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Humboldt, Alexander von: Versuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde. In: Bergmännisches Journal, Bd. V.1 (1792), S. 1–45, S. 97–141.

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Beobachtungen des Abts Giuseppe Toaldo selbst
die Mondnähe so wenig auf die Athmosphäre,
daß der Barometerstand kaum um 1/2 Linie ab-
nimmt - dennoch scheinen Versuche, die man
zu Rom und Paris anstellte (s. Etudes de la
Nature par J. B. de Saint-Pierre. 1788.
T. I. p.
6 und 17.) und Beobachtungen der
Seefahrer zu beweisen, daß die wasserauflö-
sende Kraft der Luft durch dieses so unwirksam
scheinende Mondlicht beträchtlich zunimmt.
Diese Erfahrung war selbst den Alten bekannt:
Ferunt Lunae foemineum ac molle sidus
- soluere humorem et trahere - gla-
ciem refundit, cunctaque humifico spiritu
laxat. Plin. II. 101.
und in Anwendung auf das
Verdünsten des salzigen Meerwassers: Africa
circa Vticam construit aceruos salis ad col-
lium speciem, qui, vbi Sole Lunaque in-
duruere, nullo humore liquescunt. Plin.
XXXI. 7.
Der Mond wirkt hierbey wahrschein-
lich nicht als erwärmender, sondern als leuch-
tender Körper. Denn nach den geistreichen
Versuchen der Herren Chaptal, Petit und
Dorthes (Annales de Chymie, 1789.
T. II. p. 92.
) befördert jedes Licht (ohne
Wärme) das Aufsteigen der Wasserdämpfe.

Die

Beobachtungen des Abts Giuſeppe Toaldo ſelbſt
die Mondnaͤhe ſo wenig auf die Athmosphaͤre,
daß der Barometerſtand kaum um ½ Linie ab-
nimmt – dennoch ſcheinen Verſuche, die man
zu Rom und Paris anſtellte (ſ. Etudes de la
Nature par J. B. de Saint-Pierre. 1788.
T. I. p.
6 und 17.) und Beobachtungen der
Seefahrer zu beweiſen, daß die waſſeraufloͤ-
ſende Kraft der Luft durch dieſes ſo unwirkſam
ſcheinende Mondlicht betraͤchtlich zunimmt.
Dieſe Erfahrung war ſelbſt den Alten bekannt:
Ferunt Lunae foemineum ac molle ſidus
– ſoluere humorem et trahere – gla-
ciem refundit, cunctaque humifico ſpiritu
laxat. Plin. II. 101.
und in Anwendung auf das
Verduͤnſten des ſalzigen Meerwaſſers: Africa
circa Vticam conſtruit aceruos ſalis ad col-
lium ſpeciem, qui, vbi Sole Lunaque in-
duruere, nullo humore liquescunt. Plin.
XXXI. 7.
Der Mond wirkt hierbey wahrſchein-
lich nicht als erwaͤrmender, ſondern als leuch-
tender Koͤrper. Denn nach den geiſtreichen
Verſuchen der Herren Chaptal, Petit und
Dorthes (Annales de Chymie, 1789.
T. II. p. 92.
) befoͤrdert jedes Licht (ohne
Waͤrme) das Aufſteigen der Waſſerdaͤmpfe.

Die
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[31/0032] Beobachtungen des Abts Giuſeppe Toaldo ſelbſt die Mondnaͤhe ſo wenig auf die Athmosphaͤre, daß der Barometerſtand kaum um ½ Linie ab- nimmt – dennoch ſcheinen Verſuche, die man zu Rom und Paris anſtellte (ſ. Etudes de la Nature par J. B. de Saint-Pierre. 1788. T. I. p. 6 und 17.) und Beobachtungen der Seefahrer zu beweiſen, daß die waſſeraufloͤ- ſende Kraft der Luft durch dieſes ſo unwirkſam ſcheinende Mondlicht betraͤchtlich zunimmt. Dieſe Erfahrung war ſelbſt den Alten bekannt: Ferunt Lunae foemineum ac molle ſidus – ſoluere humorem et trahere – gla- ciem refundit, cunctaque humifico ſpiritu laxat. Plin. II. 101. und in Anwendung auf das Verduͤnſten des ſalzigen Meerwaſſers: Africa circa Vticam conſtruit aceruos ſalis ad col- lium ſpeciem, qui, vbi Sole Lunaque in- duruere, nullo humore liquescunt. Plin. XXXI. 7. Der Mond wirkt hierbey wahrſchein- lich nicht als erwaͤrmender, ſondern als leuch- tender Koͤrper. Denn nach den geiſtreichen Verſuchen der Herren Chaptal, Petit und Dorthes (Annales de Chymie, 1789. T. II. p. 92.) befoͤrdert jedes Licht (ohne Waͤrme) das Aufſteigen der Waſſerdaͤmpfe. Die

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Versuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde. In: Bergmännisches Journal, Bd. V.1 (1792), S. 1–45, S. 97–141, hier S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_salzwerkskunde_1792/32>, abgerufen am 25.04.2024.