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Humboldt, Alexander von: Ueber die Gesetze, welche man in der Verteilung der Pflanzenformen beobachtet. In: Journal für Chemie und Physik, Bd. 18, H. 2 (1816), S. 129-145.

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A. v. Humboldt über die Gesetze, welche
kommen, ist die Vegetationslinie in Lappland, den
Pyrenäen, auf dem Rücken der Alpen, am Cau-
casus und in den Cordillieren Amerika's zu be-
stimmen.

Die Pflanzen, welche über die Oberfläche un-
serer Erde verbreitet sind, bieten, wenn man sie
nach Klassen oder natürlichen Familien betrachtet,
auffallende Unterschiede dar, in Beziehung auf die
Vertheilung der Formen. Die Gesetze dieser Ver-
theilung sind es, welchen ich neuerlich meine Un-
tersuchungen widmete. Wenn man sich hierin auf
die Länder*) beschränkt, deren Pflanzenarten ge-
nau gekannt sind, und die ganze Anzahl in die
Gruppen der Spelzblüthigen**), der Hülsentragen-
den, der Zweilippigen, der Zusammengesetzten
(Glumaceae, Leguminosae, Labiatae, Compositae)
u. s. f. eintheilt, so findet man Zahlenverhältnisse,
welche sehr regelmäsige Reihen bilden. Man sieht
gewisse Formen gemeiner werden vom Aequator
gegen den Pol hin, wie die Farrenkräuter, die Glu-
maceae, die Ericineae, die Rhododendra. Andere
Formen dagegen werden häufiger, je näher man von
den Polen nach dem Aequator kömmt; sie können
in unserer Hemisphäre wie mittägliche Formen an-
gesehen werden: so die Rubiaceae, die Malvaceae,
Euphorbiaceae, Leguminosae, Compositae***).

*) Frankreich, Lappland, England u. s. w. nach den Be-
obachtungen der Hrn. Wahlenberg, Buch, Ramond,
Decandolle und Smith.
**) Die Glumaceae enthalten 3 Familien: Gramineae, Cy-
peraceae und Juncaceae.
***) Wir nennen hier für Physiker, welche mit der be-
schreibenden Botanik weniger bekannt sind, einige

A. v. Humboldt über die Gesetze, welche
kommen, ist die Vegetationslinie in Lappland, den
Pyrenäen, auf dem Rücken der Alpen, am Cau-
casus und in den Cordillieren Amerika's zu be-
stimmen.

Die Pflanzen, welche über die Oberfläche un-
serer Erde verbreitet sind, bieten, wenn man sie
nach Klassen oder natürlichen Familien betrachtet,
auffallende Unterschiede dar, in Beziehung auf die
Vertheilung der Formen. Die Gesetze dieser Ver-
theilung sind es, welchen ich neuerlich meine Un-
tersuchungen widmete. Wenn man sich hierin auf
die Länder*) beschränkt, deren Pflanzenarten ge-
nau gekannt sind, und die ganze Anzahl in die
Gruppen der Spelzblüthigen**), der Hülsentragen-
den, der Zweilippigen, der Zusammengesetzten
(Glumaceae, Leguminosae, Labiatae, Compositae)
u. s. f. eintheilt, so findet man Zahlenverhältnisse,
welche sehr regelmäsige Reihen bilden. Man sieht
gewisse Formen gemeiner werden vom Aequator
gegen den Pol hin, wie die Farrenkräuter, die Glu-
maceae, die Ericineae, die Rhododendra. Andere
Formen dagegen werden häufiger, je näher man von
den Polen nach dem Aequator kömmt; sie können
in unserer Hemisphäre wie mittägliche Formen an-
gesehen werden: so die Rubiaceae, die Malvaceae,
Euphorbiaceae, Leguminosae, Compositae***).

*) Frankreich, Lappland, England u. s. w. nach den Be-
obachtungen der Hrn. Wahlenberg, Buch, Ramond,
Decandolle und Smith.
**) Die Glumaceae enthalten 3 Familien: Gramineae, Cy-
peraceae und Juncaceae.
***) Wir nennen hier für Physiker, welche mit der be-
schreibenden Botanik weniger bekannt sind, einige
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[132/0004] A. v. Humboldt über die Gesetze, welche kommen, ist die Vegetationslinie in Lappland, den Pyrenäen, auf dem Rücken der Alpen, am Cau- casus und in den Cordillieren Amerika's zu be- stimmen. Die Pflanzen, welche über die Oberfläche un- serer Erde verbreitet sind, bieten, wenn man sie nach Klassen oder natürlichen Familien betrachtet, auffallende Unterschiede dar, in Beziehung auf die Vertheilung der Formen. Die Gesetze dieser Ver- theilung sind es, welchen ich neuerlich meine Un- tersuchungen widmete. Wenn man sich hierin auf die Länder *) beschränkt, deren Pflanzenarten ge- nau gekannt sind, und die ganze Anzahl in die Gruppen der Spelzblüthigen **), der Hülsentragen- den, der Zweilippigen, der Zusammengesetzten (Glumaceae, Leguminosae, Labiatae, Compositae) u. s. f. eintheilt, so findet man Zahlenverhältnisse, welche sehr regelmäsige Reihen bilden. Man sieht gewisse Formen gemeiner werden vom Aequator gegen den Pol hin, wie die Farrenkräuter, die Glu- maceae, die Ericineae, die Rhododendra. Andere Formen dagegen werden häufiger, je näher man von den Polen nach dem Aequator kömmt; sie können in unserer Hemisphäre wie mittägliche Formen an- gesehen werden: so die Rubiaceae, die Malvaceae, Euphorbiaceae, Leguminosae, Compositae ***). *) Frankreich, Lappland, England u. s. w. nach den Be- obachtungen der Hrn. Wahlenberg, Buch, Ramond, Decandolle und Smith. **) Die Glumaceae enthalten 3 Familien: Gramineae, Cy- peraceae und Juncaceae. ***) Wir nennen hier für Physiker, welche mit der be- schreibenden Botanik weniger bekannt sind, einige

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die Gesetze, welche man in der Verteilung der Pflanzenformen beobachtet. In: Journal für Chemie und Physik, Bd. 18, H. 2 (1816), S. 129-145, hier S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gesetze_1816/4>, abgerufen am 19.04.2024.