelbſt die Strahlen der Mittagsſonne nicht hinein dringen konnten. Um ſeine geliebten Kinder nun nicht im Dunkeln ſitzen zu laſſen, gab der fromme Erzvater ihnen eine ungeheure Schuͤſſel voll Perlen und Edelgeſteine, welche noch heller, als die Sonne ſelbſt leuchteten. Mit eben dieſen Edelgeſteinen und Perlen wird man einſt die ganze Erde erleuchten, wenn Sonne und Mond ſich ſchaͤmen werden, wie geſchrieben ſteht Jeſ. 24. V. 23 *).
Sara hatte bekanntlich noch im hohen Alter wegen ihrer Schoͤnheit ſehr viele Anfechtungen. Was that alſo unſer Vater Abraham, als er nach Ae- gypten zog? Er legte die Sara in eine Kiſte, die er ſorgfaͤltig mit einem Deckel verſchloß, um die Reize der Huldin den Blicken der Luͤſternen zu ent- ziehen. Als er an die Graͤnze kam, foderten die Zoͤllner den Eingangszoll. Aber, fragten ſie, was haſt du dort in der Kiſte; gewiß Seidenwaaren und
*) M. ſ. das talmudiſche Buch Sopherim.
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Koͤnige und Fuͤrſten verſchachern muͤſſe, um ſich
einen guten Kuppelpelz von Schafen und Rindern,
Eſeln, Knechten, Maͤgden, Eſelinnen, Kameelen,
Gold, Silber und andern Herrlichkeiten zu er-
ſchleichen.
Unter ſolchen Umſtaͤnden war es kein Wunder,
daß unſer Vater Abraham ſeinen ſiebzehn, mit der
Ketura gezeugten Soͤhnen eine ganze Stadt von
Eiſen bauete, deren Mauern ſo hoch waren, daß
ſelbſt die Strahlen der Mittagsſonne nicht hinein
dringen konnten. Um ſeine geliebten Kinder nun
nicht im Dunkeln ſitzen zu laſſen, gab der fromme
Erzvater ihnen eine ungeheure Schuͤſſel voll Perlen
und Edelgeſteine, welche noch heller, als die Sonne
ſelbſt leuchteten. Mit eben dieſen Edelgeſteinen und
Perlen wird man einſt die ganze Erde erleuchten,
wenn Sonne und Mond ſich ſchaͤmen werden, wie
geſchrieben ſteht Jeſ. 24. V. 23 *).
Sara hatte bekanntlich noch im hohen Alter
wegen ihrer Schoͤnheit ſehr viele Anfechtungen. Was
that alſo unſer Vater Abraham, als er nach Ae-
gypten zog? Er legte die Sara in eine Kiſte, die
er ſorgfaͤltig mit einem Deckel verſchloß, um die
Reize der Huldin den Blicken der Luͤſternen zu ent-
ziehen. Als er an die Graͤnze kam, foderten die
Zoͤllner den Eingangszoll. Aber, fragten ſie, was
haſt du dort in der Kiſte; gewiß Seidenwaaren und
*) M. ſ. das talmudiſche Buch Sopherim.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/310>, abgerufen am 23.11.2024.
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