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Humboldt, Alexander von: Ueber zwei Versuche den Chimborazo zu besteigen. In: Jahrbuch für 1837. Herausgegeben von H. C. Schumacher. Stuttgart und Tübingen, 1837, S. 176-206.

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Besteigung des Chimborazo.
Witterung. Am 25. Junius erschien uns in Riobamba
Nuevo der Chimborazo in seiner ganzen Pracht, ich
möchte sagen, in der stillen Grösse und Hoheit, die
der Naturcharakter der tropischen Landschaft ist.
Ein zweiter Versuch auf dem durch eine Kluft unter-
brochenen Kamm wäre gewiss so fruchtlos als der erste
ausgefallen und schon war ich mit der trigonometri-
schen Messung des Vulkans von Tungurahua beschäftigt.

Boussingault hat mit seinem Freunde, dem englischen
Oberst Hall, der bald darauf in Quito ermordet wurde,
am 16ten December 1831 einen neuen Versuch gemacht,
den Gipfel des Chimborazo zu erreichen, erst von
Mocha und Chillapullu, dann von Arenal aus, also auf
einem anderen Wege, als den ich mit Bonpland
und Don Carlos Montufar betrat. Er musste das
Weitersteigen aufgeben als sein Barometer 13 Zoll
81/2 Linien, bei der warmen Lufttemperatur von
+7°,8 zeigte. Er sah also die uncorrigirte Queck-
silbersäule fast 3 Linien niedriger und war um 64 T.
höher als ich gelangt, bis zu 3080 Toisen. Hören wir
selbst diesen der Andeskette so kundigen Reisenden,
der mit grosser Kühnheit zuerst chemische Apparate
an und in die Krater der Vulkane getragen hat. "Der
Weg, sagt Boussingault, den wir uns in dem letzten
Theile unserer Expedition durch den Schnee bahnten,
erlaubte uns nur sehr langsam vorzuschreiten; rechts
konnten wir uns an einen Felsen festhalten, links war
der Abgrund furchtbar. Wir spürten schon die Wir-
kung der Luftverdünnung und waren gezwungen uns
alle 2 bis 3 Schritte niederzusetzen. So wie wir
uns aber eben gesetzt hatten, standen wir wieder
auf, denn unser Leiden dauerte nur so lange, als
wir uns bewegten. Der Schnee, den wir betreten

Besteigung des Chimborazo.
Witterung. Am 25. Junius erschien uns in Riobamba
Nuevo der Chimborazo in seiner ganzen Pracht, ich
möchte sagen, in der stillen Grösse und Hoheit, die
der Naturcharakter der tropischen Landschaft ist.
Ein zweiter Versuch auf dem durch eine Kluft unter-
brochenen Kamm wäre gewiss so fruchtlos als der erste
ausgefallen und schon war ich mit der trigonometri-
schen Messung des Vulkans von Tungurahua beschäftigt.

Boussingault hat mit seinem Freunde, dem englischen
Oberst Hall, der bald darauf in Quito ermordet wurde,
am 16ten December 1831 einen neuen Versuch gemacht,
den Gipfel des Chimborazo zu erreichen, erst von
Mocha und Chillapullu, dann von Arenal aus, also auf
einem anderen Wege, als den ich mit Bonpland
und Don Carlos Montufar betrat. Er musste das
Weitersteigen aufgeben als sein Barometer 13 Zoll
8½ Linien, bei der warmen Lufttemperatur von
+7°,8 zeigte. Er sah also die uncorrigirte Queck-
silbersäule fast 3 Linien niedriger und war um 64 T.
höher als ich gelangt, bis zu 3080 Toisen. Hören wir
selbst diesen der Andeskette so kundigen Reisenden,
der mit grosser Kühnheit zuerst chemische Apparate
an und in die Krater der Vulkane getragen hat. „Der
Weg, sagt Boussingault, den wir uns in dem letzten
Theile unserer Expedition durch den Schnee bahnten,
erlaubte uns nur sehr langsam vorzuschreiten; rechts
konnten wir uns an einen Felsen festhalten, links war
der Abgrund furchtbar. Wir spürten schon die Wir-
kung der Luftverdünnung und waren gezwungen uns
alle 2 bis 3 Schritte niederzusetzen. So wie wir
uns aber eben gesetzt hatten, standen wir wieder
auf, denn unser Leiden dauerte nur so lange, als
wir uns bewegten. Der Schnee, den wir betreten

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[201/0028] Besteigung des Chimborazo. Witterung. Am 25. Junius erschien uns in Riobamba Nuevo der Chimborazo in seiner ganzen Pracht, ich möchte sagen, in der stillen Grösse und Hoheit, die der Naturcharakter der tropischen Landschaft ist. Ein zweiter Versuch auf dem durch eine Kluft unter- brochenen Kamm wäre gewiss so fruchtlos als der erste ausgefallen und schon war ich mit der trigonometri- schen Messung des Vulkans von Tungurahua beschäftigt. Boussingault hat mit seinem Freunde, dem englischen Oberst Hall, der bald darauf in Quito ermordet wurde, am 16ten December 1831 einen neuen Versuch gemacht, den Gipfel des Chimborazo zu erreichen, erst von Mocha und Chillapullu, dann von Arenal aus, also auf einem anderen Wege, als den ich mit Bonpland und Don Carlos Montufar betrat. Er musste das Weitersteigen aufgeben als sein Barometer 13 Zoll 8½ Linien, bei der warmen Lufttemperatur von +7°,8 zeigte. Er sah also die uncorrigirte Queck- silbersäule fast 3 Linien niedriger und war um 64 T. höher als ich gelangt, bis zu 3080 Toisen. Hören wir selbst diesen der Andeskette so kundigen Reisenden, der mit grosser Kühnheit zuerst chemische Apparate an und in die Krater der Vulkane getragen hat. „Der Weg, sagt Boussingault, den wir uns in dem letzten Theile unserer Expedition durch den Schnee bahnten, erlaubte uns nur sehr langsam vorzuschreiten; rechts konnten wir uns an einen Felsen festhalten, links war der Abgrund furchtbar. Wir spürten schon die Wir- kung der Luftverdünnung und waren gezwungen uns alle 2 bis 3 Schritte niederzusetzen. So wie wir uns aber eben gesetzt hatten, standen wir wieder auf, denn unser Leiden dauerte nur so lange, als wir uns bewegten. Der Schnee, den wir betreten

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber zwei Versuche den Chimborazo zu besteigen. In: Jahrbuch für 1837. Herausgegeben von H. C. Schumacher. Stuttgart und Tübingen, 1837, S. 176-206, hier S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_versuche_1837/28>, abgerufen am 22.11.2024.