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Humboldt, Alexander von: Ueber die Gestalt und das Klima des Hochlandes in der iberischen Halbinsel. In: Hertha, Zeitschrift für Erd-, Völker und Staatenkunde, Bd. 4, Heft 1 (1825), S. [5]–23.

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Die karlsruher Beobachtungen sind Mittel aus den Jah-
ren 1800 und 1819 von Herrn Böckmann berechnet; die pa-
riser Beobachtungen sind für Dezember, Januar, Februar, für
Junius, Julius und August Mittel der Jahre 1806-1820,
welche mir Herr de Laplace*) mitgetheilt; die übrigen Mo-
nate sind 5jährige Beobachtungen von Bouvard berechnet.
Marseille nach Gambart; Madrid**) nach Bauza; Pa-
lermo nach Seini und Marabitti. Der kälteste Monat ist
in dem drei Breiten-Graden südlicher gelegenen Plateau von
Spanien 2,°7 kälter als in Marseille, und dagegen ist der
Monat Julius wegen Wärmestralung der baumlosen Hochebenen
fast um 6° wärmer. Wenn der Einfluß der Höhe von Ka-
stilien auf die mittlere jährliche Wärme geringer ist, als man
auf den ersten Anblick vermuthen sollte, so liegt der Grund
dieser Erscheinung in der erhöhten Temperatur des Sommer-
monats. An dem Abhange eines Gebirges oder in den freien
Luftkreisen ist die Abnahme der mittleren jährlichen Wärme

im Manuskripte mitgetheilt, die am angeführten Orte in der
Hertha schon erschienen sind.
Viele Nachrichten über die immer noch sehr unsichere Höhe
der großen portugalischen Gebirge hat Hr. Balbi in seinem
Essai Statistique sur le Portugal T. I. 68. 98 zusammengetra-
gen. Wäre es gegründet, daß die Serra Gaviarra in die ewige
Schneegränze reicht, so muß sie ihrer geographischen Breite
nach eine Höhe von 1400 bis 1600 Toisen erreichen.
*) Dieser große Geometer hat jene Mittel von 5 zu 5 Tagen be-
rechnen lassen, um zu ergründen, daß in Paris das Minimum
der Temperatur in 14 Jahren zwischen den 19ten und 24sten
Januar eingetroffen ist; das Maximum zwischen den 25sten
und 3osten Julius. S. über diesen Gegenstand Prof. Brandes
vortreffliche Schrift: Untersuchung über den mittlern
Gang der Wärme
1820. S. 11.
**) Aeltere weniger zuverlässige Beobachtungen geben mir für das
Jahr 1793 für die ersten 9 Monate (Jan. bis Sept.) die mitt-
lere Wärme von Madrid 3,°8 Reaum.; 5,°4; 7,°4; 9,°2;
12,°2; 18,°1; 20,°6; 22,°2; 15,°2. Nach diesen Resul-
taten war der heißeste Sommermonat 27,°7 des hunderttheili-
gen Thermometers; Bauza fand 1820 genau 25,°6.

Die karlsruher Beobachtungen ſind Mittel aus den Jah-
ren 1800 und 1819 von Herrn Böckmann berechnet; die pa-
riſer Beobachtungen ſind für Dezember, Januar, Februar, für
Junius, Julius und Auguſt Mittel der Jahre 1806–1820,
welche mir Herr de Laplace*) mitgetheilt; die übrigen Mo-
nate ſind 5jährige Beobachtungen von Bouvard berechnet.
Marſeille nach Gambart; Madrid**) nach Bauza; Pa-
lermo nach Seini und Marabitti. Der kälteſte Monat iſt
in dem drei Breiten-Graden ſüdlicher gelegenen Plateau von
Spanien 2,°7 kälter als in Marſeille, und dagegen iſt der
Monat Julius wegen Wärmeſtralung der baumloſen Hochebenen
faſt um 6° wärmer. Wenn der Einfluß der Höhe von Ka-
ſtilien auf die mittlere jährliche Wärme geringer iſt, als man
auf den erſten Anblick vermuthen ſollte, ſo liegt der Grund
dieſer Erſcheinung in der erhöhten Temperatur des Sommer-
monats. An dem Abhange eines Gebirges oder in den freien
Luftkreiſen iſt die Abnahme der mittleren jährlichen Wärme

im Manuſkripte mitgetheilt, die am angeführten Orte in der
Hertha ſchon erſchienen ſind.
Viele Nachrichten über die immer noch ſehr unſichere Höhe
der großen portugaliſchen Gebirge hat Hr. Balbi in ſeinem
Essai Statistique sur le Portugal T. I. 68. 98 zuſammengetra-
gen. Wäre es gegründet, daß die Serra Gaviarra in die ewige
Schneegränze reicht, ſo muß ſie ihrer geographiſchen Breite
nach eine Höhe von 1400 bis 1600 Toiſen erreichen.
*) Dieſer große Geometer hat jene Mittel von 5 zu 5 Tagen be-
rechnen laſſen, um zu ergründen, daß in Paris das Minimum
der Temperatur in 14 Jahren zwiſchen den 19ten und 24ſten
Januar eingetroffen iſt; das Maximum zwiſchen den 25ſten
und 3oſten Julius. S. über dieſen Gegenſtand Prof. Brandes
vortreffliche Schrift: Unterſuchung über den mittlern
Gang der Wärme
1820. S. 11.
**) Aeltere weniger zuverläſſige Beobachtungen geben mir für das
Jahr 1793 für die erſten 9 Monate (Jan. bis Sept.) die mitt-
lere Wärme von Madrid 3,°8 Reaum.; 5,°4; 7,°4; 9,°2;
12,°2; 18,°1; 20,°6; 22,°2; 15,°2. Nach dieſen Reſul-
taten war der heißeſte Sommermonat 27,°7 des hunderttheili-
gen Thermometers; Bauza fand 1820 genau 25,°6.
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[22/0022] Die karlsruher Beobachtungen ſind Mittel aus den Jah- ren 1800 und 1819 von Herrn Böckmann berechnet; die pa- riſer Beobachtungen ſind für Dezember, Januar, Februar, für Junius, Julius und Auguſt Mittel der Jahre 1806–1820, welche mir Herr de Laplace *) mitgetheilt; die übrigen Mo- nate ſind 5jährige Beobachtungen von Bouvard berechnet. Marſeille nach Gambart; Madrid **) nach Bauza; Pa- lermo nach Seini und Marabitti. Der kälteſte Monat iſt in dem drei Breiten-Graden ſüdlicher gelegenen Plateau von Spanien 2,°7 kälter als in Marſeille, und dagegen iſt der Monat Julius wegen Wärmeſtralung der baumloſen Hochebenen faſt um 6° wärmer. Wenn der Einfluß der Höhe von Ka- ſtilien auf die mittlere jährliche Wärme geringer iſt, als man auf den erſten Anblick vermuthen ſollte, ſo liegt der Grund dieſer Erſcheinung in der erhöhten Temperatur des Sommer- monats. An dem Abhange eines Gebirges oder in den freien Luftkreiſen iſt die Abnahme der mittleren jährlichen Wärme *) Dieſer große Geometer hat jene Mittel von 5 zu 5 Tagen be- rechnen laſſen, um zu ergründen, daß in Paris das Minimum der Temperatur in 14 Jahren zwiſchen den 19ten und 24ſten Januar eingetroffen iſt; das Maximum zwiſchen den 25ſten und 3oſten Julius. S. über dieſen Gegenſtand Prof. Brandes vortreffliche Schrift: Unterſuchung über den mittlern Gang der Wärme 1820. S. 11. **) Aeltere weniger zuverläſſige Beobachtungen geben mir für das Jahr 1793 für die erſten 9 Monate (Jan. bis Sept.) die mitt- lere Wärme von Madrid 3,°8 Reaum.; 5,°4; 7,°4; 9,°2; 12,°2; 18,°1; 20,°6; 22,°2; 15,°2. Nach dieſen Reſul- taten war der heißeſte Sommermonat 27,°7 des hunderttheili- gen Thermometers; Bauza fand 1820 genau 25,°6. im Manuſkripte mitgetheilt, die am angeführten Orte in der Hertha ſchon erſchienen ſind. Viele Nachrichten über die immer noch ſehr unſichere Höhe der großen portugaliſchen Gebirge hat Hr. Balbi in ſeinem Essai Statistique sur le Portugal T. I. 68. 98 zuſammengetra- gen. Wäre es gegründet, daß die Serra Gaviarra in die ewige Schneegränze reicht, ſo muß ſie ihrer geographiſchen Breite nach eine Höhe von 1400 bis 1600 Toiſen erreichen.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die Gestalt und das Klima des Hochlandes in der iberischen Halbinsel. In: Hertha, Zeitschrift für Erd-, Völker und Staatenkunde, Bd. 4, Heft 1 (1825), S. [5]–23, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_spanien_1825/22>, abgerufen am 23.04.2024.