Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

einem feurigen Stab in der Hand, und schlug auf
mein Grab, so daß es augenblicklich sich öffnete.
"Du Gottloser! Du Gottloser!" rief er mir zu, "stehe
auf, daß du gerichtet werdest." Darauf legte er
mich in eine Schleuder und schleuderte mich mit Ei-
nem Wurf von der Stadt Raschit bis an die Pforte
der Hölle, die in der Wüste ist. Als ich dort nie-
derfiel, stürmten tausendmal tausend Seelen aus
der Hölle hervor, verfluchten mich und riefen: Fort
von hier, du Bösewicht! Du Verwirrer Jsraels!
Du bist noch nicht würdig und hast auch keine Er-
laubniß in die Hölle zu kommen. Da flüchtete ich
von einem Berge zum andern, und diese drei En-
gel begleiteten mich, riefen vor mir aus und schlu-
gen mich unaufhörlich. Fast jeden Augenblick be-
gegneten uns andre Engel des Verderbens und böse
Geister, und geisselten mich gleichfalls. Einer riß
mich von dieser, der andere von jener Seite zu
sich, bis alle Glieder meiner Seele verrenkt waren.
So gieng ich na venad (unstät und flüchtig) nach
Hormis, einer großen Stadt in Jndien mit dem
Vorsatz, in den Leib eines Juden zu fahren, um
mich vor den Schlägen und Qualen meiner Peini-
ger zu retten. Aber die dortigen Juden waren böse
Leute, die sich sehr gegen Gott versündigten, und
selbst bei Heidinnen schliefen. Die Menge der un-
reinen Geister, die in ihnen wohnten, hinderte mich
in einen von ihnen zu fahren, denn ich würde da-
durch meine eigene Unreinigkeit nur noch vermehrt

einem feurigen Stab in der Hand, und ſchlug auf
mein Grab, ſo daß es augenblicklich ſich oͤffnete.
»Du Gottloſer! Du Gottloſer!« rief er mir zu, »ſtehe
auf, daß du gerichtet werdeſt.« Darauf legte er
mich in eine Schleuder und ſchleuderte mich mit Ei-
nem Wurf von der Stadt Raſchit bis an die Pforte
der Hoͤlle, die in der Wuͤſte iſt. Als ich dort nie-
derfiel, ſtuͤrmten tauſendmal tauſend Seelen aus
der Hoͤlle hervor, verfluchten mich und riefen: Fort
von hier, du Boͤſewicht! Du Verwirrer Jſraels!
Du biſt noch nicht wuͤrdig und haſt auch keine Er-
laubniß in die Hoͤlle zu kommen. Da fluͤchtete ich
von einem Berge zum andern, und dieſe drei En-
gel begleiteten mich, riefen vor mir aus und ſchlu-
gen mich unaufhoͤrlich. Faſt jeden Augenblick be-
gegneten uns andre Engel des Verderbens und boͤſe
Geiſter, und geiſſelten mich gleichfalls. Einer riß
mich von dieſer, der andere von jener Seite zu
ſich, bis alle Glieder meiner Seele verrenkt waren.
So gieng ich na venad (unſtaͤt und fluͤchtig) nach
Hormis, einer großen Stadt in Jndien mit dem
Vorſatz, in den Leib eines Juden zu fahren, um
mich vor den Schlaͤgen und Qualen meiner Peini-
ger zu retten. Aber die dortigen Juden waren boͤſe
Leute, die ſich ſehr gegen Gott verſuͤndigten, und
ſelbſt bei Heidinnen ſchliefen. Die Menge der un-
reinen Geiſter, die in ihnen wohnten, hinderte mich
in einen von ihnen zu fahren, denn ich wuͤrde da-
durch meine eigene Unreinigkeit nur noch vermehrt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0256" n="222"/>
einem feurigen Stab in der Hand, und &#x017F;chlug auf<lb/>
mein Grab, &#x017F;o daß es augenblicklich &#x017F;ich o&#x0364;ffnete.<lb/>
»Du Gottlo&#x017F;er! Du Gottlo&#x017F;er!« rief er mir zu, »&#x017F;tehe<lb/>
auf, daß du gerichtet werde&#x017F;t.« Darauf legte er<lb/>
mich in eine Schleuder und &#x017F;chleuderte mich mit Ei-<lb/>
nem Wurf von der Stadt Ra&#x017F;chit bis an die Pforte<lb/>
der Ho&#x0364;lle, die in der Wu&#x0364;&#x017F;te i&#x017F;t. Als ich dort nie-<lb/>
derfiel, &#x017F;tu&#x0364;rmten tau&#x017F;endmal tau&#x017F;end Seelen aus<lb/>
der Ho&#x0364;lle hervor, verfluchten mich und riefen: Fort<lb/>
von hier, du Bo&#x0364;&#x017F;ewicht! Du Verwirrer J&#x017F;raels!<lb/>
Du bi&#x017F;t noch nicht wu&#x0364;rdig und ha&#x017F;t auch keine Er-<lb/>
laubniß in die Ho&#x0364;lle zu kommen. Da flu&#x0364;chtete ich<lb/>
von einem Berge zum andern, und die&#x017F;e drei En-<lb/>
gel begleiteten mich, riefen vor mir aus und &#x017F;chlu-<lb/>
gen mich unaufho&#x0364;rlich. Fa&#x017F;t jeden Augenblick be-<lb/>
gegneten uns andre Engel des Verderbens und bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
Gei&#x017F;ter, und gei&#x017F;&#x017F;elten mich gleichfalls. Einer riß<lb/>
mich von die&#x017F;er, der andere von jener Seite zu<lb/>
&#x017F;ich, bis alle Glieder meiner Seele verrenkt waren.<lb/>
So gieng ich na venad (un&#x017F;ta&#x0364;t und flu&#x0364;chtig) nach<lb/>
Hormis, einer großen Stadt in Jndien mit dem<lb/>
Vor&#x017F;atz, in den Leib eines Juden zu fahren, um<lb/>
mich vor den Schla&#x0364;gen und Qualen meiner Peini-<lb/>
ger zu retten. Aber die dortigen Juden waren bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
Leute, die &#x017F;ich &#x017F;ehr gegen Gott ver&#x017F;u&#x0364;ndigten, und<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t bei Heidinnen &#x017F;chliefen. Die Menge der un-<lb/>
reinen Gei&#x017F;ter, die in ihnen wohnten, hinderte mich<lb/>
in einen von ihnen zu fahren, denn ich wu&#x0364;rde da-<lb/>
durch meine eigene Unreinigkeit nur noch vermehrt<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0256] einem feurigen Stab in der Hand, und ſchlug auf mein Grab, ſo daß es augenblicklich ſich oͤffnete. »Du Gottloſer! Du Gottloſer!« rief er mir zu, »ſtehe auf, daß du gerichtet werdeſt.« Darauf legte er mich in eine Schleuder und ſchleuderte mich mit Ei- nem Wurf von der Stadt Raſchit bis an die Pforte der Hoͤlle, die in der Wuͤſte iſt. Als ich dort nie- derfiel, ſtuͤrmten tauſendmal tauſend Seelen aus der Hoͤlle hervor, verfluchten mich und riefen: Fort von hier, du Boͤſewicht! Du Verwirrer Jſraels! Du biſt noch nicht wuͤrdig und haſt auch keine Er- laubniß in die Hoͤlle zu kommen. Da fluͤchtete ich von einem Berge zum andern, und dieſe drei En- gel begleiteten mich, riefen vor mir aus und ſchlu- gen mich unaufhoͤrlich. Faſt jeden Augenblick be- gegneten uns andre Engel des Verderbens und boͤſe Geiſter, und geiſſelten mich gleichfalls. Einer riß mich von dieſer, der andere von jener Seite zu ſich, bis alle Glieder meiner Seele verrenkt waren. So gieng ich na venad (unſtaͤt und fluͤchtig) nach Hormis, einer großen Stadt in Jndien mit dem Vorſatz, in den Leib eines Juden zu fahren, um mich vor den Schlaͤgen und Qualen meiner Peini- ger zu retten. Aber die dortigen Juden waren boͤſe Leute, die ſich ſehr gegen Gott verſuͤndigten, und ſelbſt bei Heidinnen ſchliefen. Die Menge der un- reinen Geiſter, die in ihnen wohnten, hinderte mich in einen von ihnen zu fahren, denn ich wuͤrde da- durch meine eigene Unreinigkeit nur noch vermehrt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/256
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/256>, abgerufen am 13.05.2024.