Humboldt, Alexander von: Ueber die Anwendung des Galvanischen Reizmittels auf die praktische Heilkunde. Ein Schreiben des Hrn. Obergerbraths von Humboldt an den Herausgeber. In: Journal für die Chirurgie, Geburtshülfe und gerichtliche Arzneykunde, Bd. 1 (1797), S. 447-471.eine Erscheinung so in Erstaunen gesetzt! Jch galvanisir- *) Jch bemerke ausdrücklich, daß ich den Muskel unmittelbar ar- mirte, weil Herr Creve dem Hrn. Anschel vorwirft, daß er den Nerven allein gereitzt habe. **) Creve S. 207 und 222.
H. eine Erſcheinung ſo in Erſtaunen geſetzt! Jch galvaniſir- *) Jch bemerke ausdruͤcklich, daß ich den Muſkel unmittelbar ar- mirte, weil Herr Creve dem Hrn. Anſchel vorwirft, daß er den Nerven allein gereitzt habe. **) Creve S. 207 und 222.
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eine Erſcheinung ſo in Erſtaunen geſetzt! Jch galvaniſir-
te die Hinterſchenkel immer von neuem, aber keine Er-
ſchuͤtterung erfolgte, ich mochte den Nerven allein, oder
dieſen und den Muſkel beruͤhren *). Herr Himly fand
eine aͤhnliche Unerregbarkeit **) der iſchiatiſchen Nerven
an zwey Froͤſchen, welche vor und nach der Anwendung
des Metallreitzes im Schwimmen vollkommene willkuͤhrli-
che Muſkelbewegung aͤußerten. Herr Anſchel toͤdtete
eine Huͤndin in Kohlenſaurer Luft, und fand das Gal-
vaniſche Experiment an den Extremitaͤten nur vierzehn
Minuten lang wirkſam, waͤhrend daß das Herz drittehalb
Stunden lang Zeichen von Reitzbarkeit von ſich gab.
Dieſer Fall gehoͤrt gewiß zu den ſeltenſten Erſcheinungen;
aber er iſt nicht Hypotheſe, ſondern eine einfache That-
ſache. Denken wir uns nun auf einen Augenblick aͤhnli-
che Wirkungen der Aſphyxie auf einen menſchlichen Koͤr-
per, Unerregbarkeit der aͤuſſeren, Erregbarkeit der inne-
ren Theile — und der Gedanke muß uns zuruͤckſchrecken,
nach dem neuen Pruͤfungsmittel einen Koͤrper fuͤr eine
Leiche zu erklaͤren, in dem ein elektriſcher Schlag (nach
Fothergills Methode) durchs Herz geleitet, dieſen
wichtigen Muſkel vielleicht wieder zu Pulſationen er-
weckt, und mit dem arteriellen Blute dem uͤbrigen Sy-
*) Jch bemerke ausdruͤcklich, daß ich den Muſkel unmittelbar ar-
mirte, weil Herr Creve dem Hrn. Anſchel vorwirft,
daß er den Nerven allein gereitzt habe.
**) Creve S. 207 und 222.
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Zitationshilfe: | Humboldt, Alexander von: Ueber die Anwendung des Galvanischen Reizmittels auf die praktische Heilkunde. Ein Schreiben des Hrn. Obergerbraths von Humboldt an den Herausgeber. In: Journal für die Chirurgie, Geburtshülfe und gerichtliche Arzneykunde, Bd. 1 (1797), S. 447-471, hier S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_reizmittel_1797/10>, abgerufen am 03.07.2024. |