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Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 4, S. 310-329.

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Abhandlungen.
Patagoniern erstrecken; allein es ist weit gefehlt,
dass die Ausdehnung dieser Llanos bis dahin gehe.
Sie sind keine ununterbrochenen Ebenen, vielmehr
sind sie dasselbe Phänomen, was uns Canada und
Yucatan, die Insel St. Domingo, der Norden von
Sierra de S. Martha, die Provinz Barcelona, und
das Land zwischen Monte-Video und Mendoza;
Neuholland, der östliche Theil von Ungarn und
das Hannöversche Gebiet -- zeigen. Sie sind durch
die Cordilleren von einander geschieden, und lie-
gen eben so wenig in Einer Ebene, als die Wüsten
(Llanos) von Afrika und die Steppen der Tartarey,
die sich Stufenweise erheben, so wie man sich vom
Meer entfernt.

Wenn man von den Einbrüchen absieht, wel-
che die Nordsee, das Mittelländische Meer u. s. w.
in der alten Welt verursacht haben, so zeigt sich die
Richtung ihrer Cordilleren doch nicht so sehr ver-
schieden von der in der neuen Welt, wie die meh-
resten Naturforscher behauptet haben; wir erken-
nen auch da die Spuren von mehreren hohen Ge-
bürgsketten, die von Norden nach Süden streichen,
und von denen andere von Osten nach Westen aus-
laufen. Die Granite und Glimmerschiefer von Nor-
wegen
, von Schottland, des Walliserlandes, der
Bretagne, der Provinz Galicien, von Alemtejo,
des Cap Bogador, (auf Teneriffa habe ich derglei-
chen mit Granaten gefunden,) des obern Guinea,
von Congo und vom Tafelberg; so wie die uran-
fänglichen Gebirge von Orenburg, des Caucasus,
Libanon
, von Abissynien und Madagaskar schei-
nen ursprünglich nichts anders als zwey grosse, dem
Meridian parallele Cordilleren dargestellt zu haben.

In

Abhandlungen.
Patagoniern erſtrecken; allein es iſt weit gefehlt,
daſs die Ausdehnung dieſer Llanos bis dahin gehe.
Sie ſind keine ununterbrochenen Ebenen, vielmehr
ſind ſie daſſelbe Phänomen, was uns Canada und
Yucatan, die Inſel St. Domingo, der Norden von
Sierra de S. Martha, die Provinz Barcelona, und
das Land zwiſchen Monte-Video und Mendoza;
Neuholland, der öſtliche Theil von Ungarn und
das Hannöverſche Gebiet — zeigen. Sie ſind durch
die Cordilleren von einander geſchieden, und lie-
gen eben ſo wenig in Einer Ebene, als die Wüſten
(Llanos) von Afrika und die Steppen der Tartarey,
die ſich Stufenweiſe erheben, ſo wie man ſich vom
Meer entfernt.

Wenn man von den Einbrüchen abſieht, wel-
che die Nordſee, das Mittelländiſche Meer u. ſ. w.
in der alten Welt verurſacht haben, ſo zeigt ſich die
Richtung ihrer Cordilleren doch nicht ſo ſehr ver-
ſchieden von der in der neuen Welt, wie die meh-
reſten Naturforſcher behauptet haben; wir erken-
nen auch da die Spuren von mehreren hohen Ge-
bürgsketten, die von Norden nach Süden ſtreichen,
und von denen andere von Oſten nach Weſten aus-
laufen. Die Granite und Glimmerſchiefer von Nor-
wegen
, von Schottland, des Walliſerlandes, der
Bretagne, der Provinz Galicien, von Alemtéjo,
des Cap Bogador, (auf Ténériffa habe ich derglei-
chen mit Granaten gefunden,) des obern Guinea,
von Congo und vom Tafelberg; ſo wie die uran-
fänglichen Gebirge von Orenburg, des Caucaſus,
Libanon
, von Abiſſynien und Madagaskar ſchei-
nen urſprünglich nichts anders als zwey groſse, dem
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[315/0007] Abhandlungen. Patagoniern erſtrecken; allein es iſt weit gefehlt, daſs die Ausdehnung dieſer Llanos bis dahin gehe. Sie ſind keine ununterbrochenen Ebenen, vielmehr ſind ſie daſſelbe Phänomen, was uns Canada und Yucatan, die Inſel St. Domingo, der Norden von Sierra de S. Martha, die Provinz Barcelona, und das Land zwiſchen Monte-Video und Mendoza; Neuholland, der öſtliche Theil von Ungarn und das Hannöverſche Gebiet — zeigen. Sie ſind durch die Cordilleren von einander geſchieden, und lie- gen eben ſo wenig in Einer Ebene, als die Wüſten (Llanos) von Afrika und die Steppen der Tartarey, die ſich Stufenweiſe erheben, ſo wie man ſich vom Meer entfernt. Wenn man von den Einbrüchen abſieht, wel- che die Nordſee, das Mittelländiſche Meer u. ſ. w. in der alten Welt verurſacht haben, ſo zeigt ſich die Richtung ihrer Cordilleren doch nicht ſo ſehr ver- ſchieden von der in der neuen Welt, wie die meh- reſten Naturforſcher behauptet haben; wir erken- nen auch da die Spuren von mehreren hohen Ge- bürgsketten, die von Norden nach Süden ſtreichen, und von denen andere von Oſten nach Weſten aus- laufen. Die Granite und Glimmerſchiefer von Nor- wegen, von Schottland, des Walliſerlandes, der Bretagne, der Provinz Galicien, von Alemtéjo, des Cap Bogador, (auf Ténériffa habe ich derglei- chen mit Granaten gefunden,) des obern Guinea, von Congo und vom Tafelberg; ſo wie die uran- fänglichen Gebirge von Orenburg, des Caucaſus, Libanon, von Abiſſynien und Madagaskar ſchei- nen urſprünglich nichts anders als zwey groſse, dem Meridian parallele Cordilleren dargeſtellt zu haben. In

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 4, S. 310-329, hier S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_skizze01_1802/7>, abgerufen am 21.11.2024.