sie es dem Messias an. Dieser geht dann in einen Palast des Paradieses, Palast der Kranken ge- nannt, und nimmt alle Strafen Jsraels auf sich. Erleichterte er nicht die Schmerzen der Strafen, so könnte sie Niemand auf Erden erdulden. Als die Jsraeliten noch in ihrem Lande wohnten, wandten sie durch ihre Opfer jene Strafen von sich ab, al- lein jetzt wird er um ihrer Missethat willen ver- wundet, und wegen ihrer Sünden geschlagen, da- mit sie Frieden haben, und geheilt werden. Jesaias Kap. 53. V. 4 und 5. *)."
Dieser Ansicht stehen die Lehren anderer Tal- mudisten in diametrischer Richtung entgegen. "Für die Missethaten der Jsraeliten werden die Völker der Welt gestraft. Rabbi Jehoscha Ben Levi hat gesagt: "wüßten die Völker (die Nichtjuden), daß sie für die Sünden der Jsraeliten bestraft würden, so würden sie bei jedem Juden zwei Wächter stel- len, damit er nicht sündigte." Wir haben daher jetzt doppelt Ursache, den Jsraeliten strenge auf die Finger zu sehen.
"Der Herr legt alle Sünden der Jsraeliten auf den gottlosen Esau, (auf die Christen **)." Es ist also ganz natürlich, daß sie, uns zum Possen,
*) Jalkut Chadasch und Rabbi Nechonia Ben Hakka- ne's Sepher Habbahir.
ſie es dem Meſſias an. Dieſer geht dann in einen Palaſt des Paradieſes, Palaſt der Kranken ge- nannt, und nimmt alle Strafen Jſraels auf ſich. Erleichterte er nicht die Schmerzen der Strafen, ſo koͤnnte ſie Niemand auf Erden erdulden. Als die Jſraeliten noch in ihrem Lande wohnten, wandten ſie durch ihre Opfer jene Strafen von ſich ab, al- lein jetzt wird er um ihrer Miſſethat willen ver- wundet, und wegen ihrer Suͤnden geſchlagen, da- mit ſie Frieden haben, und geheilt werden. Jeſaias Kap. 53. V. 4 und 5. *).«
Dieſer Anſicht ſtehen die Lehren anderer Tal- mudiſten in diametriſcher Richtung entgegen. »Fuͤr die Miſſethaten der Jſraeliten werden die Voͤlker der Welt geſtraft. Rabbi Jehoſcha Ben Levi hat geſagt: »wuͤßten die Voͤlker (die Nichtjuden), daß ſie fuͤr die Suͤnden der Jſraeliten beſtraft wuͤrden, ſo wuͤrden ſie bei jedem Juden zwei Waͤchter ſtel- len, damit er nicht ſuͤndigte.« Wir haben daher jetzt doppelt Urſache, den Jſraeliten ſtrenge auf die Finger zu ſehen.
»Der Herr legt alle Suͤnden der Jſraeliten auf den gottloſen Eſau, (auf die Chriſten **).« Es iſt alſo ganz natuͤrlich, daß ſie, uns zum Poſſen,
*) Jalkut Chadaſch und Rabbi Nechonia Ben Hakka- ne’s Sepher Habbahir.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0249"n="215"/>ſie es dem Meſſias an. Dieſer geht dann in einen<lb/>
Palaſt des Paradieſes, Palaſt der Kranken ge-<lb/>
nannt, und nimmt alle Strafen Jſraels auf ſich.<lb/>
Erleichterte er nicht die Schmerzen der Strafen, ſo<lb/>
koͤnnte ſie Niemand auf Erden erdulden. Als die<lb/>
Jſraeliten noch in ihrem Lande wohnten, wandten<lb/>ſie durch ihre Opfer jene Strafen von ſich ab, al-<lb/>
lein jetzt wird er um ihrer Miſſethat willen ver-<lb/>
wundet, und wegen ihrer Suͤnden geſchlagen, da-<lb/>
mit ſie Frieden haben, und geheilt werden. Jeſaias<lb/>
Kap. 53. V. 4 und 5. <noteplace="foot"n="*)">Jalkut Chadaſch und Rabbi Nechonia Ben Hakka-<lb/>
ne’s Sepher Habbahir.</note>.«</p><lb/><p>Dieſer Anſicht ſtehen die Lehren anderer Tal-<lb/>
mudiſten in diametriſcher Richtung entgegen. »Fuͤr<lb/>
die Miſſethaten der Jſraeliten werden die Voͤlker<lb/>
der Welt geſtraft. Rabbi Jehoſcha Ben Levi hat<lb/>
geſagt: »wuͤßten die Voͤlker (die Nichtjuden), daß<lb/>ſie fuͤr die Suͤnden der Jſraeliten beſtraft wuͤrden,<lb/>ſo wuͤrden ſie bei jedem Juden zwei Waͤchter ſtel-<lb/>
len, damit er nicht ſuͤndigte.« Wir haben daher<lb/>
jetzt doppelt Urſache, den Jſraeliten ſtrenge auf die<lb/>
Finger zu ſehen.</p><lb/><p>»Der Herr legt alle Suͤnden der Jſraeliten<lb/>
auf den gottloſen Eſau, (auf die Chriſten <noteplace="foot"n="**)">Schachechat leket, Tit. Maſchiach utechiath ham-<lb/>
methim; Jalkut Schimoni; Jalkut Chadaſch.</note>.« Es<lb/>
iſt alſo ganz natuͤrlich, daß ſie, uns zum Poſſen,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[215/0249]
ſie es dem Meſſias an. Dieſer geht dann in einen
Palaſt des Paradieſes, Palaſt der Kranken ge-
nannt, und nimmt alle Strafen Jſraels auf ſich.
Erleichterte er nicht die Schmerzen der Strafen, ſo
koͤnnte ſie Niemand auf Erden erdulden. Als die
Jſraeliten noch in ihrem Lande wohnten, wandten
ſie durch ihre Opfer jene Strafen von ſich ab, al-
lein jetzt wird er um ihrer Miſſethat willen ver-
wundet, und wegen ihrer Suͤnden geſchlagen, da-
mit ſie Frieden haben, und geheilt werden. Jeſaias
Kap. 53. V. 4 und 5. *).«
Dieſer Anſicht ſtehen die Lehren anderer Tal-
mudiſten in diametriſcher Richtung entgegen. »Fuͤr
die Miſſethaten der Jſraeliten werden die Voͤlker
der Welt geſtraft. Rabbi Jehoſcha Ben Levi hat
geſagt: »wuͤßten die Voͤlker (die Nichtjuden), daß
ſie fuͤr die Suͤnden der Jſraeliten beſtraft wuͤrden,
ſo wuͤrden ſie bei jedem Juden zwei Waͤchter ſtel-
len, damit er nicht ſuͤndigte.« Wir haben daher
jetzt doppelt Urſache, den Jſraeliten ſtrenge auf die
Finger zu ſehen.
»Der Herr legt alle Suͤnden der Jſraeliten
auf den gottloſen Eſau, (auf die Chriſten **).« Es
iſt alſo ganz natuͤrlich, daß ſie, uns zum Poſſen,
*) Jalkut Chadaſch und Rabbi Nechonia Ben Hakka-
ne’s Sepher Habbahir.
**) Schachechat leket, Tit. Maſchiach utechiath ham-
methim; Jalkut Schimoni; Jalkut Chadaſch.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/249>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.