Humboldt, Wilhelm von: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Breslau, 1851.verzichten, die Reihe dieser Gegensätze, die sich Jedem von Eine wie grosse Bedeutung nun auch die Schrift nach dem verzichten, die Reihe dieser Gegensätze, die sich Jedem von Eine wie grosse Bedeutung nun auch die Schrift nach dem <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="XXII"/> verzichten, die Reihe dieser Gegensätze, die sich Jedem von<lb/> selbst darbieten, weiter fortzuführen. Nur eine Bemerkung<lb/> will ich nicht unterdrücken, die sich mir aufdrängt, indem ich<lb/> dies Jugendwerk Humboldts im Zusammenhange mit den Ver-<lb/> hältnissen denke, unter denen es entstanden ist. Es war die<lb/> erste bedeutendere Frucht der Musse, die er sich durch Auf-<lb/> geben des Staatsdienstes geschaffen hatte. Wir begreifen nun,<lb/> dass es einem Geiste, der sich mit solchen Entwürfen trug, in<lb/> der Enge des Gerichtszimmers nicht hatte behagen können.<lb/> Aber wir preisen auch den Mann glücklich, dem es vergönnt<lb/> war, die Schranken zu vernichten, da sie kaum begonnen hatten,<lb/> ihm fühlbar zu werden. Wie ist dagegen so manche edle Na-<lb/> tur, die wohl nicht minder zukunftreiche Keime des Grossen<lb/> und Schönen in sich getragen, — gezwungen, im Alter der<lb/> Ideale in dem Joche des Alltagslebens zu ziehen, an demselben<lb/> Conflicte zu Grunde gegangen, dem sich Humboldt mit leich-<lb/> ter Mühe entziehen konnte. Den Kampf, den er als einen<lb/> praktischen unter allgemeiner Missbilligung seiner Freunde<lb/> durch einen so schnellen Rückzug abbrach, hat er dann in der<lb/> vorliegenden Schrift als einen theoretischen wieder aufgenom-<lb/> men und mit Geist, Kühnheit und Feuer zu Ende geführt.</p><lb/> <p>Eine wie grosse Bedeutung nun auch die Schrift nach dem<lb/> Allen als ergänzendes Document für die Geschichte von Hum-<lb/> boldts innerem Leben hat, so ist doch, wie sich von selbst ver-<lb/> steht, das Interesse derselben damit keinesweges erschöpft. Ihr<lb/> Werth liegt durchaus nicht ausschliesslich in dieser <hi rendition="#g">subjecti-<lb/> ven</hi> Richtung. Von rein <hi rendition="#g">objectiven</hi> Gesichtspunkten aus<lb/> betrachtet, stellt sie sich als eine nicht minder erhebliche Be-<lb/> reicherung unsrer Literatur dar. Nicht als ob der hier festge-<lb/> haltene politische Standpunkt für unsre heutige Staatswissen-<lb/> schaft irgendwie maassgebend werden könnte. Diese Betrach-<lb/> tungsweise, welcher der Staat zuletzt doch nur wie ein<lb/> nothwendiges Uebel erscheint, das man auf das möglichst<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [XXII/0030]
verzichten, die Reihe dieser Gegensätze, die sich Jedem von
selbst darbieten, weiter fortzuführen. Nur eine Bemerkung
will ich nicht unterdrücken, die sich mir aufdrängt, indem ich
dies Jugendwerk Humboldts im Zusammenhange mit den Ver-
hältnissen denke, unter denen es entstanden ist. Es war die
erste bedeutendere Frucht der Musse, die er sich durch Auf-
geben des Staatsdienstes geschaffen hatte. Wir begreifen nun,
dass es einem Geiste, der sich mit solchen Entwürfen trug, in
der Enge des Gerichtszimmers nicht hatte behagen können.
Aber wir preisen auch den Mann glücklich, dem es vergönnt
war, die Schranken zu vernichten, da sie kaum begonnen hatten,
ihm fühlbar zu werden. Wie ist dagegen so manche edle Na-
tur, die wohl nicht minder zukunftreiche Keime des Grossen
und Schönen in sich getragen, — gezwungen, im Alter der
Ideale in dem Joche des Alltagslebens zu ziehen, an demselben
Conflicte zu Grunde gegangen, dem sich Humboldt mit leich-
ter Mühe entziehen konnte. Den Kampf, den er als einen
praktischen unter allgemeiner Missbilligung seiner Freunde
durch einen so schnellen Rückzug abbrach, hat er dann in der
vorliegenden Schrift als einen theoretischen wieder aufgenom-
men und mit Geist, Kühnheit und Feuer zu Ende geführt.
Eine wie grosse Bedeutung nun auch die Schrift nach dem
Allen als ergänzendes Document für die Geschichte von Hum-
boldts innerem Leben hat, so ist doch, wie sich von selbst ver-
steht, das Interesse derselben damit keinesweges erschöpft. Ihr
Werth liegt durchaus nicht ausschliesslich in dieser subjecti-
ven Richtung. Von rein objectiven Gesichtspunkten aus
betrachtet, stellt sie sich als eine nicht minder erhebliche Be-
reicherung unsrer Literatur dar. Nicht als ob der hier festge-
haltene politische Standpunkt für unsre heutige Staatswissen-
schaft irgendwie maassgebend werden könnte. Diese Betrach-
tungsweise, welcher der Staat zuletzt doch nur wie ein
nothwendiges Uebel erscheint, das man auf das möglichst
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