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Humboldt, Alexander von: Ueber den polarisirenden Serpentinstein. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Aerzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen, Bd. 1, St. 2 (1797), S. 99-112.

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I.
Ueber den polarisirenden Serpentinstein.
Vom Hrn. Oberbergrath F. A. v. Humboldt.


Jn dem Jntelligenzblatt der Allgem. Literaturzeitung
(vorigen Jahrs Nr. 169. S. 1447.) habe ich bereits
angezeigt, daß ich mitten in Deutschland ein Magnet-
gebirge entdeckt habe, welches die auffallendsten geogno-
stischen und physikalischen Erscheinungen zeigt. Mit
Freuden sehe ich, daß diese Nachricht das lebhafteste
Jnteresse der Naturforscher auf sich gezogen hat. Al-
lerdings muß ein Kegelberg, welcher, unabhängig von
dem allgemeinen Magnetismus des Erdballs, gleich-
sam für sich ein isolirtes Ganzes ausmacht, ein Kegel-
berg, welcher auf seinem südlichen Abhange bloße Nord-
pole, auf seinem nördlichen bloße Südpole darbietet,
welcher nicht eine, sondern viele, in verschiednen Ebe-
nen liegende, parallele magnetische Axen hat, und wel-
cher die Magnetnadel schon in einer Entfernung von
22 Fuß aus ihrer natürlichen Lage reißt, gerechte
Verwunderung erregen. Wir wissen aus den Beob-
achtungen eines la Hire, Picard, Maraldi und Cassi-

ni,
G 2


I.
Ueber den polariſirenden Serpentinſtein.
Vom Hrn. Oberbergrath F. A. v. Humboldt.


Jn dem Jntelligenzblatt der Allgem. Literaturzeitung
(vorigen Jahrs Nr. 169. S. 1447.) habe ich bereits
angezeigt, daß ich mitten in Deutſchland ein Magnet-
gebirge entdeckt habe, welches die auffallendſten geogno-
ſtiſchen und phyſikaliſchen Erſcheinungen zeigt. Mit
Freuden ſehe ich, daß dieſe Nachricht das lebhafteſte
Jntereſſe der Naturforſcher auf ſich gezogen hat. Al-
lerdings muß ein Kegelberg, welcher, unabhaͤngig von
dem allgemeinen Magnetismus des Erdballs, gleich-
ſam fuͤr ſich ein iſolirtes Ganzes ausmacht, ein Kegel-
berg, welcher auf ſeinem ſuͤdlichen Abhange bloße Nord-
pole, auf ſeinem noͤrdlichen bloße Suͤdpole darbietet,
welcher nicht eine, ſondern viele, in verſchiednen Ebe-
nen liegende, parallele magnetiſche Axen hat, und wel-
cher die Magnetnadel ſchon in einer Entfernung von
22 Fuß aus ihrer natuͤrlichen Lage reißt, gerechte
Verwunderung erregen. Wir wiſſen aus den Beob-
achtungen eines la Hire, Picard, Maraldi und Caſſi-

ni,
G 2
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[0007] I. Ueber den polariſirenden Serpentinſtein. Vom Hrn. Oberbergrath F. A. v. Humboldt. Jn dem Jntelligenzblatt der Allgem. Literaturzeitung (vorigen Jahrs Nr. 169. S. 1447.) habe ich bereits angezeigt, daß ich mitten in Deutſchland ein Magnet- gebirge entdeckt habe, welches die auffallendſten geogno- ſtiſchen und phyſikaliſchen Erſcheinungen zeigt. Mit Freuden ſehe ich, daß dieſe Nachricht das lebhafteſte Jntereſſe der Naturforſcher auf ſich gezogen hat. Al- lerdings muß ein Kegelberg, welcher, unabhaͤngig von dem allgemeinen Magnetismus des Erdballs, gleich- ſam fuͤr ſich ein iſolirtes Ganzes ausmacht, ein Kegel- berg, welcher auf ſeinem ſuͤdlichen Abhange bloße Nord- pole, auf ſeinem noͤrdlichen bloße Suͤdpole darbietet, welcher nicht eine, ſondern viele, in verſchiednen Ebe- nen liegende, parallele magnetiſche Axen hat, und wel- cher die Magnetnadel ſchon in einer Entfernung von 22 Fuß aus ihrer natuͤrlichen Lage reißt, gerechte Verwunderung erregen. Wir wiſſen aus den Beob- achtungen eines la Hire, Picard, Maraldi und Caſſi- ni, G 2

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber den polarisirenden Serpentinstein. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Aerzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen, Bd. 1, St. 2 (1797), S. 99-112, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_serpentinstein_1797/7>, abgerufen am 28.03.2024.