Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander v. Humboldt. In: Humboldt, Wilhelm von: Sonette. Berlin, 1853, S. [III]-XVI.melsgewölbes das ernste, erhabene Bild der Unend- Aber Reichthum in der Welt der Gedanken wie *) Schiller im Briefwechsel mit Göthe Theil 3.
S. 327. melsgewölbes das ernſte, erhabene Bild der Unend- Aber Reichthum in der Welt der Gedanken wie *) Schiller im Briefwechſel mit Göthe Theil 3.
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melsgewölbes das ernſte, erhabene Bild der Unend-
lichkeit dar.
Aber Reichthum in der Welt der Gedanken wie
in der Welt der Gefühle iſt nur Stoff, nur das
Material zu idealer dichteriſcher Geſtaltung. Jn der
Dichtung müſſen, nach dem alten Ausſpruche Schil-
ler's *) „Stoff und Form, ſelbſt die äußere, in-
nigſt zuſammenhangen.“ Ein langer Aufenthalt in
Rom, und vielleicht ein lebhaftes Jntereſſe für ge-
wiſſe Epochen des italiäniſchen Dichterlebens ſchei-
nen meinem Bruder eine beſondere Vorliebe für eine
kleine lyriſche Form eingeflößt zu haben, welche dem
Gedanken (ſoll der Wohlklang nicht aufgeopfert wer-
den) enge Feſſeln anlegt, die er aber mit bewußter
Freiheit behandelte. Wenn nun der Dichter nach ſei-
ner realen Eigenheit und Jndividualität am lebhaf-
teſten das Bedürfniß fühlte, alles was der Empfin-
dung entquillt, mit Jdeen zu verweben; wenn es
ihm an Muße und augenblicklich auch an Neigung
fehlte in das tiefe Geheimniß von dem Verhältniß
des Rhythmus zu dem Gedanken einzudringen: ſo
*) Schiller im Briefwechſel mit Göthe Theil 3.
S. 327.
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Zitationshilfe: | Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander v. Humboldt. In: Humboldt, Wilhelm von: Sonette. Berlin, 1853, S. [III]-XVI, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1853/7>, abgerufen am 16.07.2024. |