Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 5, S. 389-420.

Bild:
<< vorherige Seite

Abhandlungen.
Indianer Atures, welche eine Art von Mumien mach-
ten.) den Cerro Cuma, Daminari, den Keri, Oco
und Ouivitari, dessen Fuß heut zu Tage kaum vom
Schaum der Cataracten von Maypure bedeckt wird,
u. a. gesehen haben. Eben diese Spuren erinnern
die Indianer an eine große Ueberschwemmung, bey
welcher sich viele Menschen auf Flößen von Agave
retteten, und hernach Inschriften und Hieroglyphen
machten, mit denen man die Granite von Urnana,
des Incaramada und die Ufer des Caßiquiare be-
deckt sieht, zu denen jedoch jetzt keine lebende Na-
tion den Schlüssel hat." Diese unter den Indianern
am Erovato und von Parima verbreitete Tradition
zeigt die große Analogie der alten Mythen. Man
glaubt die Geschichte des Deucalion zu lesen, und
der Abbe Pauw würde das Andenken an diese Fluth
nicht uninteressant finden.

Nachdem ich die allgemeinen Verhältnisse, un-
ter denen sich die Gebirge von Süd Amerika den
Augen des Geologen darstellen, flüchtig durchlaufen
habe, so will ich nun die Gebirgsarten nennen, die
ich bis jetzt allda entdeckt habe. Ich fange mit
den ältesten an:

I. Urgebirge.

Granit. Die ganze Cordillere von Parima, be-
sonders die Nachbarschaft der Vulkane Duida und
Marcielago bestehen aus einem Granit, der nicht in
Gneiß übergeht. In der Küstencordillere ist er fast
überall bedeckt und gemengt mit Gneiß und Glim-
merschiefer. Ich sah ihn geschichtet in zwey bis
drey Fuß mächtigen Schichten, sehr regelmäßig (in

der
Cc 2

Abhandlungen.
Indianer Atures, welche eine Art von Mumien mach-
ten.) den Cerro Cuma, Daminari, den Keri, Oco
und Ouivitari, deſſen Fuß heut zu Tage kaum vom
Schaum der Cataracten von Maypuré bedeckt wird,
u. a. geſehen haben. Eben dieſe Spuren erinnern
die Indianer an eine große Ueberſchwemmung, bey
welcher ſich viele Menſchen auf Flößen von Agave
retteten, und hernach Inſchriften und Hieroglyphen
machten, mit denen man die Granite von Urnana,
des Incaramada und die Ufer des Caßiquiaré be-
deckt ſieht, zu denen jedoch jetzt keine lebende Na-
tion den Schlüſſel hat.“ Dieſe unter den Indianern
am Erovato und von Parima verbreitete Tradition
zeigt die große Analogie der alten Mythen. Man
glaubt die Geſchichte des Deucalion zu leſen, und
der Abbé Pauw würde das Andenken an dieſe Fluth
nicht unintereſſant finden.

Nachdem ich die allgemeinen Verhältniſſe, un-
ter denen ſich die Gebirge von Süd Amerika den
Augen des Geologen darſtellen, flüchtig durchlaufen
habe, ſo will ich nun die Gebirgsarten nennen, die
ich bis jetzt allda entdeckt habe. Ich fange mit
den älteſten an:

I. Urgebirge.

Granit. Die ganze Cordillere von Parima, be-
ſonders die Nachbarſchaft der Vulkane Duida und
Marcielago beſtehen aus einem Granit, der nicht in
Gneiß übergeht. In der Küſtencordillere iſt er faſt
überall bedeckt und gemengt mit Gneiß und Glim-
merſchiefer. Ich ſah ihn geſchichtet in zwey bis
drey Fuß mächtigen Schichten, ſehr regelmäßig (in

der
Cc 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0019" n="407"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Abhandlungen</hi></hi>.</fw><lb/>
Indianer <hi rendition="#i">Atures</hi>, welche eine Art von Mumien mach-<lb/>
ten.) den <hi rendition="#i">Cerro Cuma</hi>, <hi rendition="#i">Daminari</hi>, den <hi rendition="#i">Keri</hi>, <hi rendition="#i">Oco</hi><lb/>
und <hi rendition="#i">Ouivitari</hi>, de&#x017F;&#x017F;en Fuß heut zu Tage kaum vom<lb/>
Schaum der Cataracten von <hi rendition="#i">Maypuré</hi> bedeckt wird,<lb/>
u. a. ge&#x017F;ehen haben. Eben die&#x017F;e Spuren erinnern<lb/>
die Indianer an eine große Ueber&#x017F;chwemmung, bey<lb/>
welcher &#x017F;ich viele Men&#x017F;chen auf Flößen von <hi rendition="#i">Agave</hi><lb/>
retteten, und hernach In&#x017F;chriften und Hieroglyphen<lb/>
machten, mit denen man die Granite von <hi rendition="#i">Urnana</hi>,<lb/>
des <hi rendition="#i">Incaramada</hi> und die Ufer des <hi rendition="#i">Caßiquiaré</hi> be-<lb/>
deckt &#x017F;ieht, zu denen jedoch jetzt keine lebende Na-<lb/>
tion den Schlü&#x017F;&#x017F;el hat.&#x201C; Die&#x017F;e unter den Indianern<lb/>
am <hi rendition="#i">Erovato</hi> und von <hi rendition="#i">Parima</hi> verbreitete Tradition<lb/>
zeigt die große Analogie der alten Mythen. Man<lb/>
glaubt die Ge&#x017F;chichte des <hi rendition="#i">Deucalion</hi> zu le&#x017F;en, und<lb/>
der Abbé <hi rendition="#i">Pauw</hi> würde das Andenken an die&#x017F;e Fluth<lb/>
nicht unintere&#x017F;&#x017F;ant finden.</p><lb/>
        <p>Nachdem ich die allgemeinen Verhältni&#x017F;&#x017F;e, un-<lb/>
ter denen &#x017F;ich die Gebirge von Süd Amerika den<lb/>
Augen des Geologen dar&#x017F;tellen, flüchtig durchlaufen<lb/>
habe, &#x017F;o will ich nun die Gebirgsarten nennen, die<lb/>
ich bis jetzt allda entdeckt habe. Ich fange mit<lb/>
den älte&#x017F;ten an:</p><lb/>
        <div n="2">
          <head>I. <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Urgebirge</hi></hi>.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Granit</hi>. Die ganze Cordillere von <hi rendition="#i">Parima</hi>, be-<lb/>
&#x017F;onders die Nachbar&#x017F;chaft der Vulkane <hi rendition="#i">Duida</hi> und<lb/><hi rendition="#i">Marcielago</hi> be&#x017F;tehen aus einem Granit, der nicht in<lb/>
Gneiß übergeht. In der Kü&#x017F;tencordillere i&#x017F;t er fa&#x017F;t<lb/>
überall bedeckt und gemengt mit Gneiß und Glim-<lb/>
mer&#x017F;chiefer. Ich &#x017F;ah ihn ge&#x017F;chichtet in zwey bis<lb/>
drey Fuß mächtigen Schichten, &#x017F;ehr regelmäßig (in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Cc 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[407/0019] Abhandlungen. Indianer Atures, welche eine Art von Mumien mach- ten.) den Cerro Cuma, Daminari, den Keri, Oco und Ouivitari, deſſen Fuß heut zu Tage kaum vom Schaum der Cataracten von Maypuré bedeckt wird, u. a. geſehen haben. Eben dieſe Spuren erinnern die Indianer an eine große Ueberſchwemmung, bey welcher ſich viele Menſchen auf Flößen von Agave retteten, und hernach Inſchriften und Hieroglyphen machten, mit denen man die Granite von Urnana, des Incaramada und die Ufer des Caßiquiaré be- deckt ſieht, zu denen jedoch jetzt keine lebende Na- tion den Schlüſſel hat.“ Dieſe unter den Indianern am Erovato und von Parima verbreitete Tradition zeigt die große Analogie der alten Mythen. Man glaubt die Geſchichte des Deucalion zu leſen, und der Abbé Pauw würde das Andenken an dieſe Fluth nicht unintereſſant finden. Nachdem ich die allgemeinen Verhältniſſe, un- ter denen ſich die Gebirge von Süd Amerika den Augen des Geologen darſtellen, flüchtig durchlaufen habe, ſo will ich nun die Gebirgsarten nennen, die ich bis jetzt allda entdeckt habe. Ich fange mit den älteſten an: I. Urgebirge. Granit. Die ganze Cordillere von Parima, be- ſonders die Nachbarſchaft der Vulkane Duida und Marcielago beſtehen aus einem Granit, der nicht in Gneiß übergeht. In der Küſtencordillere iſt er faſt überall bedeckt und gemengt mit Gneiß und Glim- merſchiefer. Ich ſah ihn geſchichtet in zwey bis drey Fuß mächtigen Schichten, ſehr regelmäßig (in der Cc 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_skizze02_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_skizze02_1802/19
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 5, S. 389-420, hier S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_skizze02_1802/19>, abgerufen am 28.03.2024.