wäre verfertiget worden, denn nur dadurch hätte man zu der gewissen Ueberzeugung gelangen kön- nen, daß ein solches Buch nichts mehr und nichts weniger enthalte, als was ursprünglich darin nie- dergeschrieben worden. Vielleicht möchten dann selbst manche Stellen unsers neuen Testaments, die jetzt zu Beweisen wichtiger Dogmen dienen sollen, und um derentwillen Ströme von Blut geflossen sind, niemals zu unserer Kunde gelangt, und als spätere Einschiebsel oder Schreibfehler mönchischer und an- derer Abschreiber längst aus der Bibel verbannt worden seyn. Uebrigens ward die jüdische Masora offenbar viel zu spät unternommen, denn wären auch jene Juden die vorurtheilfreiesten Männer ge- wesen, wie hätten sie nach vielen Jahrhunderten noch wohl mit Bestimmtheit entscheiden können, welche Leseart die wahre oder die falsche, was fremder Zusatz oder was wirklicher Text war? Den Lehrern der jüdischen Schule zu Tiberias soll der Ruhm gebühren, die Jdee zu der Masora im J. 500 zuerst aufgefaßt und die Ausführung derselben begonnen zu haben. Sollte dies Werk jedoch, wie mit mehrerer Wahrscheinlichkeit behauptet wird, spä- ter abgefaßt seyn, und hat es selbst -- aus den angeführten Gründen -- nicht das Verdienst der Zuverlässigkeit; so gereicht es dennoch dem Fleiße der Verfasser zur Ehre.
Mit Enthusiasmus ward -- gleichfalls im J. 500 -- das angeblich im Talmud enthaltene münd-
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waͤre verfertiget worden, denn nur dadurch haͤtte man zu der gewiſſen Ueberzeugung gelangen koͤn- nen, daß ein ſolches Buch nichts mehr und nichts weniger enthalte, als was urſpruͤnglich darin nie- dergeſchrieben worden. Vielleicht moͤchten dann ſelbſt manche Stellen unſers neuen Teſtaments, die jetzt zu Beweiſen wichtiger Dogmen dienen ſollen, und um derentwillen Stroͤme von Blut gefloſſen ſind, niemals zu unſerer Kunde gelangt, und als ſpaͤtere Einſchiebſel oder Schreibfehler moͤnchiſcher und an- derer Abſchreiber laͤngſt aus der Bibel verbannt worden ſeyn. Uebrigens ward die juͤdiſche Maſora offenbar viel zu ſpaͤt unternommen, denn waͤren auch jene Juden die vorurtheilfreieſten Maͤnner ge- weſen, wie haͤtten ſie nach vielen Jahrhunderten noch wohl mit Beſtimmtheit entſcheiden koͤnnen, welche Leſeart die wahre oder die falſche, was fremder Zuſatz oder was wirklicher Text war? Den Lehrern der juͤdiſchen Schule zu Tiberias ſoll der Ruhm gebuͤhren, die Jdee zu der Maſora im J. 500 zuerſt aufgefaßt und die Ausfuͤhrung derſelben begonnen zu haben. Sollte dies Werk jedoch, wie mit mehrerer Wahrſcheinlichkeit behauptet wird, ſpaͤ- ter abgefaßt ſeyn, und hat es ſelbſt — aus den angefuͤhrten Gruͤnden — nicht das Verdienſt der Zuverlaͤſſigkeit; ſo gereicht es dennoch dem Fleiße der Verfaſſer zur Ehre.
Mit Enthuſiasmus ward — gleichfalls im J. 500 — das angeblich im Talmud enthaltene muͤnd-
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waͤre verfertiget worden, denn nur dadurch haͤtte
man zu der gewiſſen Ueberzeugung gelangen koͤn-
nen, daß ein ſolches Buch nichts mehr und nichts
weniger enthalte, als was urſpruͤnglich darin nie-
dergeſchrieben worden. Vielleicht moͤchten dann ſelbſt
manche Stellen unſers neuen Teſtaments, die jetzt
zu Beweiſen wichtiger Dogmen dienen ſollen, und
um derentwillen Stroͤme von Blut gefloſſen ſind,
niemals zu unſerer Kunde gelangt, und als ſpaͤtere
Einſchiebſel oder Schreibfehler moͤnchiſcher und an-
derer Abſchreiber laͤngſt aus der Bibel verbannt
worden ſeyn. Uebrigens ward die juͤdiſche Maſora
offenbar viel zu ſpaͤt unternommen, denn waͤren
auch jene Juden die vorurtheilfreieſten Maͤnner ge-
weſen, wie haͤtten ſie nach vielen Jahrhunderten
noch wohl mit Beſtimmtheit entſcheiden koͤnnen,
welche Leſeart die wahre oder die falſche, was
fremder Zuſatz oder was wirklicher Text war? Den
Lehrern der juͤdiſchen Schule zu Tiberias ſoll der
Ruhm gebuͤhren, die Jdee zu der Maſora im J.
500 zuerſt aufgefaßt und die Ausfuͤhrung derſelben
begonnen zu haben. Sollte dies Werk jedoch, wie
mit mehrerer Wahrſcheinlichkeit behauptet wird, ſpaͤ-
ter abgefaßt ſeyn, und hat es ſelbſt — aus den
angefuͤhrten Gruͤnden — nicht das Verdienſt der
Zuverlaͤſſigkeit; ſo gereicht es dennoch dem Fleiße
der Verfaſſer zur Ehre.
Mit Enthuſiasmus ward — gleichfalls im J.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/125>, abgerufen am 22.11.2024.
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