Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

Bild:
<< vorherige Seite

Anomalie ist auf der Weltumseglung von Du Petit Thouars auf der Fregatte Venus beobachtet worden. Man gelangte am 14 August 1838 in der Nähe der Marquesas-Inseln plötzlich von einer sondirten Tiefe von 200 Faden über eine Sandbank, die nur mit 6 bis 8 Faden Wasser bedeckt war. Die Meeres-Temperatur blieb dieselbe: 21°,2 R. (vor der Bank in 6stündiger Fahrt 21°,4 und 21°,5; auf der Bank 21°,2; jenseits der Bank immerfort dieselbe Temperatur 21°,2). "On ne doit donc pas dire", sagt Arago, "que l'eau doit toujours etre plus froide sur un banc qu'en pleine mer. Le refroidissement est la consequence ordinaire du peu de profondeur et du voisinage d'un banc; mais certaines causes peuvent masquer l'effet."1 Eine plötzliche Abnahme der Wärme des Oceans ist immer der ernstesten Beachtung des Piloten werth; sie kündigt ihm eine Veränderung in der Strömung oder die Nähe einer Untiefe an: aber so wie es Untiefen giebt, auf denen das Wasser nicht milchig ist und die sich durch keine Farben-Verschiedenheit auszeichnen, so giebt es auch welche, die auf keine bemerkbare Weise die Temperatur des Wassers vermindern. Diese negative Behauptung wird auch bestätigt durch die Beobachtungen, welche Sabine unter dem Einfluß sehr heftiger Strömung (Pendulum Experiments 1825 p 445) an den überaus flachen Küsten (shallow coast) der Insel Maranham; und ein vortrefflicher Beobachter, Professor Meyen, bei den Sandwich-Inseln, bei Ascension und in der indo-chinesischen Gaspar-Straße (Reise des preußischen Schiffs Prinzessin Luise Th. II. S. 97 und 401) sammelten.

Auf Seereisen im hohen Norden hat man einen sehr

1 Voyage de la Venus T. X. (Partie physique, par Mr. de Tessan) p. 29.

Anomalie ist auf der Weltumseglung von Du Petit Thouars auf der Fregatte Venus beobachtet worden. Man gelangte am 14 August 1838 in der Nähe der Marquesas-Inseln plötzlich von einer sondirten Tiefe von 200 Faden über eine Sandbank, die nur mit 6 bis 8 Faden Wasser bedeckt war. Die Meeres-Temperatur blieb dieselbe: 21°,2 R. (vor der Bank in 6stündiger Fahrt 21°,4 und 21°,5; auf der Bank 21°,2; jenseits der Bank immerfort dieselbe Temperatur 21°,2). »On ne doit donc pas dire«, sagt Arago, »que l'eau doit toujours être plus froide sur un banc qu'en pleine mer. Le refroidissement est la conséquence ordinaire du peu de profondeur et du voisinage d'un banc; mais certaines causes peuvent masquer l'effet1 Eine plötzliche Abnahme der Wärme des Oceans ist immer der ernstesten Beachtung des Piloten werth; sie kündigt ihm eine Veränderung in der Strömung oder die Nähe einer Untiefe an: aber so wie es Untiefen giebt, auf denen das Wasser nicht milchig ist und die sich durch keine Farben-Verschiedenheit auszeichnen, so giebt es auch welche, die auf keine bemerkbare Weise die Temperatur des Wassers vermindern. Diese negative Behauptung wird auch bestätigt durch die Beobachtungen, welche Sabine unter dem Einfluß sehr heftiger Strömung (Pendulum Experiments 1825 p 445) an den überaus flachen Küsten (shallow coast) der Insel Maranham; und ein vortrefflicher Beobachter, Professor Meyen, bei den Sandwich-Inseln, bei Ascension und in der indo-chinesischen Gaspar-Straße (Reise des preußischen Schiffs Prinzessin Luise Th. II. S. 97 und 401) sammelten.

Auf Seereisen im hohen Norden hat man einen sehr

1 Voyage de la Vénus T. X. (Partie physique, par Mr. de Tessan) p. 29.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0016" n="46"/>
Anomalie ist auf der Weltumseglung von <persName>Du Petit Thouars</persName> auf der Fregatte Venus beobachtet worden. Man gelangte am 14 August 1838 in der Nähe der <placeName>Marquesas-Inseln</placeName> plötzlich von einer sondirten Tiefe von 200 Faden über eine Sandbank, die nur mit 6 bis 8 Faden Wasser bedeckt war. Die Meeres-Temperatur blieb dieselbe: 21°,2 R. (vor der Bank in 6stündiger Fahrt 21°,4 und 21°,5; auf der Bank 21°,2; jenseits der Bank immerfort dieselbe Temperatur 21°,2). »<hi rendition="#aq">On ne doit donc pas dire</hi>«, sagt <persName>Arago</persName>, »<hi rendition="#aq">que l'eau doit toujours être plus froide sur un banc qu'en pleine mer. Le refroidissement est la conséquence <hi rendition="#i">ordinaire</hi> du peu de profondeur et du voisinage d'un banc; mais certaines causes peuvent masquer l'effet</hi><note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Voyage de la Vénus</hi> T. X. (Partie physique, par Mr. de <hi rendition="#g">Tessan</hi>) p. 29.</hi><lb/></note> Eine plötzliche Abnahme der Wärme des Oceans ist immer der ernstesten Beachtung des Piloten werth; sie kündigt ihm eine Veränderung in der Strömung oder die Nähe einer Untiefe an: aber so wie es Untiefen giebt, auf denen das Wasser nicht milchig ist und die sich durch keine Farben-Verschiedenheit auszeichnen, so giebt es auch welche, die auf keine bemerkbare Weise die Temperatur des Wassers vermindern. Diese negative Behauptung wird auch bestätigt durch die Beobachtungen, welche <persName>Sabine</persName> unter dem Einfluß sehr heftiger Strömung (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Pendulum Experiments</hi> 1825 p 445</hi>) an den überaus flachen Küsten (<hi rendition="#aq">shallow coast</hi>) der Insel <placeName>Maranham</placeName>; und ein vortrefflicher Beobachter, Professor <persName>Meyen</persName>, bei den <placeName>Sandwich-Inseln</placeName>, bei <placeName>Ascension</placeName> und in der indo-chinesischen <placeName>Gaspar-Straße</placeName> (<hi rendition="#g">Reise des <choice><abbr>preuß.</abbr><expan>preußischen</expan></choice> Schiffs Prinzessin Luise</hi> Th. II. S. 97 und 401) sammelten.</p><lb/>
            <p>Auf Seereisen im hohen Norden hat man einen sehr<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0016] Anomalie ist auf der Weltumseglung von Du Petit Thouars auf der Fregatte Venus beobachtet worden. Man gelangte am 14 August 1838 in der Nähe der Marquesas-Inseln plötzlich von einer sondirten Tiefe von 200 Faden über eine Sandbank, die nur mit 6 bis 8 Faden Wasser bedeckt war. Die Meeres-Temperatur blieb dieselbe: 21°,2 R. (vor der Bank in 6stündiger Fahrt 21°,4 und 21°,5; auf der Bank 21°,2; jenseits der Bank immerfort dieselbe Temperatur 21°,2). »On ne doit donc pas dire«, sagt Arago, »que l'eau doit toujours être plus froide sur un banc qu'en pleine mer. Le refroidissement est la conséquence ordinaire du peu de profondeur et du voisinage d'un banc; mais certaines causes peuvent masquer l'effet.« 1 Eine plötzliche Abnahme der Wärme des Oceans ist immer der ernstesten Beachtung des Piloten werth; sie kündigt ihm eine Veränderung in der Strömung oder die Nähe einer Untiefe an: aber so wie es Untiefen giebt, auf denen das Wasser nicht milchig ist und die sich durch keine Farben-Verschiedenheit auszeichnen, so giebt es auch welche, die auf keine bemerkbare Weise die Temperatur des Wassers vermindern. Diese negative Behauptung wird auch bestätigt durch die Beobachtungen, welche Sabine unter dem Einfluß sehr heftiger Strömung (Pendulum Experiments 1825 p 445) an den überaus flachen Küsten (shallow coast) der Insel Maranham; und ein vortrefflicher Beobachter, Professor Meyen, bei den Sandwich-Inseln, bei Ascension und in der indo-chinesischen Gaspar-Straße (Reise des preuß. Schiffs Prinzessin Luise Th. II. S. 97 und 401) sammelten. Auf Seereisen im hohen Norden hat man einen sehr 1 Voyage de la Vénus T. X. (Partie physique, par Mr. de Tessan) p. 29.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/16
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/16>, abgerufen am 24.11.2024.