Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Ueber die Anwendung des Galvanischen Reizmittels auf die praktische Heilkunde. Ein Schreiben des Hrn. Obergerbraths von Humboldt an den Herausgeber. In: Journal für die Chirurgie, Geburtshülfe und gerichtliche Arzneykunde, Bd. 1 (1797), S. 447-471.

Bild:
<< vorherige Seite

sche Schläge, durchs Herz geleitet, zur Wiedererweckung
wirken. Jn Fällen, wo dieses Mittel fehl schlägt, wä-
re das elektrische Fluidum auf dem Wege vom Mastdarm
zur Zunge zu versuchen. Wenigstens ließe sich von die-
sem Mittel mehr, als von den Klystieren von Tabacks-
rauch erwarten, welche den Ruf nicht verdienen, den
ihnen holländische Aerzte verschafft haben. Daß übri-
gens starke Schläge einer Kleistischen Flasche die schlum-
mernden Lebenskräfte gänzlich vernichten, und wie das
Rettungsmittel der Genuesischen Galeerensklaven wirken
würden; dieser Einwurf bedarf, nach dem, was Herr
Fothergill*) darüber geäussert hat, keiner Beleuch-
tung mehr.

III. Verspricht der Metallreiz in Augen-
krankheiten, Paralysen der Extremitäten

*) Neue Untersuchung über Hemmung der Le-
benskräfte
1796 S. 114. -- Auf einer Galeere im Hafen
von Genua erzählt man mir, daß man, einem alten Her-
kommen gemäß, die todten Sklaven, ehe man sie ins Meer
senkt, mit einem ungeheuren Hammer vor die Stirn schlägt.
Die Ursache dieser brutalen Ceremonie soll in der Besorg-
niß liegen, daß einige Sklaven sich tod stellen könnten, um
durch Schwimmen nach dem Versenken zu entkommen. Ein
kräftigeres Erweckungsmittel war freylich nicht zu erdencken!
Es bewirkt auf einmal, was der gemeine Bader, in
dessen Hände der Erstickte fällt, mit dem Schnäpper oder der
Lanzette langsam herbeyführt.
H.

ſche Schlaͤge, durchs Herz geleitet, zur Wiedererweckung
wirken. Jn Faͤllen, wo dieſes Mittel fehl ſchlaͤgt, waͤ-
re das elektriſche Fluidum auf dem Wege vom Maſtdarm
zur Zunge zu verſuchen. Wenigſtens ließe ſich von die-
ſem Mittel mehr, als von den Klyſtieren von Tabacks-
rauch erwarten, welche den Ruf nicht verdienen, den
ihnen hollaͤndiſche Aerzte verſchafft haben. Daß uͤbri-
gens ſtarke Schlaͤge einer Kleiſtiſchen Flaſche die ſchlum-
mernden Lebenskraͤfte gaͤnzlich vernichten, und wie das
Rettungsmittel der Genueſiſchen Galeerenſklaven wirken
wuͤrden; dieſer Einwurf bedarf, nach dem, was Herr
Fothergill*) daruͤber geaͤuſſert hat, keiner Beleuch-
tung mehr.

III. Verſpricht der Metallreiz in Augen-
krankheiten, Paralyſen der Extremitaͤten

*) Neue Unterſuchung uͤber Hemmung der Le-
benskraͤfte
1796 S. 114. — Auf einer Galeere im Hafen
von Genua erzaͤhlt man mir, daß man, einem alten Her-
kommen gemaͤß, die todten Sklaven, ehe man ſie ins Meer
ſenkt, mit einem ungeheuren Hammer vor die Stirn ſchlaͤgt.
Die Urſache dieſer brutalen Ceremonie ſoll in der Beſorg-
niß liegen, daß einige Sklaven ſich tod ſtellen koͤnnten, um
durch Schwimmen nach dem Verſenken zu entkommen. Ein
kraͤftigeres Erweckungsmittel war freylich nicht zu erdencken!
Es bewirkt auf einmal, was der gemeine Bader, in
deſſen Haͤnde der Erſtickte faͤllt, mit dem Schnaͤpper oder der
Lanzette langſam herbeyfuͤhrt.
H.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0019" n="464"/>
&#x017F;che Schla&#x0364;ge, durchs Herz geleitet, zur Wiedererweckung<lb/>
wirken. Jn Fa&#x0364;llen, wo die&#x017F;es Mittel fehl &#x017F;chla&#x0364;gt, wa&#x0364;-<lb/>
re das elektri&#x017F;che Fluidum auf dem Wege vom Ma&#x017F;tdarm<lb/>
zur Zunge zu ver&#x017F;uchen. Wenig&#x017F;tens ließe &#x017F;ich von die-<lb/>
&#x017F;em Mittel mehr, als von den Kly&#x017F;tieren von Tabacks-<lb/>
rauch erwarten, welche den Ruf nicht verdienen, den<lb/>
ihnen holla&#x0364;ndi&#x017F;che Aerzte ver&#x017F;chafft haben. Daß u&#x0364;bri-<lb/>
gens &#x017F;tarke Schla&#x0364;ge einer Klei&#x017F;ti&#x017F;chen Fla&#x017F;che die &#x017F;chlum-<lb/>
mernden Lebenskra&#x0364;fte ga&#x0364;nzlich vernichten, und wie das<lb/>
Rettungsmittel der Genue&#x017F;i&#x017F;chen Galeeren&#x017F;klaven wirken<lb/>
wu&#x0364;rden; die&#x017F;er Einwurf bedarf, nach dem, was Herr<lb/><hi rendition="#g">Fothergill</hi><note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Neue Unter&#x017F;uchung u&#x0364;ber Hemmung der Le-<lb/>
benskra&#x0364;fte</hi> 1796 S. 114. &#x2014; Auf einer Galeere im Hafen<lb/>
von <hi rendition="#g">Genua</hi> erza&#x0364;hlt man mir, daß man, einem alten Her-<lb/>
kommen gema&#x0364;ß, die todten Sklaven, ehe man &#x017F;ie ins Meer<lb/>
&#x017F;enkt, mit einem ungeheuren Hammer vor die Stirn &#x017F;chla&#x0364;gt.<lb/>
Die Ur&#x017F;ache die&#x017F;er brutalen Ceremonie &#x017F;oll in der Be&#x017F;org-<lb/>
niß liegen, daß einige Sklaven &#x017F;ich tod &#x017F;tellen ko&#x0364;nnten, um<lb/>
durch Schwimmen nach dem Ver&#x017F;enken zu entkommen. Ein<lb/>
kra&#x0364;ftigeres Erweckungsmittel war freylich nicht zu erdencken!<lb/>
Es bewirkt <hi rendition="#g">auf einmal</hi>, was der gemeine Bader, in<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Ha&#x0364;nde der Er&#x017F;tickte fa&#x0364;llt, mit dem Schna&#x0364;pper oder der<lb/>
Lanzette <hi rendition="#g">lang&#x017F;am</hi> herbeyfu&#x0364;hrt.<lb/><hi rendition="#et">H.</hi></note> daru&#x0364;ber gea&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert hat, keiner Beleuch-<lb/>
tung mehr.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#aq">III.</hi> <hi rendition="#g">Ver&#x017F;pricht der Metallreiz in Augen-<lb/>
krankheiten, Paraly&#x017F;en der Extremita&#x0364;ten<lb/></hi> </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[464/0019] ſche Schlaͤge, durchs Herz geleitet, zur Wiedererweckung wirken. Jn Faͤllen, wo dieſes Mittel fehl ſchlaͤgt, waͤ- re das elektriſche Fluidum auf dem Wege vom Maſtdarm zur Zunge zu verſuchen. Wenigſtens ließe ſich von die- ſem Mittel mehr, als von den Klyſtieren von Tabacks- rauch erwarten, welche den Ruf nicht verdienen, den ihnen hollaͤndiſche Aerzte verſchafft haben. Daß uͤbri- gens ſtarke Schlaͤge einer Kleiſtiſchen Flaſche die ſchlum- mernden Lebenskraͤfte gaͤnzlich vernichten, und wie das Rettungsmittel der Genueſiſchen Galeerenſklaven wirken wuͤrden; dieſer Einwurf bedarf, nach dem, was Herr Fothergill *) daruͤber geaͤuſſert hat, keiner Beleuch- tung mehr. III. Verſpricht der Metallreiz in Augen- krankheiten, Paralyſen der Extremitaͤten *) Neue Unterſuchung uͤber Hemmung der Le- benskraͤfte 1796 S. 114. — Auf einer Galeere im Hafen von Genua erzaͤhlt man mir, daß man, einem alten Her- kommen gemaͤß, die todten Sklaven, ehe man ſie ins Meer ſenkt, mit einem ungeheuren Hammer vor die Stirn ſchlaͤgt. Die Urſache dieſer brutalen Ceremonie ſoll in der Beſorg- niß liegen, daß einige Sklaven ſich tod ſtellen koͤnnten, um durch Schwimmen nach dem Verſenken zu entkommen. Ein kraͤftigeres Erweckungsmittel war freylich nicht zu erdencken! Es bewirkt auf einmal, was der gemeine Bader, in deſſen Haͤnde der Erſtickte faͤllt, mit dem Schnaͤpper oder der Lanzette langſam herbeyfuͤhrt. H.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_reizmittel_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_reizmittel_1797/19
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die Anwendung des Galvanischen Reizmittels auf die praktische Heilkunde. Ein Schreiben des Hrn. Obergerbraths von Humboldt an den Herausgeber. In: Journal für die Chirurgie, Geburtshülfe und gerichtliche Arzneykunde, Bd. 1 (1797), S. 447-471, hier S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_reizmittel_1797/19>, abgerufen am 18.12.2024.