Ham, des Sohnes Noah. Als er hörte, daß sein Vater von Noah verflucht ward, gieng er in Abra- hams Dienste und ward gerecht. Deshalb ward er, ohne zu sterben, in Gan Eden (in das Paradies) versetzt. Serach, Jsaschars Tochter, sprach zu Jakob: Joseph lebt noch, und Jakob erwiederte: der Mund, der mir diese gute Botschaft bringt, soll den Tod nicht schmecken. Bitja, Pharao's Tochter, ward von demselben errettet, weil sie unsern Lehrer Moses von seiner Kindheit an kleidete, speiste und erzog, damit man nicht fragen möchte, welchen Lohn sie dafür empfangen? Ebedmelech der Mohr ward vom Tode befreiet, weil er den Propheten Jeremias aus einer Mistpfütze zog; der Knecht aber Rabbi Jehuda's des Fürsten, weil er gerecht und demüthig war. Jabetz kam lebendig ins Paradies, denn er war gerechter, als alle, die zu seiner Zeit lebten. Rabbi Jehoscha Ben Levi war gleichfalls ein vollkommener Gerechter, und ward vom Engel des Todes geliebt; darum starb er nicht. Er sprach einst zu dem Engel: Laß mich das Paradies se- hen! Dieser antwortete ihm fröhlich: komm mit mir. Unterwegs sprach Rabbi Jehoscha Ben Levi: Jch fürchte, du möchtest mich mit deinem Schwert wider deinen Willen verletzen. Wenn du mich liebst, so gieb es mir in die Hand, und zeige mir die Gemächer des Paradieses, wenn wir zur Pforte kommen. Der Todesengel gab ihm das Schwert; und als sie ans Thor kamen, was that Rabbi
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Ham, des Sohnes Noah. Als er hoͤrte, daß ſein Vater von Noah verflucht ward, gieng er in Abra- hams Dienſte und ward gerecht. Deshalb ward er, ohne zu ſterben, in Gan Eden (in das Paradies) verſetzt. Serach, Jſaſchars Tochter, ſprach zu Jakob: Joſeph lebt noch, und Jakob erwiederte: der Mund, der mir dieſe gute Botſchaft bringt, ſoll den Tod nicht ſchmecken. Bitja, Pharao’s Tochter, ward von demſelben errettet, weil ſie unſern Lehrer Moſes von ſeiner Kindheit an kleidete, ſpeiste und erzog, damit man nicht fragen moͤchte, welchen Lohn ſie dafuͤr empfangen? Ebedmelech der Mohr ward vom Tode befreiet, weil er den Propheten Jeremias aus einer Miſtpfuͤtze zog; der Knecht aber Rabbi Jehuda’s des Fuͤrſten, weil er gerecht und demuͤthig war. Jabetz kam lebendig ins Paradies, denn er war gerechter, als alle, die zu ſeiner Zeit lebten. Rabbi Jehoſcha Ben Levi war gleichfalls ein vollkommener Gerechter, und ward vom Engel des Todes geliebt; darum ſtarb er nicht. Er ſprach einſt zu dem Engel: Laß mich das Paradies ſe- hen! Dieſer antwortete ihm froͤhlich: komm mit mir. Unterwegs ſprach Rabbi Jehoſcha Ben Levi: Jch fuͤrchte, du moͤchteſt mich mit deinem Schwert wider deinen Willen verletzen. Wenn du mich liebſt, ſo gieb es mir in die Hand, und zeige mir die Gemaͤcher des Paradieſes, wenn wir zur Pforte kommen. Der Todesengel gab ihm das Schwert; und als ſie ans Thor kamen, was that Rabbi
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Ham, des Sohnes Noah. Als er hoͤrte, daß ſein
Vater von Noah verflucht ward, gieng er in Abra-
hams Dienſte und ward gerecht. Deshalb ward er,
ohne zu ſterben, in Gan Eden (in das Paradies)
verſetzt. Serach, Jſaſchars Tochter, ſprach zu
Jakob: Joſeph lebt noch, und Jakob erwiederte:
der Mund, der mir dieſe gute Botſchaft bringt, ſoll
den Tod nicht ſchmecken. Bitja, Pharao’s Tochter,
ward von demſelben errettet, weil ſie unſern Lehrer
Moſes von ſeiner Kindheit an kleidete, ſpeiste und
erzog, damit man nicht fragen moͤchte, welchen
Lohn ſie dafuͤr empfangen? Ebedmelech der Mohr
ward vom Tode befreiet, weil er den Propheten
Jeremias aus einer Miſtpfuͤtze zog; der Knecht aber
Rabbi Jehuda’s des Fuͤrſten, weil er gerecht und
demuͤthig war. Jabetz kam lebendig ins Paradies,
denn er war gerechter, als alle, die zu ſeiner Zeit
lebten. Rabbi Jehoſcha Ben Levi war gleichfalls
ein vollkommener Gerechter, und ward vom Engel
des Todes geliebt; darum ſtarb er nicht. Er ſprach
einſt zu dem Engel: Laß mich das Paradies ſe-
hen! Dieſer antwortete ihm froͤhlich: komm mit
mir. Unterwegs ſprach Rabbi Jehoſcha Ben Levi:
Jch fuͤrchte, du moͤchteſt mich mit deinem Schwert
wider deinen Willen verletzen. Wenn du mich liebſt,
ſo gieb es mir in die Hand, und zeige mir die
Gemaͤcher des Paradieſes, wenn wir zur Pforte
kommen. Der Todesengel gab ihm das Schwert;
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/290>, abgerufen am 23.11.2024.
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