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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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deutet: daß wenn die Wöchnerin einen Sohn be-
kömmt, Gott ihm ein Weib geben möge wie Eva;
und daß, wenn eine Tochter geboren wird, sie ih-
rem künftigen Mann, wie Eva gehorsam, und nicht
wie Lilis widerspenstig seyn soll *). Der Name
dieser Lilis wird auch (im hebräischen Text) von
dem Propheten Jesaias Kap 34. V. 14. erwähnt,
und ist ins Deutsche durch "ungeheure Nachtfrau"
übersetzt. Ob das Mährchen schon dem Propheten
bekannt und, wie es scheint, von ihm geglaubt
ward, oder ob es einer spätern Zeit seinen Ursprung
verdanke, möge dahin gestellt seyn.

Lilis hieß auch das Weib des Sammael oder
Leviathan. Ob diese letztere Lilis und jenes Fräu-
lein Eine Person sind, kann ich nicht entscheiden.
Von der Gemahlin des Sammael aber an einem
andern Orte.

Der Brudermord des Kain wird von den Tal-
mudisten auf verschiedene Weise erzählt. "Unsere
Rabbiner gesegneten Andenkens haben gesagt: Kain
und Abel hatten sich in die Welt getheilt, so daß der
erstere alle unbeweglichen, der letztere alle beweg-
lichen Güter erhielt." Beim Opfern erzürnten sie
sich, und Abel sprach zu Kain: ziehe deine Kleider
aus, denn sie gehören zu den beweglichen Gütern,
und sind mein. "Fliege du in der Luft! erwiederte

*) Brandspiegel Kap. 8.

deutet: daß wenn die Woͤchnerin einen Sohn be-
koͤmmt, Gott ihm ein Weib geben moͤge wie Eva;
und daß, wenn eine Tochter geboren wird, ſie ih-
rem kuͤnftigen Mann, wie Eva gehorſam, und nicht
wie Lilis widerſpenſtig ſeyn ſoll *). Der Name
dieſer Lilis wird auch (im hebraͤiſchen Text) von
dem Propheten Jeſaias Kap 34. V. 14. erwaͤhnt,
und iſt ins Deutſche durch »ungeheure Nachtfrau«
uͤberſetzt. Ob das Maͤhrchen ſchon dem Propheten
bekannt und, wie es ſcheint, von ihm geglaubt
ward, oder ob es einer ſpaͤtern Zeit ſeinen Urſprung
verdanke, moͤge dahin geſtellt ſeyn.

Lilis hieß auch das Weib des Sammael oder
Leviathan. Ob dieſe letztere Lilis und jenes Fraͤu-
lein Eine Perſon ſind, kann ich nicht entſcheiden.
Von der Gemahlin des Sammael aber an einem
andern Orte.

Der Brudermord des Kain wird von den Tal-
mudiſten auf verſchiedene Weiſe erzaͤhlt. »Unſere
Rabbiner geſegneten Andenkens haben geſagt: Kain
und Abel hatten ſich in die Welt getheilt, ſo daß der
erſtere alle unbeweglichen, der letztere alle beweg-
lichen Guͤter erhielt.« Beim Opfern erzuͤrnten ſie
ſich, und Abel ſprach zu Kain: ziehe deine Kleider
aus, denn ſie gehoͤren zu den beweglichen Guͤtern,
und ſind mein. »Fliege du in der Luft! erwiederte

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[123/0157] deutet: daß wenn die Woͤchnerin einen Sohn be- koͤmmt, Gott ihm ein Weib geben moͤge wie Eva; und daß, wenn eine Tochter geboren wird, ſie ih- rem kuͤnftigen Mann, wie Eva gehorſam, und nicht wie Lilis widerſpenſtig ſeyn ſoll *). Der Name dieſer Lilis wird auch (im hebraͤiſchen Text) von dem Propheten Jeſaias Kap 34. V. 14. erwaͤhnt, und iſt ins Deutſche durch »ungeheure Nachtfrau« uͤberſetzt. Ob das Maͤhrchen ſchon dem Propheten bekannt und, wie es ſcheint, von ihm geglaubt ward, oder ob es einer ſpaͤtern Zeit ſeinen Urſprung verdanke, moͤge dahin geſtellt ſeyn. Lilis hieß auch das Weib des Sammael oder Leviathan. Ob dieſe letztere Lilis und jenes Fraͤu- lein Eine Perſon ſind, kann ich nicht entſcheiden. Von der Gemahlin des Sammael aber an einem andern Orte. Der Brudermord des Kain wird von den Tal- mudiſten auf verſchiedene Weiſe erzaͤhlt. »Unſere Rabbiner geſegneten Andenkens haben geſagt: Kain und Abel hatten ſich in die Welt getheilt, ſo daß der erſtere alle unbeweglichen, der letztere alle beweg- lichen Guͤter erhielt.« Beim Opfern erzuͤrnten ſie ſich, und Abel ſprach zu Kain: ziehe deine Kleider aus, denn ſie gehoͤren zu den beweglichen Guͤtern, und ſind mein. »Fliege du in der Luft! erwiederte *) Brandſpiegel Kap. 8.

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/157>, abgerufen am 28.04.2024.