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Humboldt, Alexander von: Ueber zwei Versuche den Chimborazo zu besteigen. In: Jahrbuch für 1837. Herausgegeben von H. C. Schumacher. Stuttgart und Tübingen, 1837, S. 176-206.

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Besteigung des Chimborazo.
geblieben und nur von Zeit zu Zeit abgestiegen, um
mit meinem Reisegefährten, Herrn Bonpland, Pflanzen
zu sammeln. Yana-Coche verdient nicht den Namen
eines Sees. Es ist ein cirkelrundes Becken von kaum
130 Fuss Durchmesser. Der Himmel wurde immer
trüber, aber zwischen und über den Nebelschichten,
lagen noch einzelne Wolkengruppen zerstreut. Der
Gipfel des Chimborazo erschien auf wenige Augen-
blicke. Da in der letzten Nacht viel Schnee gefallen
war, so verliess ich das Maulthier da, wo wir die
untere Grenze dieses frischgefallenen Schnees fanden,
eine Grenze, die man nicht mit der ewigen Schnee-
grenze verwechseln muss. Das Barometer zeigte,
dass wir erst 13500 Fuss hoch gelangt waren. Auf
anderen Bergen habe ich, ebenfalls dem Aequator
nahe, bis zu 11200 Fuss Höhe schneien sehen, doch
nicht tiefer. Meine Begleiter ritten noch bis zur
perpetuirlichen Schneegrenze, das ist bis zur Höhe
des Montblanc, der bekanntlich unter dieser Breite
(1° 27' südl.) nicht immer mit Schnee bedeckt seyn
würde. Dort blieben unsere Pferde und Maulthiere
stehen, um uns bis zur Rückkunft zu erwarten.

Ein hundert und fünfzig Toisen über dem kleinen
Wasserbecken Yana-Coche, sahen wir endlich nack-
tes Gestein. Bis dahin hatte die Grasflur jeder geo-
gnostischen Untersuchung den Boden entzogen. Grosse
Felsmauern, von Nordost nach Südwest streichend,
zum Theil in unförmliche Säulen gespalten, erhoben
sich aus der ewigen Schneedecke, ein bräunlich
schwarzes Augitgestein, glänzend wie Pechstein-Por-
phyr. Die Säulen waren sehr dünne, wohl 50 bis
60 Fuss hoch fast wie die Trachyt-Säulen des Tabla-
Uma am Vulkan Pichincha. Eine Gruppe stand einzeln

Besteigung des Chimborazo.
geblieben und nur von Zeit zu Zeit abgestiegen, um
mit meinem Reisegefährten, Herrn Bonpland, Pflanzen
zu sammeln. Yana-Coche verdient nicht den Namen
eines Sees. Es ist ein cirkelrundes Becken von kaum
130 Fuss Durchmesser. Der Himmel wurde immer
trüber, aber zwischen und über den Nebelschichten,
lagen noch einzelne Wolkengruppen zerstreut. Der
Gipfel des Chimborazo erschien auf wenige Augen-
blicke. Da in der letzten Nacht viel Schnee gefallen
war, so verliess ich das Maulthier da, wo wir die
untere Grenze dieses frischgefallenen Schnees fanden,
eine Grenze, die man nicht mit der ewigen Schnee-
grenze verwechseln muss. Das Barometer zeigte,
dass wir erst 13500 Fuss hoch gelangt waren. Auf
anderen Bergen habe ich, ebenfalls dem Aequator
nahe, bis zu 11200 Fuss Höhe schneien sehen, doch
nicht tiefer. Meine Begleiter ritten noch bis zur
perpetuirlichen Schneegrenze, das ist bis zur Höhe
des Montblanc, der bekanntlich unter dieser Breite
(1° 27′ südl.) nicht immer mit Schnee bedeckt seyn
würde. Dort blieben unsere Pferde und Maulthiere
stehen, um uns bis zur Rückkunft zu erwarten.

Ein hundert und fünfzig Toisen über dem kleinen
Wasserbecken Yana-Coche, sahen wir endlich nack-
tes Gestein. Bis dahin hatte die Grasflur jeder geo-
gnostischen Untersuchung den Boden entzogen. Grosse
Felsmauern, von Nordost nach Südwest streichend,
zum Theil in unförmliche Säulen gespalten, erhoben
sich aus der ewigen Schneedecke, ein bräunlich
schwarzes Augitgestein, glänzend wie Pechstein-Por-
phyr. Die Säulen waren sehr dünne, wohl 50 bis
60 Fuss hoch fast wie die Trachyt-Säulen des Tabla-
Uma am Vulkan Pichincha. Eine Gruppe stand einzeln

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[187/0014] Besteigung des Chimborazo. geblieben und nur von Zeit zu Zeit abgestiegen, um mit meinem Reisegefährten, Herrn Bonpland, Pflanzen zu sammeln. Yana-Coche verdient nicht den Namen eines Sees. Es ist ein cirkelrundes Becken von kaum 130 Fuss Durchmesser. Der Himmel wurde immer trüber, aber zwischen und über den Nebelschichten, lagen noch einzelne Wolkengruppen zerstreut. Der Gipfel des Chimborazo erschien auf wenige Augen- blicke. Da in der letzten Nacht viel Schnee gefallen war, so verliess ich das Maulthier da, wo wir die untere Grenze dieses frischgefallenen Schnees fanden, eine Grenze, die man nicht mit der ewigen Schnee- grenze verwechseln muss. Das Barometer zeigte, dass wir erst 13500 Fuss hoch gelangt waren. Auf anderen Bergen habe ich, ebenfalls dem Aequator nahe, bis zu 11200 Fuss Höhe schneien sehen, doch nicht tiefer. Meine Begleiter ritten noch bis zur perpetuirlichen Schneegrenze, das ist bis zur Höhe des Montblanc, der bekanntlich unter dieser Breite (1° 27′ südl.) nicht immer mit Schnee bedeckt seyn würde. Dort blieben unsere Pferde und Maulthiere stehen, um uns bis zur Rückkunft zu erwarten. Ein hundert und fünfzig Toisen über dem kleinen Wasserbecken Yana-Coche, sahen wir endlich nack- tes Gestein. Bis dahin hatte die Grasflur jeder geo- gnostischen Untersuchung den Boden entzogen. Grosse Felsmauern, von Nordost nach Südwest streichend, zum Theil in unförmliche Säulen gespalten, erhoben sich aus der ewigen Schneedecke, ein bräunlich schwarzes Augitgestein, glänzend wie Pechstein-Por- phyr. Die Säulen waren sehr dünne, wohl 50 bis 60 Fuss hoch fast wie die Trachyt-Säulen des Tabla- Uma am Vulkan Pichincha. Eine Gruppe stand einzeln

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber zwei Versuche den Chimborazo zu besteigen. In: Jahrbuch für 1837. Herausgegeben von H. C. Schumacher. Stuttgart und Tübingen, 1837, S. 176-206, hier S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_versuche_1837/14>, abgerufen am 24.11.2024.