Dieser Vogel Chol lebt tausend Jahre. Dann fallen die Federn ihm aus, ein Feuer geht aus seinem Neste und verzehrt ihn, und läßt nur so viel von ihm übrig, wie ein Ei, woraus er wieder wächst, und sich verjüngt *).
Der Rabbi Acha, des Chaninna Sohn, giebt in dem Buche Sanhedrin eine sehr genaue Nach- richt von den ersten Lebensereignissen des Adam. Jn der ersten Stunde, erzählt er, wurde der Staub, aus welchem Gott den Adam erschuf, zusammen gebracht. Jn der zweiten ward ein unförmlicher Klumpen daraus gebildet. Jn der dritten wurden Adams Glieder gemacht. Jn der vierten ward ihm die Seele eingehaucht. Jn der fünften stand er auf seinen Beinen. Jn der sechsten nannte er die Namen. Jn der siebenten (eine böse Zahl!) ward ihm die Eva zugesellt. Jn der achten giengen sie zwei zu Bette, und vier standen wieder auf, da sie nemlich in dieser Stunde zwei Kinder mit ein- ander zeugten. Jn der neunten Stunde ward ih- nen geboten, nicht von dem Baume des Erkennt- nisses zu essen. Jn der zehnten sündigten sie. Jn der eilften wurde Gericht über sie gehalten, und in der zwölften wurden sie aus dem Paradiese ge- jagt. Dies wird bewiesen mit Psalm 49. V. 14., wo es heißt: Der Mensch bleibt nicht über Nacht in seiner Würde.
*) Buch Zeena Ureena und Emek Hammelech.
Dieſer Vogel Chol lebt tauſend Jahre. Dann fallen die Federn ihm aus, ein Feuer geht aus ſeinem Neſte und verzehrt ihn, und laͤßt nur ſo viel von ihm uͤbrig, wie ein Ei, woraus er wieder waͤchst, und ſich verjuͤngt *).
Der Rabbi Acha, des Chaninna Sohn, giebt in dem Buche Sanhedrin eine ſehr genaue Nach- richt von den erſten Lebensereigniſſen des Adam. Jn der erſten Stunde, erzaͤhlt er, wurde der Staub, aus welchem Gott den Adam erſchuf, zuſammen gebracht. Jn der zweiten ward ein unfoͤrmlicher Klumpen daraus gebildet. Jn der dritten wurden Adams Glieder gemacht. Jn der vierten ward ihm die Seele eingehaucht. Jn der fuͤnften ſtand er auf ſeinen Beinen. Jn der ſechsten nannte er die Namen. Jn der ſiebenten (eine boͤſe Zahl!) ward ihm die Eva zugeſellt. Jn der achten giengen ſie zwei zu Bette, und vier ſtanden wieder auf, da ſie nemlich in dieſer Stunde zwei Kinder mit ein- ander zeugten. Jn der neunten Stunde ward ih- nen geboten, nicht von dem Baume des Erkennt- niſſes zu eſſen. Jn der zehnten ſuͤndigten ſie. Jn der eilften wurde Gericht uͤber ſie gehalten, und in der zwoͤlften wurden ſie aus dem Paradieſe ge- jagt. Dies wird bewieſen mit Pſalm 49. V. 14., wo es heißt: Der Menſch bleibt nicht uͤber Nacht in ſeiner Wuͤrde.
*) Buch Zeena Ureena und Emek Hammelech.
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Dieſer Vogel Chol lebt tauſend Jahre. Dann
fallen die Federn ihm aus, ein Feuer geht aus
ſeinem Neſte und verzehrt ihn, und laͤßt nur ſo viel
von ihm uͤbrig, wie ein Ei, woraus er wieder
waͤchst, und ſich verjuͤngt *).
Der Rabbi Acha, des Chaninna Sohn, giebt
in dem Buche Sanhedrin eine ſehr genaue Nach-
richt von den erſten Lebensereigniſſen des Adam.
Jn der erſten Stunde, erzaͤhlt er, wurde der Staub,
aus welchem Gott den Adam erſchuf, zuſammen
gebracht. Jn der zweiten ward ein unfoͤrmlicher
Klumpen daraus gebildet. Jn der dritten wurden
Adams Glieder gemacht. Jn der vierten ward ihm
die Seele eingehaucht. Jn der fuͤnften ſtand er
auf ſeinen Beinen. Jn der ſechsten nannte er die
Namen. Jn der ſiebenten (eine boͤſe Zahl!) ward
ihm die Eva zugeſellt. Jn der achten giengen ſie
zwei zu Bette, und vier ſtanden wieder auf, da
ſie nemlich in dieſer Stunde zwei Kinder mit ein-
ander zeugten. Jn der neunten Stunde ward ih-
nen geboten, nicht von dem Baume des Erkennt-
niſſes zu eſſen. Jn der zehnten ſuͤndigten ſie. Jn
der eilften wurde Gericht uͤber ſie gehalten, und
in der zwoͤlften wurden ſie aus dem Paradieſe ge-
jagt. Dies wird bewieſen mit Pſalm 49. V. 14.,
wo es heißt: Der Menſch bleibt nicht uͤber Nacht
in ſeiner Wuͤrde.
*) Buch Zeena Ureena und Emek Hammelech.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/150>, abgerufen am 22.11.2024.
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