Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

Bild:
<< vorherige Seite

die St. Georgs-Bänke giebt es keinen wichtigeren Punkt als den, wo der Hauptstrom sich plötzlich gegen Südost, Süd-Süd-Ost und Süden wendet. Das Mittel vieler Beobachtungen giebt für diesen Wendepunkt long. 42°1/2 und lat. 43°. Alle Temperatur-Beobachtungen, welche sich auf die Nähe dieser Gegend beziehen (es giebt deren wenige sichere), haben ein großes Interesse. Die genauesten und befriedigendsten von allen sind die, welche Admiral Beaufort im August 1809 angestellt:

lat. 42° 1/2,long. 42° 18'Temperatur 23°,3Richtung Südost,
" 40° 1/4," 35° 50'" 23°,9" südlich,
" 40°" 33° 20'" 22°,2" südlich.
Die letzte Beobachtung fällt nord-nord-östlich von Corvo in eine Entfernung von nur 4 geographischen Meilen.1

Etwas östlicher als, wo der Golfstrom sich nach Südost und allmälig ganz nach Süden wendet, liegt in long. 41° 20' die mittlere Achse des Streifens, den man zwischen lat. 40° und 20° das Sargasso-Meer zu nennen pflegt. Es sind in diesem Streifen bis lat. 27°, ja selbst bis 26° 1/3 , im August Wasser zu 25°,5 Temperatur von einem genauen Beobachter (Capitän Alsager) gefunden worden. Das ist aber die September- und November-Temperatur des Maximums, welches in dieser Breite dem atlantischen Meere zukommt.2 Die Anhäufung fester, dichter Körper, der Zweige und Blätter des Seetangs, vermehrt die Tageswärme durch Insolation: eine Vermehrung, welche die nächtliche Strahlung wohl nicht ganz compensirt; es scheint mir daher sehr ungewiß, ob so weit südlich der Golfstrom mit Sicherheit zu erkennen ist. Capitän Livingston fand den Golfstrom 1818 ausgebreitet bis in den Meridian von

1 Rennell p. 270 und 351.
2 Humboldt, Rel. hist. T. III. p. 521.

die St. Georgs-Bänke giebt es keinen wichtigeren Punkt als den, wo der Hauptstrom sich plötzlich gegen Südost, Süd-Süd-Ost und Süden wendet. Das Mittel vieler Beobachtungen giebt für diesen Wendepunkt long. 42°½ und lat. 43°. Alle Temperatur-Beobachtungen, welche sich auf die Nähe dieser Gegend beziehen (es giebt deren wenige sichere), haben ein großes Interesse. Die genauesten und befriedigendsten von allen sind die, welche Admiral Beaufort im August 1809 angestellt:

lat. 42° ½,long. 42° 18′Temperatur 23°,3Richtung Südost,
〃 40° ¼,〃 35° 50′〃 23°,9〃 südlich,
〃 40°〃 33° 20′〃 22°,2〃 südlich.
Die letzte Beobachtung fällt nord-nord-östlich von Corvo in eine Entfernung von nur 4 geographischen Meilen.1

Etwas östlicher als, wo der Golfstrom sich nach Südost und allmälig ganz nach Süden wendet, liegt in long. 41° 20′ die mittlere Achse des Streifens, den man zwischen lat. 40° und 20° das Sargasso-Meer zu nennen pflegt. Es sind in diesem Streifen bis lat. 27°, ja selbst bis 26°⅓, im August Wasser zu 25°,5 Temperatur von einem genauen Beobachter (Capitän Alsager) gefunden worden. Das ist aber die September- und November-Temperatur des Maximums, welches in dieser Breite dem atlantischen Meere zukommt.2 Die Anhäufung fester, dichter Körper, der Zweige und Blätter des Seetangs, vermehrt die Tageswärme durch Insolation: eine Vermehrung, welche die nächtliche Strahlung wohl nicht ganz compensirt; es scheint mir daher sehr ungewiß, ob so weit südlich der Golfstrom mit Sicherheit zu erkennen ist. Capitän Livingston fand den Golfstrom 1818 ausgebreitet bis in den Meridian von

1 Rennell p. 270 und 351.
2 Humboldt, Rel. hist. T. III. p. 521.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0092" n="122"/>
die <placeName>St. Georgs-Bänke</placeName> giebt es keinen wichtigeren Punkt als den, wo der Hauptstrom sich plötzlich gegen Südost, Süd-Süd-Ost und Süden wendet. Das Mittel vieler Beobachtungen giebt für diesen Wendepunkt <hi rendition="#aq">long</hi>. 42°½ und <hi rendition="#aq">lat.</hi> 43°. Alle Temperatur-Beobachtungen, welche sich auf die Nähe dieser Gegend beziehen (es giebt deren wenige sichere), haben ein großes Interesse. Die genauesten und befriedigendsten von allen sind die, welche Admiral <persName>Beaufort</persName> im August 1809 angestellt:<lb/><table><row><cell><hi rendition="#aq">lat</hi>. 42° ½,</cell><cell><hi rendition="#aq">long</hi>. 42° 18&#x2032;</cell><cell><choice><abbr>Temp.</abbr><expan resp="#CT">Temperatur</expan></choice> 23°,3</cell><cell>Richtung Südost,</cell></row><lb/><row><cell>&#x3003; 40° ¼,</cell><cell>&#x3003; 35° 50&#x2032;</cell><cell>&#x3003; 23°,9</cell><cell>&#x3003; südlich,</cell></row><lb/><row><cell>&#x3003; 40°</cell><cell>&#x3003; 33° 20&#x2032;</cell><cell>&#x3003; 22°,2</cell><cell>&#x3003; südlich.</cell></row><lb/></table> Die letzte Beobachtung fällt nord-nord-östlich von <placeName>Corvo</placeName> in eine Entfernung von nur 4 geographischen Meilen.<note place="foot" n="1"><hi rendition="#g">Rennell</hi> p. 270 und 351.<lb/></note></p><lb/>
            <p>Etwas östlicher als, wo der Golfstrom sich nach Südost und allmälig ganz nach Süden wendet, liegt in <hi rendition="#aq">long.</hi> 41° 20&#x2032; die mittlere Achse des Streifens, den man zwischen <hi rendition="#aq">lat</hi>. 40° und 20° das <hi rendition="#g"><placeName>Sargasso-Meer</placeName></hi> zu nennen pflegt. Es sind in diesem Streifen bis <hi rendition="#aq">lat.</hi> 27°, ja selbst bis 26°&#x2153;, im August Wasser zu 25°,5 Temperatur von einem genauen Beobachter (<choice><abbr>Cap.</abbr><expan resp="#AvH-Fsst">Capitän</expan></choice> <persName>Alsager</persName>) gefunden worden. Das ist aber die September- und November-Temperatur des Maximums, welches in dieser Breite dem <placeName>atlantischen Meere</placeName> zukommt.<note place="foot" n="2"><hi rendition="#g">Humboldt</hi>, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Rel. hist. T. III</hi>. p. 521.</hi><lb/></note> Die Anhäufung fester, dichter Körper, der Zweige und Blätter des Seetangs, vermehrt die Tageswärme durch Insolation: eine Vermehrung, welche die nächtliche Strahlung wohl nicht ganz compensirt; es scheint mir daher sehr ungewiß, ob so weit südlich der Golfstrom mit Sicherheit zu erkennen ist. Capitän <persName>Livingston</persName> fand den Golfstrom 1818 ausgebreitet bis in den Meridian von<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0092] die St. Georgs-Bänke giebt es keinen wichtigeren Punkt als den, wo der Hauptstrom sich plötzlich gegen Südost, Süd-Süd-Ost und Süden wendet. Das Mittel vieler Beobachtungen giebt für diesen Wendepunkt long. 42°½ und lat. 43°. Alle Temperatur-Beobachtungen, welche sich auf die Nähe dieser Gegend beziehen (es giebt deren wenige sichere), haben ein großes Interesse. Die genauesten und befriedigendsten von allen sind die, welche Admiral Beaufort im August 1809 angestellt: lat. 42° ½, long. 42° 18′ Temp. 23°,3 Richtung Südost, 〃 40° ¼, 〃 35° 50′ 〃 23°,9 〃 südlich, 〃 40° 〃 33° 20′ 〃 22°,2 〃 südlich. Die letzte Beobachtung fällt nord-nord-östlich von Corvo in eine Entfernung von nur 4 geographischen Meilen. 1 Etwas östlicher als, wo der Golfstrom sich nach Südost und allmälig ganz nach Süden wendet, liegt in long. 41° 20′ die mittlere Achse des Streifens, den man zwischen lat. 40° und 20° das Sargasso-Meer zu nennen pflegt. Es sind in diesem Streifen bis lat. 27°, ja selbst bis 26°⅓, im August Wasser zu 25°,5 Temperatur von einem genauen Beobachter (Cap. Alsager) gefunden worden. Das ist aber die September- und November-Temperatur des Maximums, welches in dieser Breite dem atlantischen Meere zukommt. 2 Die Anhäufung fester, dichter Körper, der Zweige und Blätter des Seetangs, vermehrt die Tageswärme durch Insolation: eine Vermehrung, welche die nächtliche Strahlung wohl nicht ganz compensirt; es scheint mir daher sehr ungewiß, ob so weit südlich der Golfstrom mit Sicherheit zu erkennen ist. Capitän Livingston fand den Golfstrom 1818 ausgebreitet bis in den Meridian von 1 Rennell p. 270 und 351. 2 Humboldt, Rel. hist. T. III. p. 521.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/92
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/92>, abgerufen am 03.05.2024.