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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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"Wie die siebenzig abgöttischen Völker (die Chri-
sten und Nichtjuden) im Himmel siebenzig Fürsten
haben, so haben auch die Kinder Jsrael dort einen
Fürsten, den Michael. Es herrscht aber ein gros-
ser Unterschied zwischen der Regierung des Michael
und jener der siebenzig Fürsten über die Völker
(Umos oder Gojim). Die siebenzig Fürsten der
Völker sind zugleich deren Götter, und schalten und
walten mit ihnen als Götter; auch werden die Go-
jim von keinem Andern, als von ihren Fürsten und
Göttern (Elohim) versorgt. Die Jsraeliten hinge-
gen versorgt Gott der Herr selbst, und obgleich
Michael über sie regiert, so geschieht dies doch nur
auf Befehl seines Schöpfers, und er darf weder
Kleines noch Großes ohne Erlaubniß des Herrn
thun *)."

"Michael heißt nur darum Fürst der Jsraeli-
ten, weil er von Gott das fodert, was sie bedür-
fen, für sie redet und im Himmel ihr Sachwalter
ist **)."

Ueber die Frage, wann dem Michael dies
Vicekönigreich über Jsrael gegeben worden, sind die
Talmudisten sehr uneinig. Ohne selbst darüber ent-
scheiden zu wollen, setzen wir die verschiedenen Be-
hauptungen her.

*) R. Joseph Ben Jachjah Auslegung des Propheten
Daniel über Kap. 12. V. 1.
**) Avodath Hakkodesch im 3ten Theil (Chelek hattach-
lith genannt) Kap. 4; auch Schemoth Rabba Kap. 3.

»Wie die ſiebenzig abgoͤttiſchen Voͤlker (die Chri-
ſten und Nichtjuden) im Himmel ſiebenzig Fuͤrſten
haben, ſo haben auch die Kinder Jſrael dort einen
Fuͤrſten, den Michael. Es herrſcht aber ein groſ-
ſer Unterſchied zwiſchen der Regierung des Michael
und jener der ſiebenzig Fuͤrſten uͤber die Voͤlker
(Umos oder Gojim). Die ſiebenzig Fuͤrſten der
Voͤlker ſind zugleich deren Goͤtter, und ſchalten und
walten mit ihnen als Goͤtter; auch werden die Go-
jim von keinem Andern, als von ihren Fuͤrſten und
Goͤttern (Elohim) verſorgt. Die Jſraeliten hinge-
gen verſorgt Gott der Herr ſelbſt, und obgleich
Michael uͤber ſie regiert, ſo geſchieht dies doch nur
auf Befehl ſeines Schoͤpfers, und er darf weder
Kleines noch Großes ohne Erlaubniß des Herrn
thun *)

»Michael heißt nur darum Fuͤrſt der Jſraeli-
ten, weil er von Gott das fodert, was ſie beduͤr-
fen, fuͤr ſie redet und im Himmel ihr Sachwalter
iſt **)

Ueber die Frage, wann dem Michael dies
Vicekoͤnigreich uͤber Jſrael gegeben worden, ſind die
Talmudiſten ſehr uneinig. Ohne ſelbſt daruͤber ent-
ſcheiden zu wollen, ſetzen wir die verſchiedenen Be-
hauptungen her.

*) R. Joſeph Ben Jachjah Auslegung des Propheten
Daniel uͤber Kap. 12. V. 1.
**) Avodath Hakkodeſch im 3ten Theil (Chelek hattach-
lith genannt) Kap. 4; auch Schemoth Rabba Kap. 3.
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[156/0190] »Wie die ſiebenzig abgoͤttiſchen Voͤlker (die Chri- ſten und Nichtjuden) im Himmel ſiebenzig Fuͤrſten haben, ſo haben auch die Kinder Jſrael dort einen Fuͤrſten, den Michael. Es herrſcht aber ein groſ- ſer Unterſchied zwiſchen der Regierung des Michael und jener der ſiebenzig Fuͤrſten uͤber die Voͤlker (Umos oder Gojim). Die ſiebenzig Fuͤrſten der Voͤlker ſind zugleich deren Goͤtter, und ſchalten und walten mit ihnen als Goͤtter; auch werden die Go- jim von keinem Andern, als von ihren Fuͤrſten und Goͤttern (Elohim) verſorgt. Die Jſraeliten hinge- gen verſorgt Gott der Herr ſelbſt, und obgleich Michael uͤber ſie regiert, ſo geſchieht dies doch nur auf Befehl ſeines Schoͤpfers, und er darf weder Kleines noch Großes ohne Erlaubniß des Herrn thun *).« »Michael heißt nur darum Fuͤrſt der Jſraeli- ten, weil er von Gott das fodert, was ſie beduͤr- fen, fuͤr ſie redet und im Himmel ihr Sachwalter iſt **).« Ueber die Frage, wann dem Michael dies Vicekoͤnigreich uͤber Jſrael gegeben worden, ſind die Talmudiſten ſehr uneinig. Ohne ſelbſt daruͤber ent- ſcheiden zu wollen, ſetzen wir die verſchiedenen Be- hauptungen her. *) R. Joſeph Ben Jachjah Auslegung des Propheten Daniel uͤber Kap. 12. V. 1. **) Avodath Hakkodeſch im 3ten Theil (Chelek hattach- lith genannt) Kap. 4; auch Schemoth Rabba Kap. 3.

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/190>, abgerufen am 28.04.2024.