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Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 5, S. 389-420.

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Abhandlungen.
des Heinbergs bey Göttingen, von Jena und Genf)
an der Stelle gelebt, wo man sie nun versteinert fin-
det: sie sind nicht durch die ganze Masse des Kalk-
steins zerstreut, sie sind blos gewissen Schichten ei-
gen. Man kann viele Felsen durchsuchen, ohne
welche zu finden, wo man sie aber antrift, sind
sie in großer Menge und sehr nahe beysammen und
sie zeigen sich besonders in großen Höhen; Eigen-
schaften, die sie mit den Conchylien gemein haben,
die man im Kalkstein der hohen Alpen, der Schweiz
und Salzburgs (welcher mit dem Zechstein von Thü-
ringen identisch ist,) findet, einem Kalkstein, der
über der Grauwake (oder sehr altem Sandstein) liegt.

Uebrigens muß ich sagen, daß, außer jenem
neuen Sandsteinflöze mit kalkartiger Grundmasse,
von dem ich vorhin gesprochen habe, die Verstei-
nerungen in diesem nicht sehr oft vorkommen, be-
sonders wurde ich erstaunt, keinen einzigen Belem-
niten
oder Ammoniten, die in ällen Gebirgen von
Europa so gemein sind, zu finden. Der Llano des
Orinoco
, und selbst des Rio negro sind mit einer
grobkörnigen Breccie (Nagelfluhe) bedeckt, die
keine Muscheln-Versteinerungen enthält, und viel-
leicht die andern Flözschichten mit Versteinerungen
bedeckt. Aber diese Breccie enthält dagegen ver-
steinerte Holzstämme, die man zuweilen von der
Länge einer Toise und vom Durchmesser von zwey
Fuß findet. Sie scheinen einer Gattung von Mal-
pighia anzugehören.

Der Sandstein, der alle Arten versteinerte See-
thiere enthält, (aus ihm bestehen die Steinbrüche
der Punta del Barrigon bey Araya) übersteigt nie

die

Abhandlungen.
des Heinbergs bey Göttingen, von Jena und Genf)
an der Stelle gelebt, wo man ſie nun verſteinert fin-
det: ſie ſind nicht durch die ganze Maſſe des Kalk-
ſteins zerſtreut, ſie ſind blos gewiſſen Schichten ei-
gen. Man kann viele Felſen durchſuchen, ohne
welche zu finden, wo man ſie aber antrift, ſind
ſie in großer Menge und ſehr nahe beyſammen und
ſie zeigen ſich beſonders in großen Höhen; Eigen-
ſchaften, die ſie mit den Conchylien gemein haben,
die man im Kalkſtein der hohen Alpen, der Schweiz
und Salzburgs (welcher mit dem Zechſtein von Thü-
ringen identiſch iſt,) findet, einem Kalkſtein, der
über der Grauwake (oder ſehr altem Sandſtein) liegt.

Uebrigens muß ich ſagen, daß, außer jenem
neuen Sandſteinflöze mit kalkartiger Grundmaſſe,
von dem ich vorhin geſprochen habe, die Verſtei-
nerungen in dieſem nicht ſehr oft vorkommen, be-
ſonders wurde ich erſtaunt, keinen einzigen Belem-
niten
oder Ammoniten, die in ällen Gebirgen von
Europa ſo gemein ſind, zu finden. Der Llano des
Orinoco
, und ſelbſt des Rio negro ſind mit einer
grobkörnigen Breccie (Nagelfluhe) bedeckt, die
keine Muſcheln-Verſteinerungen enthält, und viel-
leicht die andern Flözſchichten mit Verſteinerungen
bedeckt. Aber dieſe Breccie enthält dagegen ver-
ſteinerte Holzſtämme, die man zuweilen von der
Länge einer Toiſe und vom Durchmeſſer von zwey
Fuß findet. Sie ſcheinen einer Gattung von Mal-
pighia anzugehören.

Der Sandſtein, der alle Arten verſteinerte See-
thiere enthält, (aus ihm beſtehen die Steinbrüche
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[404/0016] Abhandlungen. des Heinbergs bey Göttingen, von Jena und Genf) an der Stelle gelebt, wo man ſie nun verſteinert fin- det: ſie ſind nicht durch die ganze Maſſe des Kalk- ſteins zerſtreut, ſie ſind blos gewiſſen Schichten ei- gen. Man kann viele Felſen durchſuchen, ohne welche zu finden, wo man ſie aber antrift, ſind ſie in großer Menge und ſehr nahe beyſammen und ſie zeigen ſich beſonders in großen Höhen; Eigen- ſchaften, die ſie mit den Conchylien gemein haben, die man im Kalkſtein der hohen Alpen, der Schweiz und Salzburgs (welcher mit dem Zechſtein von Thü- ringen identiſch iſt,) findet, einem Kalkſtein, der über der Grauwake (oder ſehr altem Sandſtein) liegt. Uebrigens muß ich ſagen, daß, außer jenem neuen Sandſteinflöze mit kalkartiger Grundmaſſe, von dem ich vorhin geſprochen habe, die Verſtei- nerungen in dieſem nicht ſehr oft vorkommen, be- ſonders wurde ich erſtaunt, keinen einzigen Belem- niten oder Ammoniten, die in ällen Gebirgen von Europa ſo gemein ſind, zu finden. Der Llano des Orinoco, und ſelbſt des Rio negro ſind mit einer grobkörnigen Breccie (Nagelfluhe) bedeckt, die keine Muſcheln-Verſteinerungen enthält, und viel- leicht die andern Flözſchichten mit Verſteinerungen bedeckt. Aber dieſe Breccie enthält dagegen ver- ſteinerte Holzſtämme, die man zuweilen von der Länge einer Toiſe und vom Durchmeſſer von zwey Fuß findet. Sie ſcheinen einer Gattung von Mal- pighia anzugehören. Der Sandſtein, der alle Arten verſteinerte See- thiere enthält, (aus ihm beſtehen die Steinbrüche der Punta del Barrigon bey Araya) überſteigt nie die

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 5, S. 389-420, hier S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_skizze02_1802/16>, abgerufen am 25.04.2024.