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Humboldt, Alexander von: Alexanders von Humboldt Gutachten über die Herantreibung des Meissner Stollns in die Freiberger Erzrefier. In: Herder, S. A. W. Frh von: Der tiefe Meissner Erbstolln. Leipzig, 1838, S. CXIII-CXXIV.

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übrigen Kosten sind nicht geringe, auf 189 Thaler pro Lachter, veranschlagt. Sie sind von der
Betriebszeit abhängig, vergrössern sich mit ihrer längern Dauer. Es wird um so mehr mit der
angesetzten Summe auszureichen, selbst weniger erforderlich sein, je rascher das Ziel erreicht
wird. Dies fordert dringend zur Beschleunigung der Arbeit auf, wenn sie einmal angefangen
ist. Die ganze Summe der Stollnkosten bis zum Halsbrückner Spat beläuft sich nach Abzug des
Werthes der übrigbleibenden Maschinen auf 3608385 Thaler. Bei 40jährigem Betriebe werden
durchschnittlich auf ein Jahr 90000 Thaler erfordert; wahrscheinlich weniger; bei 47jähriger
Betriebszeit im Durchschnitt 76775 Thaler. Die Summen vertheilen sich nicht gleichförmig über
die ganze Zeit. Die ersten Jahre erfordern mehr, wegen der Erbauung der Wasserhaltungsma-
schinen. Dieser Umstand, weniger geeignet, Schwierigkeiten zu erregen, sichert das Unterneh-
men. Für die nächste Zukunft ist wahrscheinlich die Herbeischaffung der Geldmittel leichter,
sicherer, als für eine entferntere. Unerwartete allgemeine Störungen lassen sich alsdann leichter
überwinden, das Ganze ist nicht mehr auf das Spiel gesetzt. Nach Verlauf der ersten 10 Jahre
werden 60000 Thaler jährlich genügen, die Anlage in der vorgesetzten Zeit zu vollenden.

Von dem Halsbrückener Spat tritt der Meissner Stolln in die Reihe derjenigen Arbeiten,
welche bis dahin und ferner, aus den eigenen Kräften des Bergbaues, zu seinem weitern Fort-
bestehen auszuführen sind. Vom Lorenz- bis Reiche Zeche sind 1773 Lachter. Aber welche
edlen Mittel liegen hier auch nicht vor!

Der Stollngang oder Rothgrübner Stehende, auf dem der tiefe Fürstenstolln getrieben ist,
dessen Verumbruchung als erste Vorarbeit zu seiner Wiederaufnahme seit 1832 angefangen, nur
bis dritte Gezeugstrecke gebaut, hat von 1524 bis 1800 für 173144 Thaler Erze geliefert. Bei
der Mächtigkeit (von 1/4-1 Lachter), der bekannten Längenausdehnung von 2000 Lachter, und
dem Aufschliessen benachbarter Gänge ist ein vortheilhafter Bau mindestens bis neunte Gezeug-
strecke wahrscheinlich; der Erzfall ist nicht in bestimmten Zahlen nachzuweisen, sicherlich
mehrere Millionen Thaler. Der Kühschacht sammt Methusalem hat von 1524 bis 1800 für
2138447 Thaler Erze bis zur siebenten Gezeugstrecke hergegeben; ist der Gang nur noch zwei
Gezeugstrecken tiefer fortzubringen, so lässt sich mit Recht ein grosser Vortheil davon er-
warten.

Der Thurmhöfer Zug hat bereits für 4402427 Thaler Erze geliefert, und kann noch mehr
Gezeugstrecken tiefer abgebaut werden; auf dem Hohebirkner Zug kommt der Meissner Stolln
zwischen sechste und siebente Gezeugstrecke ein, bis zur neunten hat derselbe für 8469622 Tha-
ler Erze hergegeben; er ist dann bis zur äussersten Grenze seiner Erzführung zu verfolgen.
Diese Aufschlüsse in der Meissner Stollnsohle geschehen, während der Halsbrückener Spat mit
Hülfe desselben bereits die Erzlieferung der Refier (auf 40 Jahre) allein sicher stellt.

Hiernach ist kein Zweifel, dass die Freiberger Refier eine so tiefe Stollnlösung verdient,
und die darauf gewendeten Kosten nicht vergeblich verwendet werden.

In dem Triennio 1828-1830 hat dieselbe 174704 Mark Silber in den mit 1520315 Thaler
bezahlten 575334 Centner 4 7/8 löthigen Erzen, also im Durchschnitt eine halbe Million Thaler Erze
jährlich geliefert. Während der Betriebszeit des Stollns (zu 40 Jahren gerechnet) werden diesen
Gängen noch für 20 Millionen Thaler Erze entnommen; dann bleiben noch für 71 Millionen
Thaler (nur auf den durch jetzige Aufschlüsse und sichere Nachrichten bekannten Gängen) übrig,
wodurch das Bestehen des Freiberger Bergbaues auf fernere 142 Jahre nach dem Einkommen
des Meissner Stolln auf den Halsbrückner Spat, bei gleicher Silberproduction gesichert ist. Dies
Resultat zu erreichen, ist die Verwendung einer Summe von etwas über 31/2 Million Thaler nicht
zu gross.

Dem Unglauben an der Reichhaltigkeit der Freiberger Gänge in grosser noch nicht erreich-
ter Teufe stehen die bestimmtesten Erfahrungen entgegen. Der Ludwiger Spat (Churprinz), das

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übrigen Kosten sind nicht geringe, auf 189 Thaler pro Lachter, veranschlagt. Sie sind von der
Betriebszeit abhängig, vergrössern sich mit ihrer längern Dauer. Es wird um so mehr mit der
angesetzten Summe auszureichen, selbst weniger erforderlich sein, je rascher das Ziel erreicht
wird. Dies fordert dringend zur Beschleunigung der Arbeit auf, wenn sie einmal angefangen
ist. Die ganze Summe der Stollnkosten bis zum Halsbrückner Spat beläuft sich nach Abzug des
Werthes der übrigbleibenden Maschinen auf 3608385 Thaler. Bei 40jährigem Betriebe werden
durchschnittlich auf ein Jahr 90000 Thaler erfordert; wahrscheinlich weniger; bei 47jähriger
Betriebszeit im Durchschnitt 76775 Thaler. Die Summen vertheilen sich nicht gleichförmig über
die ganze Zeit. Die ersten Jahre erfordern mehr, wegen der Erbauung der Wasserhaltungsma-
schinen. Dieser Umstand, weniger geeignet, Schwierigkeiten zu erregen, sichert das Unterneh-
men. Für die nächste Zukunft ist wahrscheinlich die Herbeischaffung der Geldmittel leichter,
sicherer, als für eine entferntere. Unerwartete allgemeine Störungen lassen sich alsdann leichter
überwinden, das Ganze ist nicht mehr auf das Spiel gesetzt. Nach Verlauf der ersten 10 Jahre
werden 60000 Thaler jährlich genügen, die Anlage in der vorgesetzten Zeit zu vollenden.

Von dem Halsbrückener Spat tritt der Meissner Stolln in die Reihe derjenigen Arbeiten,
welche bis dahin und ferner, aus den eigenen Kräften des Bergbaues, zu seinem weitern Fort-
bestehen auszuführen sind. Vom Lorenz- bis Reiche Zeche sind 1773 Lachter. Aber welche
edlen Mittel liegen hier auch nicht vor!

Der Stollngang oder Rothgrübner Stehende, auf dem der tiefe Fürstenstolln getrieben ist,
dessen Verumbruchung als erste Vorarbeit zu seiner Wiederaufnahme seit 1832 angefangen, nur
bis dritte Gezeugstrecke gebaut, hat von 1524 bis 1800 für 173144 Thaler Erze geliefert. Bei
der Mächtigkeit (von ¼–1 Lachter), der bekannten Längenausdehnung von 2000 Lachter, und
dem Aufschliessen benachbarter Gänge ist ein vortheilhafter Bau mindestens bis neunte Gezeug-
strecke wahrscheinlich; der Erzfall ist nicht in bestimmten Zahlen nachzuweisen, sicherlich
mehrere Millionen Thaler. Der Kühschacht sammt Methusalem hat von 1524 bis 1800 für
2138447 Thaler Erze bis zur siebenten Gezeugstrecke hergegeben; ist der Gang nur noch zwei
Gezeugstrecken tiefer fortzubringen, so lässt sich mit Recht ein grosser Vortheil davon er-
warten.

Der Thurmhöfer Zug hat bereits für 4402427 Thaler Erze geliefert, und kann noch mehr
Gezeugstrecken tiefer abgebaut werden; auf dem Hohebirkner Zug kommt der Meissner Stolln
zwischen sechste und siebente Gezeugstrecke ein, bis zur neunten hat derselbe für 8469622 Tha-
ler Erze hergegeben; er ist dann bis zur äussersten Grenze seiner Erzführung zu verfolgen.
Diese Aufschlüsse in der Meissner Stollnsohle geschehen, während der Halsbrückener Spat mit
Hülfe desselben bereits die Erzlieferung der Refier (auf 40 Jahre) allein sicher stellt.

Hiernach ist kein Zweifel, dass die Freiberger Refier eine so tiefe Stollnlösung verdient,
und die darauf gewendeten Kosten nicht vergeblich verwendet werden.

In dem Triennio 1828–1830 hat dieselbe 174704 Mark Silber in den mit 1520315 Thaler
bezahlten 575334 Centner 4⅞löthigen Erzen, also im Durchschnitt eine halbe Million Thaler Erze
jährlich geliefert. Während der Betriebszeit des Stollns (zu 40 Jahren gerechnet) werden diesen
Gängen noch für 20 Millionen Thaler Erze entnommen; dann bleiben noch für 71 Millionen
Thaler (nur auf den durch jetzige Aufschlüsse und sichere Nachrichten bekannten Gängen) übrig,
wodurch das Bestehen des Freiberger Bergbaues auf fernere 142 Jahre nach dem Einkommen
des Meissner Stolln auf den Halsbrückner Spat, bei gleicher Silberproduction gesichert ist. Dies
Resultat zu erreichen, ist die Verwendung einer Summe von etwas über 3½ Million Thaler nicht
zu gross.

Dem Unglauben an der Reichhaltigkeit der Freiberger Gänge in grosser noch nicht erreich-
ter Teufe stehen die bestimmtesten Erfahrungen entgegen. Der Ludwiger Spat (Churprinz), das

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[CXXIII/0007] Beilage No. XII. übrigen Kosten sind nicht geringe, auf 189 Thaler pro Lachter, veranschlagt. Sie sind von der Betriebszeit abhängig, vergrössern sich mit ihrer längern Dauer. Es wird um so mehr mit der angesetzten Summe auszureichen, selbst weniger erforderlich sein, je rascher das Ziel erreicht wird. Dies fordert dringend zur Beschleunigung der Arbeit auf, wenn sie einmal angefangen ist. Die ganze Summe der Stollnkosten bis zum Halsbrückner Spat beläuft sich nach Abzug des Werthes der übrigbleibenden Maschinen auf 3608385 Thaler. Bei 40jährigem Betriebe werden durchschnittlich auf ein Jahr 90000 Thaler erfordert; wahrscheinlich weniger; bei 47jähriger Betriebszeit im Durchschnitt 76775 Thaler. Die Summen vertheilen sich nicht gleichförmig über die ganze Zeit. Die ersten Jahre erfordern mehr, wegen der Erbauung der Wasserhaltungsma- schinen. Dieser Umstand, weniger geeignet, Schwierigkeiten zu erregen, sichert das Unterneh- men. Für die nächste Zukunft ist wahrscheinlich die Herbeischaffung der Geldmittel leichter, sicherer, als für eine entferntere. Unerwartete allgemeine Störungen lassen sich alsdann leichter überwinden, das Ganze ist nicht mehr auf das Spiel gesetzt. Nach Verlauf der ersten 10 Jahre werden 60000 Thaler jährlich genügen, die Anlage in der vorgesetzten Zeit zu vollenden. Von dem Halsbrückener Spat tritt der Meissner Stolln in die Reihe derjenigen Arbeiten, welche bis dahin und ferner, aus den eigenen Kräften des Bergbaues, zu seinem weitern Fort- bestehen auszuführen sind. Vom Lorenz- bis Reiche Zeche sind 1773 Lachter. Aber welche edlen Mittel liegen hier auch nicht vor! Der Stollngang oder Rothgrübner Stehende, auf dem der tiefe Fürstenstolln getrieben ist, dessen Verumbruchung als erste Vorarbeit zu seiner Wiederaufnahme seit 1832 angefangen, nur bis dritte Gezeugstrecke gebaut, hat von 1524 bis 1800 für 173144 Thaler Erze geliefert. Bei der Mächtigkeit (von ¼–1 Lachter), der bekannten Längenausdehnung von 2000 Lachter, und dem Aufschliessen benachbarter Gänge ist ein vortheilhafter Bau mindestens bis neunte Gezeug- strecke wahrscheinlich; der Erzfall ist nicht in bestimmten Zahlen nachzuweisen, sicherlich mehrere Millionen Thaler. Der Kühschacht sammt Methusalem hat von 1524 bis 1800 für 2138447 Thaler Erze bis zur siebenten Gezeugstrecke hergegeben; ist der Gang nur noch zwei Gezeugstrecken tiefer fortzubringen, so lässt sich mit Recht ein grosser Vortheil davon er- warten. Der Thurmhöfer Zug hat bereits für 4402427 Thaler Erze geliefert, und kann noch mehr Gezeugstrecken tiefer abgebaut werden; auf dem Hohebirkner Zug kommt der Meissner Stolln zwischen sechste und siebente Gezeugstrecke ein, bis zur neunten hat derselbe für 8469622 Tha- ler Erze hergegeben; er ist dann bis zur äussersten Grenze seiner Erzführung zu verfolgen. Diese Aufschlüsse in der Meissner Stollnsohle geschehen, während der Halsbrückener Spat mit Hülfe desselben bereits die Erzlieferung der Refier (auf 40 Jahre) allein sicher stellt. Hiernach ist kein Zweifel, dass die Freiberger Refier eine so tiefe Stollnlösung verdient, und die darauf gewendeten Kosten nicht vergeblich verwendet werden. In dem Triennio 1828–1830 hat dieselbe 174704 Mark Silber in den mit 1520315 Thaler bezahlten 575334 Centner 4⅞löthigen Erzen, also im Durchschnitt eine halbe Million Thaler Erze jährlich geliefert. Während der Betriebszeit des Stollns (zu 40 Jahren gerechnet) werden diesen Gängen noch für 20 Millionen Thaler Erze entnommen; dann bleiben noch für 71 Millionen Thaler (nur auf den durch jetzige Aufschlüsse und sichere Nachrichten bekannten Gängen) übrig, wodurch das Bestehen des Freiberger Bergbaues auf fernere 142 Jahre nach dem Einkommen des Meissner Stolln auf den Halsbrückner Spat, bei gleicher Silberproduction gesichert ist. Dies Resultat zu erreichen, ist die Verwendung einer Summe von etwas über 3½ Million Thaler nicht zu gross. Dem Unglauben an der Reichhaltigkeit der Freiberger Gänge in grosser noch nicht erreich- ter Teufe stehen die bestimmtesten Erfahrungen entgegen. Der Ludwiger Spat (Churprinz), das Q 2

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Alexanders von Humboldt Gutachten über die Herantreibung des Meissner Stollns in die Freiberger Erzrefier. In: Herder, S. A. W. Frh von: Der tiefe Meissner Erbstolln. Leipzig, 1838, S. CXIII-CXXIV, S. CXXIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gutachten_1838/7>, abgerufen am 22.11.2024.