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Humboldt, Alexander von: Versuche über den Zitterrochen. In: Neues allgemeines Journal der Chemie, Bd. 6, H. 2 (1805), S. 166-172.

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Von Humboldt's und Gay-Lussac's Versuche etc.
lege Jhnen in diesem Briefe die Reihe von Versuchen vor,
die wir, Herr Gay-Lussac und ich, über die Wirkung
des Zitterrochen (Raja torpedo Linn.) anstellten, und
denen Herr von Buch, ein in allen Zweigen der physika-
lischen Wissenschaften sehr bewanderter deutscher Mineraloge,
beiwohnte; ich werde bloß Thatsachen aufstellen, ohne theo-
retische Jdeen einzumischen. Unsere Versuche waren vor-
züglich auf die Bedingungen gerichtet, unter welchen der
Zitterrochen nicht fähig ist, dem Menschen jene Erschütte-
rung, die man mit dem Namen einer electrischen belegt,
wiewohl die Empfindung von derjenigen, so eine entladete
Leydener Flasche bewirkt, sehr abweicht, beizubringen. Da
wir kein anderes Werk vor uns haben, als das, worin
Aldini die schönen Untersuchungen Geoffroy's mit de-
nen Spallanzani's und Galvani's verbunden hat, 2)
so sind wir nicht im Stande, unsere Arbeit mit der viel-
leicht von anderen Physikern vor uns zu Stande gebrach-
ten zu vergleichen.

1. Obwohl der Zitterroche in seiner Stärke nicht mit
dem Zitteraal (gymnotus electricus) zu vergleichen ist,
so ist er doch im Stande, schmerzhafte Empfindungen zu
erregen. Eine an electrische Erschütterungen sonst sehr ge-
wöhnte Person hält doch kaum den Schlag eines Zitter-
rochen von 4 Decimeter Länge aus, wenn er in seiner gan-
zen Kraft ist. Er giebt seinen Schlag unter dem Wasser,
und erst, wenn er schwächer wird, verhindert dieses Flüs-
sige seine Wirkung. Herr Gay-Lussac bemerkte, daß

2) Memoires sur la torpille, in dem Essai sur le Galvanisme,
T. II. P
. 61.

Von Humboldt's und Gay-Luſſac's Verſuche ꝛc.
lege Jhnen in dieſem Briefe die Reihe von Verſuchen vor,
die wir, Herr Gay-Luſſac und ich, über die Wirkung
des Zitterrochen (Raja torpedo Linn.) anſtellten, und
denen Herr von Buch, ein in allen Zweigen der phyſika-
liſchen Wiſſenſchaften ſehr bewanderter deutſcher Mineraloge,
beiwohnte; ich werde bloß Thatſachen aufſtellen, ohne theo-
retiſche Jdeen einzumiſchen. Unſere Verſuche waren vor-
züglich auf die Bedingungen gerichtet, unter welchen der
Zitterrochen nicht fähig iſt, dem Menſchen jene Erſchütte-
rung, die man mit dem Namen einer electriſchen belegt,
wiewohl die Empfindung von derjenigen, ſo eine entladete
Leydener Flaſche bewirkt, ſehr abweicht, beizubringen. Da
wir kein anderes Werk vor uns haben, als das, worin
Aldini die ſchönen Unterſuchungen Geoffroy's mit de-
nen Spallanzani's und Galvani's verbunden hat, 2)
ſo ſind wir nicht im Stande, unſere Arbeit mit der viel-
leicht von anderen Phyſikern vor uns zu Stande gebrach-
ten zu vergleichen.

1. Obwohl der Zitterroche in ſeiner Stärke nicht mit
dem Zitteraal (gymnotus electricus) zu vergleichen iſt,
ſo iſt er doch im Stande, ſchmerzhafte Empfindungen zu
erregen. Eine an electriſche Erſchütterungen ſonſt ſehr ge-
wöhnte Perſon hält doch kaum den Schlag eines Zitter-
rochen von 4 Decimeter Länge aus, wenn er in ſeiner gan-
zen Kraft iſt. Er giebt ſeinen Schlag unter dem Waſſer,
und erſt, wenn er ſchwächer wird, verhindert dieſes Flüſ-
ſige ſeine Wirkung. Herr Gay-Luſſac bemerkte, daß

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T. II. P
. 61.
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[167/0002] Von Humboldt's und Gay-Luſſac's Verſuche ꝛc. lege Jhnen in dieſem Briefe die Reihe von Verſuchen vor, die wir, Herr Gay-Luſſac und ich, über die Wirkung des Zitterrochen (Raja torpedo Linn.) anſtellten, und denen Herr von Buch, ein in allen Zweigen der phyſika- liſchen Wiſſenſchaften ſehr bewanderter deutſcher Mineraloge, beiwohnte; ich werde bloß Thatſachen aufſtellen, ohne theo- retiſche Jdeen einzumiſchen. Unſere Verſuche waren vor- züglich auf die Bedingungen gerichtet, unter welchen der Zitterrochen nicht fähig iſt, dem Menſchen jene Erſchütte- rung, die man mit dem Namen einer electriſchen belegt, wiewohl die Empfindung von derjenigen, ſo eine entladete Leydener Flaſche bewirkt, ſehr abweicht, beizubringen. Da wir kein anderes Werk vor uns haben, als das, worin Aldini die ſchönen Unterſuchungen Geoffroy's mit de- nen Spallanzani's und Galvani's verbunden hat, 2) ſo ſind wir nicht im Stande, unſere Arbeit mit der viel- leicht von anderen Phyſikern vor uns zu Stande gebrach- ten zu vergleichen. 1. Obwohl der Zitterroche in ſeiner Stärke nicht mit dem Zitteraal (gymnotus electricus) zu vergleichen iſt, ſo iſt er doch im Stande, ſchmerzhafte Empfindungen zu erregen. Eine an electriſche Erſchütterungen ſonſt ſehr ge- wöhnte Perſon hält doch kaum den Schlag eines Zitter- rochen von 4 Decimeter Länge aus, wenn er in ſeiner gan- zen Kraft iſt. Er giebt ſeinen Schlag unter dem Waſſer, und erſt, wenn er ſchwächer wird, verhindert dieſes Flüſ- ſige ſeine Wirkung. Herr Gay-Luſſac bemerkte, daß 2) Mémoirés ſur la torpille, in dem Essai ſur le Galvanisme, T. II. P. 61.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Versuche über den Zitterrochen. In: Neues allgemeines Journal der Chemie, Bd. 6, H. 2 (1805), S. 166-172, hier S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_zitterrochen_1805/2>, abgerufen am 28.03.2024.