Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

Bild:
<< vorherige Seite

in dem Elastisch-Flüssigen (dem Luftmeere) und dem Tropfbar-Flüssigen (dem Oceane, welcher mit jenem, auf ihm ruhenden, in Wechselwirkung der Bewegung und Wärme-Vertheilung steht) hängt von der Betrachtung dreier variabler Elemente: Richtung, Geschwindigkeit und Temperatur, ab. In beiden, sonst so wesentlich von einander verschiedenen, in ihrer Contact-Fläche scharf begrenzten, erdumhüllenden Schichten (in der Atmosphäre und in dem Ocean) wird das letzte der drei eben genannten Elemente, die Temperatur, durch die zwei anderen, die Richtung und die Geschwindigkeit, bestimmt. Ist die Meeresströmung in der Bahama-Straße durch heftige, die Barometer-Höhe vermehrende und den regelmäßigen Wechsel der atmosphärischen Ebbe und Fluth (die stündlichen Variationen der Quecksilbersäule) störende Nordstürme, wie ich es an den Küsten von Florida erfahren, in ihrem Laufe auf eine beträchtliche Zeit gehemmt, d. h. in ihrer Schnelligkeit gemindert; so sinkt die Temperatur des Golfstroms, 700 geographische Meilen weit, da, wo sich derselbe, in nordöstlicher Richtung, gegen die westlichsten der azorischen Inseln, Corvo und Flores, hin, in eine große Wiese von Seetang (Mar de Sargasso) verliert. Auf gleiche Weise nehmen Kälte und Höhe des Barometerstandes: in Europa mit der Schnelligkeit des Nordost-Windes, in der Südspitze des Neuen Continents und in den Malouinen mit der Schnelligkeit des Südwest-Windes, zu. Richtung der Luft- und Meeresströme: je nachdem sie die Meridiane in verschiedenen Winkeln durchschneiden, aus höheren Breiten sich zu niederen oder umgekehrt bewegen; bestimmt den Temperatur-Unterschied zwischen der zuströmenden Luft- oder Wassermasse und der ruhenden, zu der sie sich mischt oder die sie flußartig durchschneidet. Wie die Klimate und die wichtigsten meteorologischen

in dem Elastisch-Flüssigen (dem Luftmeere) und dem Tropfbar-Flüssigen (dem Oceane, welcher mit jenem, auf ihm ruhenden, in Wechselwirkung der Bewegung und Wärme-Vertheilung steht) hängt von der Betrachtung dreier variabler Elemente: Richtung, Geschwindigkeit und Temperatur, ab. In beiden, sonst so wesentlich von einander verschiedenen, in ihrer Contact-Fläche scharf begrenzten, erdumhüllenden Schichten (in der Atmosphäre und in dem Ocean) wird das letzte der drei eben genannten Elemente, die Temperatur, durch die zwei anderen, die Richtung und die Geschwindigkeit, bestimmt. Ist die Meeresströmung in der Bahama-Straße durch heftige, die Barometer-Höhe vermehrende und den regelmäßigen Wechsel der atmosphärischen Ebbe und Fluth (die stündlichen Variationen der Quecksilbersäule) störende Nordstürme, wie ich es an den Küsten von Florida erfahren, in ihrem Laufe auf eine beträchtliche Zeit gehemmt, d. h. in ihrer Schnelligkeit gemindert; so sinkt die Temperatur des Golfstroms, 700 geographische Meilen weit, da, wo sich derselbe, in nordöstlicher Richtung, gegen die westlichsten der azorischen Inseln, Corvo und Flores, hin, in eine große Wiese von Seetang (Mar de Sargasso) verliert. Auf gleiche Weise nehmen Kälte und Höhe des Barometerstandes: in Europa mit der Schnelligkeit des Nordost-Windes, in der Südspitze des Neuen Continents und in den Malouinen mit der Schnelligkeit des Südwest-Windes, zu. Richtung der Luft- und Meeresströme: je nachdem sie die Meridiane in verschiedenen Winkeln durchschneiden, aus höheren Breiten sich zu niederen oder umgekehrt bewegen; bestimmt den Temperatur-Unterschied zwischen der zuströmenden Luft- oder Wassermasse und der ruhenden, zu der sie sich mischt oder die sie flußartig durchschneidet. Wie die Klimate und die wichtigsten meteorologischen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0002" n="32"/>
in dem Elastisch-Flüssigen (dem Luftmeere) und dem Tropfbar-Flüssigen (dem Oceane, welcher mit jenem, auf ihm ruhenden, in Wechselwirkung der Bewegung und Wärme-Vertheilung steht) hängt von der Betrachtung dreier variabler Elemente: <hi rendition="#g">Richtung, Geschwindigkeit</hi> und <hi rendition="#g">Temperatur</hi>, ab. In beiden, sonst so wesentlich von einander verschiedenen, in ihrer Contact-Fläche scharf begrenzten, erdumhüllenden Schichten (in der Atmosphäre und in dem Ocean) wird das letzte der drei eben genannten Elemente, die Temperatur, durch die zwei anderen, die Richtung und die Geschwindigkeit, bestimmt. Ist die Meeresströmung in der <placeName>Bahama-Straße</placeName> durch heftige, die Barometer-Höhe vermehrende und den regelmäßigen Wechsel der atmosphärischen Ebbe und Fluth (die stündlichen Variationen der Quecksilbersäule) störende Nordstürme, wie ich es an den Küsten von <placeName>Florida</placeName> erfahren, in ihrem Laufe auf eine beträchtliche Zeit gehemmt, d. h. in ihrer Schnelligkeit gemindert; so sinkt die Temperatur des Golfstroms, 700 geographische Meilen weit, da, wo sich derselbe, in nordöstlicher Richtung, gegen die westlichsten der <placeName>azorischen Inseln,</placeName>  <placeName>Corvo</placeName> und <placeName>Flores,</placeName> hin, in eine große Wiese von Seetang (<hi rendition="#aq">Mar de Sargasso</hi>) verliert. Auf gleiche Weise nehmen Kälte und Höhe des Barometerstandes: in <placeName>Europa</placeName> mit der Schnelligkeit des Nordost-Windes, in der Südspitze des Neuen Continents und in den Malouinen mit der Schnelligkeit des Südwest-Windes, zu. Richtung der Luft- und Meeresströme: je nachdem sie die Meridiane in verschiedenen Winkeln durchschneiden, aus höheren Breiten sich zu niederen oder umgekehrt bewegen; bestimmt den Temperatur-Unterschied zwischen der zuströmenden Luft- oder Wassermasse und der ruhenden, zu der sie sich mischt oder die sie flußartig durchschneidet. Wie die Klimate und die wichtigsten meteorologischen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0002] in dem Elastisch-Flüssigen (dem Luftmeere) und dem Tropfbar-Flüssigen (dem Oceane, welcher mit jenem, auf ihm ruhenden, in Wechselwirkung der Bewegung und Wärme-Vertheilung steht) hängt von der Betrachtung dreier variabler Elemente: Richtung, Geschwindigkeit und Temperatur, ab. In beiden, sonst so wesentlich von einander verschiedenen, in ihrer Contact-Fläche scharf begrenzten, erdumhüllenden Schichten (in der Atmosphäre und in dem Ocean) wird das letzte der drei eben genannten Elemente, die Temperatur, durch die zwei anderen, die Richtung und die Geschwindigkeit, bestimmt. Ist die Meeresströmung in der Bahama-Straße durch heftige, die Barometer-Höhe vermehrende und den regelmäßigen Wechsel der atmosphärischen Ebbe und Fluth (die stündlichen Variationen der Quecksilbersäule) störende Nordstürme, wie ich es an den Küsten von Florida erfahren, in ihrem Laufe auf eine beträchtliche Zeit gehemmt, d. h. in ihrer Schnelligkeit gemindert; so sinkt die Temperatur des Golfstroms, 700 geographische Meilen weit, da, wo sich derselbe, in nordöstlicher Richtung, gegen die westlichsten der azorischen Inseln, Corvo und Flores, hin, in eine große Wiese von Seetang (Mar de Sargasso) verliert. Auf gleiche Weise nehmen Kälte und Höhe des Barometerstandes: in Europa mit der Schnelligkeit des Nordost-Windes, in der Südspitze des Neuen Continents und in den Malouinen mit der Schnelligkeit des Südwest-Windes, zu. Richtung der Luft- und Meeresströme: je nachdem sie die Meridiane in verschiedenen Winkeln durchschneiden, aus höheren Breiten sich zu niederen oder umgekehrt bewegen; bestimmt den Temperatur-Unterschied zwischen der zuströmenden Luft- oder Wassermasse und der ruhenden, zu der sie sich mischt oder die sie flußartig durchschneidet. Wie die Klimate und die wichtigsten meteorologischen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/2
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/2>, abgerufen am 28.03.2024.